Hamburg. Marcel Mühlbach floh 2020 aus Hamburg. Hier war der 43-Jährige Chef eines Drogenrings. In Südamerika lebte er unter falscher Identität.
Er war einer der „Most Wanted“ Kriminellen in Europa – jetzt ist er der Polizei ins Netz gegangen. Einsatzkräfte haben Marcel Mühlbach in Kolumbien verhaftet.
Mühlbach hatte sich 2020 aus Hamburg abgesetzt und war über die Türkei nach Südamerika gelangt. Dort wurde der 43-Jährige jetzt gestellt, als er versuchte, unter falscher Identität am internationalen Flughafen José María Córdova nahe Medellín nach einem Auslandsaufenthalt wieder nach Kolumbien einzureisen. Mühlbach war einer der 50 meistgesuchten Verbrecher in Europa und gilt als besonders gewalttätig.
Marcel Mühlbach soll in Hamburg im großen Stil mit Drogen gedealt haben
Als Thaiboxer war Mühlbach zunächst erfolgreich. Später verlegte er sich auch auf den Handel mit Drogen. Mit Kokain und Methamphetamin soll der stark tätowierte Kampfsportler im großen Stil gedealt haben.
2020 flog er auf. Die Polizei hatte die „Verbrecher-WhatsApp“ Encrochat geknackt. Dadurch waren zahlreiche Drogen- und Waffenhändler enttarnt worden. Mühlbach war einer der ersten, den die Polizei als Nutzer von Encrochat identifizieren konnte. In den Chats, in denen sich die Kriminellen absprachen, werden Pseudonyme benutzt.
Als dem 43-Jährigen der Boden in Hamburg zu heiß wurde, setzte er sich zunächst im Oktober 2020 in die Türkei ab. Schon kurz darauf, im November, gelang es ihm, nach Südamerika zu kommen.
Marcel Mühlbach: Komplizen aus Ecuador besorgten ihm falsche Papiere
Dort legte er sich falsche Identitäten zu. Komplizen aus Ecuador sollen ihm ermöglicht haben, an falsche Papiere zu kommen. So konnte der Mann auch unentdeckt in Südamerika bleiben. Auf seiner Reiseliste: Cali, Medellín – Sitz großer Drogenkartelle – oder Barranquilla, eine Hafenstadt, über die in großem Stil Kokain Richtung Europa geschmuggelt wird.
Als er Ende September von einer Auslandsreise zurückkam, flog seine falsche Identität auf, als er als angeblicher Ecuadorianer unter dem Namen Fausto Eduardo Castro wieder in Kolumbien einreisen wollte. Seine auffälligen Tätowierungen, so hieß es, habe er geschickt versteckt, um daran nicht erkannt zu werden.
Zielfahnder des Landeskriminalamts hefteten sich an seine Fersen
In Hamburg hatten sich schon kurz nach seiner Flucht Zielfahnder des Landeskriminalamts an die Fersen des 43-Jährigen geheftet. Sie konnten herausfinden, dass er sich über die Türkei nach Kolumbien abgesetzt hatte. Lokalisieren konnten sie ihn in dem südamerikanischen Land nicht.
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Nach seiner Festnahme kam der Mann sofort in Auslieferungshaft. Mittlerweile ist er bereits wieder in Deutschland. LKA-Beamte hatten ihn in Kolumbien in Empfang genommen und per Flieger nach Deutschland gebracht. Gleich nach der Landung kam er vor den Haftrichter, der den Haftbefehl bestätigte. Jetzt sitzt der Mann in Untersuchungshaft.
In dem aktuellen Haftbefehl geht es bislang um acht Kilo Kokain. Das ist die Menge, die ihm nach Ansicht von Polizei und Staatsanwaltschaft nachgewiesen werden kann. Ermittler des Drogendezernats gehen davon aus, dass der Mann deutlich größere Mengen Rauschgift handelte. Aktuell soll nach Abendblatt-Informationen die Auswertung einen weiteren verschlüsselten Chat-Systems anstehen, über das der Mann kommunizierte.