Hamburg. Zahl der Anträge pro Jahr hat sich seit 2020 mehr als verdoppelt. Extrem wenige werden abgelehnt – der Hauptgrund dafür überrascht.
- Zahl der Anträge auf Einbürgerung steigt in Hamburg stark an
- Aktuell kommen die meisten Antragsteller aus Syrien, Afghanistan und dem Iran
- Experten erwarten weiteren Anstieg wegen des neuen Staatsangehörigkeitsgesetzes
Deutlich mehr Anträge und immer mehr Einbürgerungen – der deutschlandweite Trend schlägt auch in Hamburg voll durch. Allein 2023 haben nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 200.100 Ausländer die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten.
Anträge auf Einbürgerungen in Hamburg | |
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2020 | 6.268 |
2021 | 9.533 |
2022 | 10.698 |
2023 | 12.733 |
2024 (Stand September) | 13.658 |
Wie der Senat auf eine kleine Anfrage der AfD-Bürgerschaftsfraktion erklärt, seien im Vorjahr in Hamburg 12.733 Anträge auf Einbürgerung gestellt worden, vom 1. Januar bis zum 13. September dieses Jahres waren es sogar 13.658. Damit hat sich die Zahl im Vergleich zum Jahr 2020 mit nur 6268 Anträgen mehr als verdoppelt.
Wie viele Menschen wurden in Hamburg eingebürgert? | |
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2020 | 4.502 |
2021 | 5.264 |
2022 | 6.284 |
2023 | 7.537 |
2024 (Stand September) | 6.281 |
Einbürgerung seit 2020: Hamburg bewilligt 29.868 Anträge von Ausländern
Die Zahl der tatsächlichen Einbürgerungen ist ebenfalls gestiegen, moderater, nicht ganz so steil: von 4502 im Jahr 2020 auf 7537 im Jahr 2023. In diesem Jahr seien bereits 6281 Anträge bewilligt worden. Dass es deutlich mehr Anträge als tatsächliche Einbürgerungen gibt, erklärt der Senat damit, dass viele Anträge doppelt gestellt oder zurückgenommen wurden.
Anzahl abgelehnter Anträge auf Einbürgerung in Hamburg | |
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2020 | 28 (entspricht 0,45 % aller Anträge) |
2021 | 43 (entspricht 0,45 %) |
2022 | 78 (entspricht 0,73 %) |
2023 | 47 (entspricht 0,37 %) |
2024 (Stand September) | 16 (entspricht 0,12 %) |
Die meisten Eingebürgerten im abgefragten Zeitraum stammen demnach aus Syrien (6120), Afghanistan (3715) und dem Iran (2581). Einen enormen Anstieg bei den Einbürgerungszahlen insbesondere von Menschen syrischer Herkunft verzeichnete die Stadt 2022 – was wenig überrascht. Grund: Die mit der Flüchtlingswelle 2015 nach Hamburg gekommenen Syrer mussten nach dem alten Staatsangehörigkeitsgesetz acht Jahre warten, bevor sie auf Antrag Deutsche werden konnten.
Top-10 Staatsangehörigkeiten bei Einbürgerungen in Hamburg 2020 | |
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afghanisch | 643 |
iranisch | 400 |
türkisch | 336 |
polnisch | 214 |
britisch und nordirisch | 195 |
syrisch | 184 |
ghanaisch | 165 |
rumänisch | 106 |
indisch | 97 |
vietnamesisch | 94 |
Die Wartezeit ist mit dem Ende Juni dieses Jahres in Kraft getretenen modernisierten Gesetz allerdings auf fünf Jahre gesenkt worden. Unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs ist auch die Zahl der eingebürgerten Ukrainer deutlich gestiegen – 586 waren es seit 2022.
