Hamburg. Spaziergänger findet am Rissener Ufer Überreste eines Mannes. Rechtsmedizin soll Todesursache klären. Ermittler äußert sich zu dem Fall.

Es war ein schrecklicher Fund, den ein Spaziergänger am Sonnabendnachmittag am Elbufer in Hamburg machte. In Höhe des Leuchtturms bei Rissen stieß er auf einen menschlichen Torso eine verstümmelte Leiche ohne Kopf. Gegen 16.10 Uhr hatte der Spaziergänger den grausigen Fund gemeldet.

Die Polizei sicherte anschließend den Fundort. Auch die Kripo rückte an, um Spuren zu sichern. Der Torso wurde später von der Feuerwehr für weitere Untersuchungen ins rechtsmedizinische Institut gebracht. Mittlerweile haben Todesermittler des Landeskriminalamtes den Fall übernommen.

Leichenfund bei Rissen: In der Rechtsmedizin wird der Torso untersucht

Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler dürfte es sich bei dem Torso um Überreste eines Mannes gehandelt haben. Die genaue Todesursache war zunächst unklar. Sie soll nun durch Rechtsmediziner geklärt werden. Neben der Begutachtung der Verletzungen werden auch feingewebliche Untersuchen durchgeführt, die längere Zeit in Anspruch nehmen. Durch sie könnte zum Beispiel festgestellt werden, ob eine Vergiftung vorlag.

„Bislang gibt es aber keine Hinweise auf ein Fremdverschulden“, sagt ein Beamter. Stattdessen geht die Polizei davon aus, dass der Tote bereits längere Zeit im Wasser der Elbe trieb. Darauf weist der Zustand der Leiche hin, die stellenweise schon skelettiert ist.

Verstümmelte Leiche aus Hamburg könnte in Schiffsschraube geraten sein

Dafür, dass Kopf und Gliedmaßen abgetrennt wurden, gibt es bislang keine handfeste Erklärung. Der Tote könnte allerdings von einer Schiffsschraube erfasst und so zerstückelt worden sein. „Das kommt häufiger vor, als man denkt“, so der Beamte.

Er sagt: „Tote sinken erst auf den Grund, treiben dann aber nach einiger Zeit an oder knapp unterhalb der Wasseroberfläche. Auf einer viel befahrenen Schifffahrtsstraße wie der Elbe, gerade im Bereich zwischen Hamburg und der Nordsee, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Körper in eine Schiffsschraube gerät.“

Um herauszufinden, um wen es sich bei der in Rissen gefundenen Leiche handelt, werden unter anderem Vermisstenfälle überprüft. „Dabei geht es nicht nur um Fälle aus Hamburg, sondern auch um Fälle aus anderen Bundesländern“, so der Beamte gegenüber dem Abendblatt. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Stelle, an der der Tote in die Elbe gelangte, deutlich außerhalb Hamburgs liegt.

In der Elbe: Immer wieder gelangen Leichen in Schiffsschrauben

Dass Tote durch Schiffsschrauben verstümmelt werden, kommt immer wieder vor. 2019 beispielsweise entdeckten Spaziergänger bei Abbenfleth im Landkreis Stade den Körper eines Mannes am Elbufer. Auch dieser Tote war durch eine Schiffsschraube stark verstümmelt worden.

Im Jahr davor, 2018, hatte ein Angler nahe der Elbinsel Kaltehofe schon einmal eine männliche Leiche ohne Kopf entdeckt, die zuvor in eine Schiffsschraube geraten war. Und 2013 wurde die verstümmelte Leiche eines Airbus-Mitarbeiters aus dem Köhlfleethafen geborgen. Er war am Fähranleger Finkenwerder mit dem Fahrrad ins Wasser gestürzt. Sein Körper geriet später in die Schraube einer Fähre.

Leiche in Hamburg gefunden: Verbrecher „entsorgen“ ihre Opfer in der Elbe

Aber auch im Zusammenhang mit Verbrechen kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Funden von Leichen oder Leichenteilen in der Elbe. Ein bis heute ungeklärter Fall: der Tod der Prostituierten Maria A. (48). Die Frau aus Äquatorialguinea, Mutter zweier Kinder, kam immer wieder nach Hamburg, um hier als „Rosa“ oder „Lucy“ am Hansaplatz Kontakt zu Freiern zu bekommen.

Am 1. August 2017 wurde sie letztmalig lebendig gesehen, als sie zusammen mit einem etwa 50 Jahre alten Mann den Hansaplatz verließ. Zwei Tage später fand ein Spaziergänger in Rissen am Elbufer Teile eines Unterkörpers sowie ein Bein. Es waren Überreste der 48-Jährigen.

In den Tagen und Wochen danach wurden weitere Leichenteile der Frau gefunden. Sie alle wurden in Gewässern „entsorgt“: in der Elbe, im Goldbekkanal in Winterhude und in der Bille in Billbrook. Im Zusammenhang mit dem Fall führte die Mordkommission sogar DNA-Reihenuntersuchungen durch – ohne Ergebnis.

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2012 gab es einen besonders kuriosen Fall um einen Toten aus der Elbe

Außergewöhnlich war auch ein Fall aus dem Jahr 2012. Damals hatte ein Angler die im Schlamm steckende Leiche eines Mannes entdeckt. Der Tote steckte verschnürt in einer Plane und auf seinen Rücken war eine mit Steinen gefüllte Tasche gebunden. Als Todesursache wurde ein Kopfschuss festgestellt. Die Mordkommission hatte den Fall übernommen, um Monate später zu dem Schluss zu kommen: Es muss ein Suizid gewesen sein.

Der Tote, ein 43-Jähriger aus Hamburg, war ein Einzelgänger ohne Freunde und ohne Kontakt zur Familie, der von Sozialhilfe und Gelegenheitsjobs lebte. Er hatte schon in der Vergangenheit einen Suizidversuch unternommen, indem er mit einem Auto gegen eine Mauer fuhr. Damals überlebte der Mann allerdings. Vor diesem ersten Versuch der Selbsttötung hatte er seine Wohnung leergeräumt und renoviert. Und genau dasselbe hatte er auch getan, bevor er sich 2012 erschoss.

Anmerkung der Redaktion: Aufgrund der hohen Nachahmerquote berichten wir in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie erreichen sie telefonisch unter 0800 1110111 und 0800 1110222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.