Der 54-Jährige soll mit neun Kilogramm Kokain aus Venezuela gehandelt haben. Das Landgericht verhandelt den Fall.

Hamburg. "Bald wird es in Hamburg schneien, und zwar im Sommer", hatte Hans-Joachim ("Joe") Marx (54) früher mal gegenüber Bekannten verkündet. Er spielte damit allerdings nicht auf das Wetter an - sondern auf die Einfuhr von Kokain, mit der er sich seit Jahrzehnten immer wieder beschäftigte. Seit einem Jahr wird gegen ihn verhandelt, Marx steht erneut wegen Handelns und Einfuhr der weißen Droge vor Gericht. Es ist derzeit einer der spektakulärsten Drogenprozesse Hamburgs.

Genau gesagt geht es um neun Kilogramm, die Marx von Venezuela für Europa geordert haben soll. Wert auf dem Schwarzmarkt: rund eine halbe Million Euro. Ein Komplize wurde in Hamburg mit zwei Kilo Koks festgenommen.

Marx verzieht keine Miene, als der Oberstaatsanwalt für ihn neun Jahre Haft fordert und die Sicherungsverwahrung. Für drei Mitangeklagte, die an dem Deal mitgewirkt haben sollen, plädiert er auf Strafen von sechseinhalb, dreieinhalb beziehungsweise einem Jahr auf Bewährung.

Marx habe den Deal in Südamerika angeschoben, sagt der Ankläger, "er war der Chef." Da Marx immer wieder mit Drogendelikten auffiel, einen Hang zu solchen Straftaten habe, müsse dieser nach Verbüßung der Strafe in Sicherungshaft, fordert er.

Zuvor hatte sich Marx zu Wort gemeldet. Vor sich hat er eine Menge Zettel ausgebreitet. Beweisanträge und Erklärungen. "Was bitte ist das für ein Unsinn", sagt er einmal zu Detail-Vorwürfen aus der Anklage, und seine Stimme wird laut. Seine Haare sind grauer geworden im Laufe der Jahre und länger, wie sein Strafregister.

Sein Leben ist schillernd: Als Zirkusarbeiter verdiente er sich seine Brötchen, als Bordellbetreiber und als Discjockey. Und: Immer wieder mit Koks. Zuletzt verbüßte er eine mehrjährige Haftstrafe wegen eines Koks-Deals von 100 Kilo aus Südamerika. Als er 1987 eine siebenjährige Haftstrafe im Gefängnis "Santa Fu" absaß, prahlte er, er wolle ein 500-Kilo-Koks-Geschäft abwickeln. Um an die Hintermänner heranzukommen, entließen die Behörden Marx vorzeitig aus der Haft und observierten ihn. Doch: 1991 setzte sich Marx nach Kolumbien ab. Er heiratete dort, wurde Vater zweier Kinder und führte ein bürgerliches Leben. Als der Koks-König seine Verbindungen aufleben ließ und wieder mit Drogen handelte, wurde er 1995 festgenommen und nach Deutschland abgeschoben. 1998 wurde er zu zehn Jahren und neun Monaten verurteilt. 2005 entließ man ihn vorzeitig. In der Haft hat sich Marx sogar überlegt, ob sein Leben nicht verfilmt werden soll. In der Hauptrolle: Joe Marx - Träume eines Häftlings. Der Prozess wird fortgesetzt. Ein Urteil soll voraussichtlich im Sommer verkündet werden.