Hamburg. Prüfmarathon im HVV: Was die rund 300 Kontrolleure in Hamburgs ÖPNV erleben und welche Rolle das Wetter dabei spielt. Die Bilanz.

  • Verkehrsunternehmen entgehen jährlich 30 bis 40 Millionen Euro durch Schwarzfahrer
  • Im schlimmsten Fall landen Schwarzfahrer sogar im Gefängnis
  • Wie Kontrolleure im Umgang mit aggressiven Fahrgästen trainiert werden

Glück im Unglück: Im Hamburger Verkehrsverbund (HVV) wurde diesen Donnerstag zwar im großen Stil kontrolliert – allerdings hat der HVV die Aktion zuvor groß angekündigt. In Hamburg selbst, aber auch im restlichen Verbundgebiet kontrollieren am Donnerstag etwa 300 Mitarbeitende des Prüfungsdienstes die Fahrgäste.

Dabei werden die Fahrscheine nicht nur in den Bussen und Bahnen von sieben verschiedenen Verkehrsunternehmen geprüft, sondern auch bei „Abgangskontrollen“ an den Bus- und Bahnhaltestellen. Die Ticket-Kontrolleure stehen dabei an den Stationen bereit und fangen möglichst alle Personen ab, die aus den Verkehrsmitteln aussteigen.

„Prüfmarathon“ in Hamburg: Warum mit Ankündigung?

Ticket-Kontrollen finden in den Bussen und Bahnen des HVV selbstverständlich täglich statt, allerdings normalerweise nicht in so großem Stil und vor allem nicht mit Ankündigung. Der Prüfmarathon soll auf die Notwendigkeit der Kontrollen aufmerksam machen, teilt der Verkehrsverbund mit.

Die Verkehrsunternehmen AKN, Autokraft, Hochbahn, KVG, KViP, S-Bahn Hamburg sowie VHH Mobility haben die Aktion gemeinsam organisiert. Ihnen gehen durch das Fahren ohne gültiges Ticket jährlich zwischen 30 und 40 Millionen Euro verloren.

Mit dem Prüfmarathon, den der HVV schon seit 2015 jährlich durchführt, sollen nicht zuletzt diejenigen Reisenden gewürdigt werden, die sich regelmäßig einen Fahrschein kaufen. Schließlich soll sich der finanzielle Aufwand für sie auch lohnen.

Anteil der Schwarzfahrer ist in Hamburg rückläufig

Wer beim Fahren ohne gültiges Ticket ertappt wird, zahlt im HVV derzeit 60 Euro. Wer mehrmals erwischt wird und die Strafe nicht zahlt oder zahlen kann, den erwartet ein Strafverfahren. Das kann im schlimmsten Fall auch ins Gefängnis führen. Im Schnitt haben die Mitarbeitenden des Prüfungsdienstes im Jahr 2023 etwa sechs Prozent der Kontrollierten als Schwarzfahrer enttarnt, heißt es vom HVV. Dieses Jahr sei die Zahl mit nur noch 4,5 Prozent rückläufig gewesen.

In einem ähnlichen Rahmen bewegt sich das Ergebnis des aktuellen Prüfmarathons an diesem Donnerstag. Bis zum Abend führten nach Angaben eines HVV-Sprechers von 17.225 kontrollierten Passagieren 3,8 Prozent und damit 654 Fahrgäste kein geltendes Ticket mit sich. 

HVV: Mehr Schwarzfahrer bei Hamburger Schietwetter

Auffällig: Bei Regen fahren erfahrungsgemäß deutlich mehr Personen ohne gültiges Ticket. „Viele springen bei schlechtem Wetter eher mal für eine Station schnell in den Bus und haben dann kein Ticket dabei“, erklärt Ramón Quiroga-Pintos, Mitarbeiter im Prüfungsdienst der Hamburger Hochbahn-Wache. Er ist einer der insgesamt 700 Mitarbeitenden des Prüfungsdienstes im HVV, von denen ein großer Teil im Einsatz war.

Schwarzfahrer: Auch Polizei schreitet immer wieder ein

Seit 14 Jahren arbeitet der Hamburger Ramón Quiroga-Pintos im Prüfungsdienst. Er hat schon so einiges miterlebt: „Ich erinnere mich an einen Fahrgast, der kein Ticket dabeihatte und auch keine Dokumente vorweisen konnte. Da musste ich ihn an die Polizei übergeben, wobei herauskam, dass der Mann mit Haftbefehl gesucht wurde“, erzählt er.

Immer wieder kommt es bei den Kontrollen zu Zwischenfällen, bei denen die Polizei alarmiert wird. Um besser auf Situationen reagieren zu können, in denen Schwarzfahrer aggressiv werden, gibt es alle sechs Wochen eine Fortbildung für die Mitarbeitenden.

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Prüfmarathon im HVV: „Da lohnt sich das Ticket ja richtig!“

Am Tag des Prüfmarathons haben die Ticket-Kontrolleure zunächst keine Ausnahme-Situationen zu meistern. Eine junge Frau hat die angekündigten Kontrollen wohl nicht mitbekommen und muss ihre Ausweisdokumente vorzeigen. „Normalerweise reagieren die meisten recht entspannt. Und viele freuen sich sogar, wenn sie uns sehen und zum Beispiel nach dem Weg fragen können. Die haben dann aber eigentlich immer ein Ticket“, beschreibt Quiroga-Pintos den Alltag als Fahrkartenprüfer.

Eine ältere Dame hat an diesem Donnerstag offenbar schon in mehreren öffentlichen Verkehrsmitteln des HVV gesessen. Bei der Kontrolle muss sie laut auflachen und meint: „Das ist heute schon das dritte Mal. Da lohnt sich das Ticket ja richtig!“