Hamburg. Der verwahrloste Platz vor der Drogeneinrichtung wird für 2,4 Millionen Euro umgestaltet. Warum das nicht nur für die Abhängigen wichtig ist.
- Am Drob Inn für Drogensüchtige am Hauptbahnhof Hamburg kann es nicht so weitergehen: Es soll sich etwas ändern.
- August-Bebel-Platz wird umgebaut. Wachleute mit robuster Ausrüstung sichern das Gelände.
- Reinigung des Geländes soll durch den neuen Belag deutlich einfacher werden
Rund 2,4 Millionen Euro lässt es sich die Stadt kosten, um den August-Bebel-Park in eine versiegelte, „hochfunktionale Fläche“ umzubauen. Denn so wie jetzt soll es nicht weitergehen. Die Fläche vor der Drogeneinrichtung Drob Inn steht, wie es Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer formuliert, unter „extrem hohem Nutzungsdruck“ durch die bis zu über 300 vorwiegend von der Droge Crack abhängigen Drogensüchtigen.
Das sieht man. Dort, wo sich die Szene bislang hinter einem von einer Künstlerin bemalten Sichtschutzzaun aufhielt, wächst, bis auf einen letzten Fladen, kein Gras mehr. Es ist eine vom Müll gesprenkelte Sandfläche.
Drob Inn: Umbau vor Hamburger Drogeneinrichtung beginnt
Jetzt ist der Bereich durch einen Bauzaun gesichert. Wachleute mit robuster Ausrüstung sichern das Gelände, auf dem jetzt auch kleine Baufahrzeuge stehen. Sie kommen ab sofort zum Einsatz. In einem ersten Schritt werden zwei Drittel der Fläche in Angriff genommen.
Bis zu fünf Wochen sollen diese Arbeiten dauern. Dann werde, so Stephan Hainz aus der Geschäftsleitung des ausführenden Garten- und Landschaftsbauunternehmens Hildebrandt, ein Teil wieder freigegeben, um den Teil des Parks umzugestalten, in dem die beiden öffentlichen Toiletten stehen.
Drob Inn: 2,4 Millionen Euro für neuen Asphalt im August-Bebel-Park
Anfang Dezember soll dann der gesamte neu zu gestaltende Bereich abgesperrt werden. Denn dann kommt der Clou: der Asphalt. Der ist besonders: Er strahlt wenig Hitze ab. Das macht ihn sehr teuer, dafür aber auch an heißen Tagen angenehm für die ohnehin schon oft ausgemergelten Süchtigen, die in vielen Fällen unter zusätzlichen Krankheiten und Gebrechen leiden.
Schutz vor Sonne oder Regen sollen Schirme bieten, die einige der Sitzgelegenheiten überspannen. Abschließende Arbeiten an der „sehr robusten“ Deckschicht sind auch für das Frühjahr geplant.
„Das bedeutet, dass man dort auch bei Wetterlagen wie heute, wenn es regnet, oder im Sommer, wenn es besonders heiß ist, sitzen kann“, sagte Bezirksamtsleiter Neubauer angesichts des morgendlichen Schmuddelwetters am Montag zu dem Umbau. „Das ist deswegen so wichtig, weil uns ja auch die Haltefunktion dieses Ortes wichtig ist.“
Schirme als Schutz: Umbau vor Drob Inn soll die Süchtigen in dem Bereich halten
Das ist ein zentraler Punkt. „Haltefunktion“ bedeutet, dass man verhindern will, dass die Süchtigen bei schlechtem oder zu heißem Wetter in die Umgebung ausweichen. Das ist aber nicht der einzige Vorteil aus Sicht der Behörde. Auch die Reinigung des Geländes, auf dem am Tag um die zwei Kubikmeter Müll anfallen, soll durch den neuen Belag deutlich einfacher für die Stadtreinigung werden, die hier täglich anrückt.
Bemerkenswert ist die Planungszeit für die Umgestaltung. Nur ein halbes Jahr dauerte es von der Idee bis zum Beginn der Umsetzung. „Beeindruckend“, sagt dazu der Bezirksamtsleiter zu der Leistung seiner Verwaltung. Dazu kommt, dass man nicht allein geplant, sondern mit anderen Behörden, insbesondere der Polizei, die Maßnahme abgestimmt habe.
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Die hat nämlich ein Interesse daran, dass der Sichtschutz den Bereich nicht ganz unsichtbar macht. Der Bereich um das Drob Inn ist nicht nur dauernder Brennpunkt für Auseinandersetzungen wie Messerstechereien. Auch Dealer nutzen die Ballung der Konsumenten, um ihr Rauschgift zu verkaufen.
Drob Inn: Neuer Asphalt, Sitzmöglichkeiten und Lichtquellen für 2,4 Millionen Euro
Auch Lisa Duvinage vom Drob Inn, die zusammen mit dem Bezirksamtsleiter symbolisch einen Spaten hielt, während im Hintergrund ein Plakat zur Baumaßnahme eine eigentlich unrealistische Szenerie mit wenig Publikum auf „cleanem“ Platz zeigte, ist von dem Umbau überzeugt. „Neben der optischen Aufwertung sind Sitzmöglichkeiten, Witterungsschutz und vor allem auch die Installation von Lichtquellen ein enormer Zugewinn für alle Beteiligten“, sagte Duvinage.
Nicht nur für die Drogenabhängigen, auch für die Mitarbeiter der Einrichtung sei es wichtig zu sehen, was draußen während der Dunkelheit los sei. Duvinage: „Ein Mehr an Licht schafft einfach mehr Sicherheit für alle.“
Auch vor dem Sichtschutzzaun wird etwas passieren. Dort werden zwölf schon etwas größere Bäume gepflanzt, die dann den Begriff „Park“ für den Bereich rechtfertigen.