Seit 2020 wurden in Hamburg nur 212 Anträge auf Einbürgerung abgelehnt
Top-10 Staatsangehörigkeiten bei Einbürgerungen in Hamburg 2021 | |
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syrisch | 687 |
afghanisch | 604 |
iranisch | 428 |
türkisch | 370 |
polnisch | 246 |
ghanaisch | 219 |
indisch | 115 |
portugiesisch | 104 |
rumänisch | 104 |
Menschen aus den palästinensischen Gebieten (ungeklärte Staatsangehörigkeit) | 103 |
Abgelehnt wurden in den vergangenen fast fünf Jahren nur 212 Anträge, so der Senat auf die AfD-Anfrage. Das entspricht einem Anteil von 0,45 Prozent in den Jahren 2020 und 2021 sowie 0,73 Prozent in 2022 und 0,37 Prozent in 2023. Die Ablehnungsquote bis zum 13. September 2024 liegt sogar bei nur 0,12 Prozent. Zum Vergleich: In Berlin schwankte die Ablehnungsquote von 2020 bis 2023 zwischen 1,3 und 2,5 Prozent.
Top-10 Staatsangehörigkeiten bei Einbürgerungen in Hamburg 2022 | |
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syrisch | 1.543 |
afghanisch | 747 |
türkisch | 513 |
iranisch | 465 |
polnisch | 249 |
ukrainisch | 227 |
ghanaisch | 164 |
irakisch | 151 |
Menschen aus den palästinensischen Gebieten (ungeklärte Staatsangehörigkeit) | 133 |
indisch | 96 |
Häufigster Grund dafür, dass der Antrag eines Einbürgerungswilligen nicht durchgeht, ist nach Angaben des Senats die „mangelnde Mitwirkung“, darunter fällt beispielsweise die persönliche Vorsprache. 166-mal führte dies zur Ablehnung, in 24 Fällen wurde die Einbürgerung wegen Straftaten und in weiteren 15 Fällen wegen staatsfeindlicher Gesinnung versagt.
Top-10 Staatsangehörigkeiten bei Einbürgerungen in Hamburg 2023 | |
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syrisch | 2.306 |
afghanisch | 893 |
iranisch | 716 |
irakisch | 335 |
türkisch | 325 |
Menschen aus den palästinensischen Gebieten (ungeklärte Staatsangehörigkeit) | 244 |
polnisch | 215 |
ukrainisch | 173 |
ghanaisch | 147 |
ägyptisch | 101 |
AfD wirft Senat vor, das Asylrecht zu missbrauchen
Alexander Wolf, migrationspolitischer Sprecher der AfD-Bürgerschaftsfraktion, warf angesichts der Zahlen Bundesregierung und Senat vor, das Asylrecht als „Einwanderungs- und Einbürgerungsturbo“ zu missbrauchen: „Asyl bedeutet Schutz auf Zeit – nicht Anspruch auf Einbürgerung. Wenn die Fluchtgründe wegfallen, sollen Asylbewerber in ihre Heimatländer zurückkehren.“
Top-10 Staatsangehörigkeiten in Hamburg 2024 (bis 13.9.) | |
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syrisch | 1.400 |
afghanisch | 828 |
iranisch | 572 |
türkisch | 307 |
russisch | 251 |
irakisch | 230 |
ukrainisch | 186 |
Menschen aus den palästinensischen Gebieten (ungeklärte Staatsangehörigkeit) | 171 |
polnisch | 160 |
ghanaisch | 143 |
Immer mehr Ausländer wollen Deutsche werden – der Trend hält seit Jahren an. Und das Interesse an der Staatsbürgerschaft dürfte noch deutlich steigen, erwarten Experten. „Mit Inkrafttreten des neuen Staatsangehörigkeitsrechts des Bundes in diesem Frühjahr erwarten wir 2024 erneut erheblich steigende Zahlen bei den Einbürgerungsanträgen und den Einbürgerungen“, sagte etwa kürzlich Annette Kindel, die Leiterin des Hamburger Amts für Migration.