Hamburg. Fälle von Drohungen und Beleidigungen bis hin zu körperlicher Gewalt in Krankenhäusern nehmen zu. Was die Asklepios Kliniken dagegen tun.
- Beschäftigte in Notaufnahmen erfahren häufig verbale und körperliche Gewalt durch Patienten und deren Begleitpersonen
- Diese Gewalt gegen Klinikpersonal verursacht hohe Kosten für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen
- Die Asklepios Kliniken Hamburg reagieren mit der Kampagne #HaltzuGewalt
„Schon traurig, wenn man so fett ist wie Sie.“ Das hat ein Patient zu Rebecca gesagt. Sie arbeitet in der Notaufnahme eines Krankenhauses in Hamburg und wird immer öfter von Patienten beleidigt und bedroht.
Es ist ein Satz, der schockiert. Vor allem, weil er kein Einzelfall ist. 97 Prozent der Beschäftigten in Notaufnahmen gaben bei einer Umfrage an, in den letzten zwölf Monaten verbale Gewalt ausgehend von Patienten und Patientinnen erlebt zu haben, 94 Prozent wurden verbal von Begleitpersonen angegriffen.
„Eigentlich liebe ich meinen Job, aber in letzter Zeit gibt es immer mehr Situationen, in denen meine Kollegen und ich angegriffen oder beleidigt werden“, sagt die betroffene Mitarbeiterin der Asklepios Kliniken. Laut Umfrage haben 87 Prozent der Beschäftigten in Notaufnahmen bereits körperliche Gewalt ausgehend von Patienten erlebt. Wie die Asklepios Kliniken jetzt auf die zunehmende Gewalt reagieren.
Krankenhaus Hamburg: So häufig werden Mitarbeiter angegriffen, bedroht und beleidigt
„Wir wollen eigentlich nur helfen und dann behandelt man uns so“, sagt Rebecca in einem Video, das die Asklepios Kliniken jetzt veröffentlicht haben.
Angesichts der zunehmenden Übergriffe von Patienten und deren Angehörigen auf Mitarbeitende in Kliniken und Gesundheitseinrichtungen haben die Asklepios Kliniken Hamburg Anfang November die Kampagne #HaltzuGewalt gestartet.
Ziel ist es, die Gesellschaft für das Thema zu sensibilisieren. „Wir nehmen das Thema Gewalt sehr ernst und stellen uns schützend vor unsere mehr als 16.000 Mitarbeitenden in Hamburg“, so Joachim Gemmel, CEO der Asklepios Kliniken Gruppe.
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„Der Respekt gegenüber unseren Beschäftigten lässt nach. Wir erleben immer öfter Fälle von Aggression, von Drohungen und Beleidigungen bis hin zu körperlicher Gewalt und in seltenen Fällen sogar den Einsatz von Waffen“, so Gemmel, der auch Sprecher der Geschäftsführung der Hamburger Asklepios Kliniken ist.
In einer gemeinsamen Grundsatzerklärung fordern der Vorstand der Asklepios Kliniken Gruppe und der Konzernbetriebsrat nachdrücklich Respekt für die Klinikbeschäftigten.
Gleichzeitig wurde ein umfangreiches Maßnahmenpaket geschnürt, um die Mitarbeitenden besser zu schützen: Deeskalationstrainings, Schulungs- und Hilfsangebote für Mitarbeitende werden ausgebaut, besonders kritische Bereiche wie Notaufnahmen künftig noch besser gesichert.
Alltag im Krankenhaus: Pflegekräfte und Ärzte werden geschlagen und getreten
Täglich melden laut Asklepios Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kliniken sogenannte besondere Vorkommnisse: Gegenstände werden geworfen, Feuerlöscher von der Wand gerissen, Pflegekräfte und Ärzte und Ärztinnen geschlagen und getreten. Immer wieder muss die Polizei zu Hilfe gerufen werden.
Die Situation ist so brisant, dass Asklepios notgedrungen seit einigen Jahren Sicherheitspersonal einsetzt, um Mitarbeitende und Personal gegen Übergriffe zu schützen und Randalierende des Hauses zu verweisen. Auf eigene Kosten.
„Der finanzielle Aufwand für diese zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen beläuft sich alleine für die Hamburger Asklepios Kliniken auf fast zehn Millionen Euro jährlich – mit steigender Tendenz!“, so Mathias Eberenz, Sprecher der Asklepios Kliniken.
Asklepios Kliniken zahlen zehn Millionen Euro jährlich für Sicherheitsmaßnahmen
„Hier haben wir die klare Erwartung an Politik und Kostenträger, endlich Verantwortung zu übernehmen und die anfallenden Kosten zu refinanzieren. Bislang erhalten wir nur im Bereich der Psychiatrie Unterstützung, aber der überwiegende Teil der Sicherungsmaßnahmen, die ja in den Akutkliniken stattfinden, wird derzeit in keiner Weise vergütet. Hier sehe ich Politik und Krankenkassen in der Verantwortung“, so die Forderung von Joachim Gemmel.
Doch nicht nur in Kliniken, auch in Arztpraxen hat die Gewalt zugenommen. Darauf hatte jüngst der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, hingewiesen.
Kliniken starten Kampagne #HaltzuGewalt: Diese Maßnahmen gibt es
Die Asklepios Kliniken haben die ersten Maßnahmen im Rahmen der Kampagne #HaltzuGewalt bereits umgesetzt: Für die Mitarbeitenden wurden eine Meldeseite im Internet sowie ein Hilfetelefon freigeschaltet, es gibt interne Online-Schulungen für die Belegschaft, auch für Führungskräfte. In den Notaufnahmen gibt es zudem mehrsprachige Informationen rund um das Thema Respekt und Gewalt.
Bereits vor Beginn der Kampagne fanden Begehungen sicherheitskritischer Bereiche durch die Arbeitssicherheit mit Empfehlungen zur Verbesserung der persönlichen Sicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter statt.
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„Nicht alles gefallen lassen“: Übergriffe sollen angezeigt werden
Eine Maßnahme, die bereits in Umsetzung ist, ist die Anschaffung und Verteilung von 20.000 Schrillalarmen, mit denen Mitarbeitende in Notsituationen auf sich aufmerksam machen können.
Thomas Haul, Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzender der Asklepios Kliniken Hamburg GmbH, sagt: „Der Schutz unserer Mitarbeitenden hat höchste Priorität. Ein Krankenhaus ist kein rechtsfreier Raum und unsere Kollegen und Kolleginnen müssen sich nicht alles gefallen lassen! Jeder Einzelne von ihnen leistet großartige Arbeit und verdient dafür Respekt. Übergriffe werden nicht toleriert und gegebenenfalls auch zur Anzeige gebracht.“