Hamburg. Kostenlose Nachhilfe für 74.000 Gymnasiasten in Mathe, Deutsch und Englisch. In welchem Fach die Schülerförderung am erfolgreichsten ist.
- Hamburg bietet als einziges Bundesland am Gymnasium eine kostenlose Lernförderung an
- Fast jeder dritte Schüler nimmt freiwillig daran teil
- Anteil der Abschulungen in Hamburg konnte durch Lernförderung deutlich gesenkt werden
Eine Fünf in Mathe, Schwierigkeiten in Deutsch oder Probleme in Englisch – viele Schüler und Schülerinnen haben Probleme in den sogenannten Kernfächern in der Schule. Manchmal sind die Lernschwierigkeiten so groß, dass Kindern eine Abschulung vom Gymnasium droht. Aus diesem Grund bietet Hamburg als einziges Bundesland eine kostenlose schulische Lernförderung („Nachhilfe“) an.
Mit Erfolg, wie jetzt aktuelle Zahlen zeigen. Bei 28 Prozent der Sechstklässler am Gymnasium konnte durch die gezielte Lernförderung eine Abschulung verhindert werden.
Abschulungen: Wie Hamburg das bei fast jedem dritten Kind verhindert
Insgesamt 74.000 Schülerinnen und Schüler haben im letzten Schuljahr 2023/24 laut einer aktuellen Auswertung an 12.000 Kursen teilgenommen. Die Förderung betraf vor allem die Kernfächer Mathematik, Deutsch und Englisch. Je nach Schulform nehmen bis zu 28 Prozent der Schülerinnen und Schüler freiwillig teil. Die Kosten belaufen sich auf rund 15 Millionen Euro.
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„Hamburg bietet als einziges Bundesland eine kostenlose schulische Lernförderung an allen Schulen an und ist damit erfolgreich: Der Anteil der Klassenwiederholungen konnte deutlich gesenkt werden, die meisten geförderten Schülerinnen und Schüler können die Lernförderung nach spätestens einem Jahr wieder verlassen und zudem können viele Abschulungen von 6.-Klässler:innen am Gymnasium verhindert werden“, so Schulsenatorin Ksenija Bekeris. Sie freue sich besonders, dass je nach Schulform bis zu 28 Prozent der Kinder und Jugendlichen freiwillig an dem Programm teilnehmen.
Weniger Klassenwiederholungen, weniger Abschulungen
Die Ergebnisse im Detail:
- Teilnahmen: Im 1. Halbjahr 2023/24 gab es insgesamt 33.520, im 2. Halbjahr 40.441 Teilnahmen. Im 2. Halbjahr erhöhte sich die Zahl der Teilnahmen um rund 20 Prozent, da es dann darum geht, die Leistungsanforderungen bis zum Ende des Schuljahres zu erreichen. Das gilt insbesondere für die Jahrgangsstufen 5 und 6 sowie 11 und 12 der Stadtteilschule sowie die Klassenstufen 5 bis 9 des Gymnasiums. Auch steht das erfolgreiche Bestehen von Schulabschlüssen oder Übergängen in die Mittel- oder Oberstufe im Fokus.
- Fächer: Die meisten Lernförderkurse wurden in Mathematik (39 Prozent) und Deutsch (28 Prozent) und Englisch (11 Prozent) durchgeführt. An den Grundschulen ist Deutsch nach wie vor anteilig das Fach mit den meisten Förderungen, dicht gefolgt von Mathematik. An den Stadtteilschulen und Gymnasien finden die meisten Förderungen im Fach Mathematik statt.
- Abschulung vermieden: Weiterhin konnten durch die Teilnahme an Lernfördermaßnahmen im Schuljahr 2023/24 306 Schülerinnen und Schüler nach Abschluss der Klassenstufe 6 am Gymnasium verbleiben. Das entspricht 28 Prozent der insgesamt 1087 Schülerinnen und Schüler, die im ersten Halbjahr der Jahrgangsstufe 6 eine Mitteilung erhalten hatten, dass sie bei gleichbleibender Leistungsentwicklung nicht in die Jahrgangsstufe 7 des Gymnasiums übergehen können. Der Blick auf die einzelnen Fachbereiche zeigt, dass die Förderung in Englisch am erfolgreichsten ist.
