Hamburg. Auch wurden die Chefbüros aufwendig renoviert. Linkspartei: „Vorstand verschleudert Geld.“ Unternehmen weist Kritik zurück.

Die Führung der Hamburger Hochbahn um den neuen Vorstandschef Robert Henrich hat zuletzt sehr viel Geld für eine Führungskräftetagung und die Erneuerung der eigenen Büros ausgegeben. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der Linken hervor.

Demnach wurden für eine zweitägige Klausur in Travemünde im November neben rund 66.000 Euro für Übernachtung, Verpflegung und Raummiete etwa 84.000 Euro für externe Beratung, 24.000 Euro für Präsentationen und fast 20.000 Euro für Materialien gezahlt, insgesamt also etwa 194.000 Euro. Anwesend waren dabei laut Senat 126 Führungskräfte der Hochbahn. Die Linke hat dem Hochbahn-Vorstand nun vorgeworfen, Geld zu „verschleudern“. Zuerst hatte der NDR über das Thema berichtet.

Der Beratungsauftrag für die „Kulturentwicklung, Teamarbeit und Führung“ wurde dabei laut Senatsantwort ohne Ausschreibung vergeben. Auch bei der Renovierung von zwei Vorstandsbüros hat man nicht gespart. So hat die Hochbahn 2023 und 2024 insgesamt fast 87.000 Euro für deren Erneuerung ausgegeben. Laut Senatsantwort seien die beiden Büros „längere Zeit nicht renoviert“ worden und werden auch als Besprechungsräume genutzt.

„Gebaren des neuen Hochbahn-Vorstands ist nicht hinnehmbar“

Der Vorstand plant laut einer Ankündigung auf der Betriebsversammlung der Hochbahn, ein „Effizienzprogramm“ aufzulegen. Dabei sollen laut Senatsantwort 1,2 Millionen Euro für weitere externe Beratungen ausgegeben werden.

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„Das Gebaren des neuen Vorstandes ist nicht hinnehmbar“, sagte Linken-Verkehrspolitikerin Heike Sudmann. „Das Sprichwort sagt ‚Neue Besen kehren gut‘, bei der Hochbahn allerdings kehren die neuen Besen das Geld zum Fenster hinaus. Die schlechte Stimmung bei den Führungskräften und vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Hochbahn wird dem neuen Vorstand zugeschrieben.“

Neue Büros für Chefs, aber „keine neuen Möbel für Mitarbeiter“

Das rechtfertige „in keinster Weise, für eine zweitägige Klausur mit 126 Führungskräften über 190.000 Euro auszugeben“, sagte Sudmann. „Dass der Vorstand für diese zwei Tage zehn externe Beraterinnen und Berater für 84.000 Euro beschäftigt hat, zeugt nicht von Führungsverantwortung, sondern wirkt wie eine Verzweiflungstat.“ Wenn Mitarbeiter keine neuen Büromöbel erhielten, für die Renovierung von zwei Vorstandsbüros aber 87.000 Euro ausgegeben werden, werde die Stimmung im Betrieb „bestimmt nicht besser“, so die Linken-Bürgerschaftsabgeordnete.

Erklärungsbedürftig sei auch, „dass der Vorstand knapp 40-mal ein Flugzeug genutzt hat, obwohl viele Ziele gut mit der Bahn zu erreichen gewesen wären“, so Sudmann mit Verweis auf die Senatsantwort. „Weshalb der Vorstand fünfmal nach Wien und dreimal nach Barcelona fliegen musste, erschließt sich ebenso wenig wie der Flug nach Stavanger.“

Fliegt der Hochbahn-Chef zu viel durch die Welt?

„Es ist ein Hohn, wenn der Vorstand nun ein Effizienzprogramm für Einsparungen auflegen will und dafür 1,2 Millionen Euro nur für externe Beratung ausgeben will. Dieses Geld kann gespart werden, wenn der Vorstand bei sich selbst anfängt und wenn er seine Aufgaben mal selbst wahrnimmt.“

Die Hochbahn hat die Kritik der Linken deutlich zurückgewiesen und die teure Führungskräfteklausur verteidigt. „Erstmals konnte der neue Vorstand (in den letzten 1,5 Jahren haben drei der vier Vorstände neu angefangen) mit der Führungsmannschaft an diesen wichtigen und zukunftsweisenden Themen arbeiten“, schrieb Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum dem Abendblatt. „Mit dieser Tagung wurde der Grundstein für die wichtige Weiterentwicklung des Unternehmens gelegt, um die Hochbahn weiterzuentwickeln und die entscheidenden Weichen zu stellen, die Mobilitätswende in Hamburg zu erreichen.“

Hochbahn weist die Kritik zurück: „Ausgaben absolut im üblichen Rahmen“

Im Zusammenhang mit den Wechseln auf der Vorstandsebene seien in den letzten beiden Jahren drei Vorstandsbüros renoviert worden, so Kreienbaum. „Dazu gehört auch die Ausrüstung mit zeitgemäßer Medien- und Kommunikationstechnik (auch für die Nutzung als Besprechungs- und Präsentationsräume), da die letzten Renovierungen mehr als zehn Jahre zurücklagen. Die Ausstattung der Arbeitsplätze aller Mitarbeitenden mit zeitgemäßer Technik und entsprechend der ergonomischem Anforderungen ist für die Hochbahn erklärte Maßgabe.“ Die Ausgaben für beide Bereiche bewegten sich „in dem absolut üblichen Rahmen für derartige Vorhaben“.

Zur Kritik an den Flügen sagte der Hochbahn-Sprecher: „Alle Mitarbeitenden (und dies gilt auch für die Vorstände) nutzen in der Regel die Bahn für Dienstreisen außerhalb Hamburgs. In Einzelfällen kann ein Flugzeug genutzt werden, wenn es terminlich nicht anders möglich ist.“ Dies sei bei den in der Senatsantwort aufgelisteten Flügen der Fall gewesen.