Hamburg. 13,5 Prozent der Hamburger Heranwachsenden bis 15 Jahre haben ein Sprachdefizit. Wer besonders häufig betroffen ist und was Eltern tun können.
Sie stottern oder lispeln, vertauschen Silben von Wörtern oder reden in grammatikalisch falschen Sätzen: Immer mehr Kinder und Jugendliche in Hamburg haben eine Sprachstörung oder Schwierigkeiten beim Spracherwerb.
Die Zahlen sind dramatisch: Bei 13,5 Prozent der Heranwachsenden bis 15 Jahre stellten Ärzte in Hamburg 2022 ein Sprachdefizit fest. Das entspricht rund 37.100 Kindern und Jugendlichen. Das zeigen Daten aus dem Barmer Kinderatlas. Welche Altersgruppe besonders häufig betroffen ist.
Ärzte warnen: Kinder und Jugendliche können nicht mehr richtig sprechen
Jungen sind mit einem Anteil von 15,8 Prozent deutlich häufiger von Sprachstörungen betroffen als Mädchen mit elf Prozent. Im Zehn-Jahres-Vergleich ist die Rate der betroffenen Jungen damit um gut 25 und bei den Mädchen sogar um 30 Prozent gestiegen.
Etwa sechs von 100 Jungen und vier von 100 Mädchen in dieser Altersgruppe haben Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen und bekommen logopädische Behandlungen verordnet. Im Durchschnitt erhielten die Betroffenen pro Jahr 1,8 Verordnungen. Die Kosten pro Verordnung: 764 Euro.
Sprachstörungen: Die Zahl der Betroffen ist um fast 60 Prozent gestiegen
Die Daten der Barmer sind kein Einzelfall: Laut einer Auswertung der Kaufmännischen Krankenkasse KKH stieg die Zahl Betroffenen in der Altersgruppe sechs bis acht Jahre um rund 59 Prozent. Bundesweit sind fast neun Prozent dieser Gruppe betroffen. Das sind fast jeder zehnte Junge und etwa jedes 15. Mädchen.
Am höchsten ist die Steigerungsrate im Zehn-Jahres-Vergleich bei den 15- bis 18-Jährigen mit fast 144 Prozent (Mädchen plus 160 Prozent, Jungen plus 135 Prozent).
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Hamburg: Was Eltern tun können, um die sprachliche Entwicklung zu unterstützen
„Eltern spielen eine entscheidende Rolle bei der sprachlichen Entwicklung ihrer Kinder. Es ist wichtig, dass sie aktiv unterstützen und viel mit ihren Kindern sprechen. Dabei sollten sie sich bewusst sein, dass sie selbst als Sprachvorbilder fungieren. Wichtig sind Blickkontakt und Sprechtempo sowie ein dem Alter ihrer Kinder angepasstes Sprachniveau“, sagt Dr. Susanne Klein, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Hamburg.
Sprachtherapie, auch bekannt als Logopädie, werde eingesetzt, um Defizite bei Sprachproblemen und -störungen auszugleichen. Neben der logopädischen Präsenztherapie sei es wichtig, dass Kinder auch zu Hause regelmäßig übten, um ihre Aussprache zu verbessern. Auch Sprachtherapie-Apps und spezielle VR-Brillen (Virtual Reality) können helfen.