- Wenig „Rückfälle“ in die Nachhilfe: Eine Beobachtung über drei aufeinanderfolgende Jahre hat ergeben, dass in den Kernfächern Deutsch, Mathematik und Englisch nur zwischen 10 und 13 Prozent der Schülerinnen und Schüler nach Verlassen der Lernförderung nach einem Jahr erneut die Förderung in Anspruch genommen haben, nach zwei Jahren nur zwischen 6 und 10 Prozent.
- Freiwillige Teilnahme: An den Grundschulen nehmen rund 92 Prozent der geförderten Kinder verpflichtend an den Lernförderkursen teil, acht Prozent freiwillig. An den Stadtteilschulen nehmen rund 87 Prozent der geförderten Kinder verpflichtend an den Lernförderkursen teil, 13 Prozent freiwillig. An den Gymnasien nehmen rund 72 Prozent der geförderten Kinder verpflichtend an den Lernförderkursen teil, sogar 28 Prozent freiwillig.
- Nur noch 1,2 Prozent Klassenwiederholungen: Der Anteil an Klassenwiederholungen in allen Schulformen ist deutlich gesunken: Im Schuljahr 2021/22 lag er bei 1,7 Prozent, im Schuljahr 2022/23 nur noch bei 1,2 Prozent. An Stadtteilschulen wiederholten im Schuljahr 2022/23 1,7 Prozent aller Schülerinnen und Schüler; im Vorjahr waren es noch 2,0 Prozent. An Gymnasien ist der Anteil an Klassenwiederholungen von 1,6 Prozent auf 1,4 Prozent gesunken. Viele Klassenwiederholungen schließen sich im Gymnasium an einen Auslandsaufenthalt an. An Grundschulen ist der Anteil an Klassenwiederholungen im Schuljahr 2022/23 erneut deutlich zurückgegangen; er liegt auf demselben Niveau wie vor Beginn der Corona-Pandemie (0,8 Prozent). Zum Hintergrund: Die Wiederholung einer Jahrgangsstufe ist seit Einführung der verpflichtenden Lernförderung nur noch im Ausnahmefall möglich. Wegen der Schulschließungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie erleichterte die Schulbehörde im Sommer 2021 die freiwillige Wiederholung einer Jahrgangsstufe. Infolgedessen wurden viel mehr Anträge auf Wiederholung einer Jahrgangsstufe bewilligt als in den Jahren zuvor. Seit dem Schuljahr 2023/24 gelten die alten Regelungen.
- Erfolgreiche Teilnahme: Im Schuljahr 2022/23 konnten rund 56 Prozent der geförderten Schülerinnen und Schüler in allen geförderten Fächern die Leistungsanforderungen erreichen und die Förderung erfolgreich abschließen. Von den Schülerinnen und Schülern mit Lernförderbedarf in mehreren Fächern konnten 65 Prozent die Lernförderung in mindestens einem Fach zum Ende des Schuljahres beenden.
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Mit der kostenlosen individuellen Lernförderung bietet Hamburg seit dem Schuljahr 2011/12 ein bundesweit einmaliges Angebot an, das ursprünglich „Fördern statt Wiederholen“ genannt wurde. Es steht Schülerinnen und Schülern offen, die die festgelegten Mindestanforderungen in einem oder mehreren Fächern oder Lernbereichen nicht erfüllen. Der Förderunterricht („Nachhilfe“) erfolgt in kleinen Gruppen zusätzlich zum regulären Unterricht und wird durch Lehr- oder Honorarkräfte durchgeführt.
Diese Ansprüche auf Lernförderung bestehen, wenn die Notenschwelle der ausreichenden Leistungen unterschritten ist. Auch Schülerinnen und Schüler mit schwach ausreichenden Leistungen sind förderberechtigt, wenn eine Verschlechterung des Leistungsbildes zu befürchten oder der Schulabschluss gefährdet ist.