Hamburg. Schlaganfälle, Parkinson und Demenz können zu Sprachstörungen führen. Eine Hamburger Expertin erklärt, wie Virtual Reality hilft.

Wie wichtig Sprache ist, merken wir oft erst, wenn uns die Worte fehlen. Wenn die Aussprache plötzlich gestört ist, wenn Wörter einfach nicht mehr einfallen wollen, wenn der Keks in der „falschen Röhre“ landet. Dann immer sind Logopäden gefragt.

„Der Beruf ist vielschichtig und abwechslungsreich“, sagt Svenja Jacobsohn. „Wir arbeiten mit Kindern, die Sprachprobleme haben, mit vielen Patienten nach einem Schlaganfall, aber auch mit Senioren, die wegen einer Demenzerkrankung nicht mehr richtig sprechen können.“ Jacobsohn leitet die Abteilung für Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie des Asklepios Klinikums Hamburg-Harburg.

Krankenhaus Hamburg: Nach einem Schlaganfall fällt oft das Sprechen schwer

Sie liebe ihren Beruf, sagt die studierte Linguistin. Und zwar so sehr, dass sie im Small Talk manchmal mehr auf die Sprache achte als auf den Inhalt. „Passiert mir schon hin und wieder, dass ich denke: Oh, das hätte man schon gut behandeln können“, sagt die Hamburgerin, die in Heimfeld aufgewachsen ist und nach Stationen in England und den Niederlanden jetzt wieder mit ihrer Familie in dem Stadtteil lebt.

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Im klinischen Alltag kümmere sie sich mit ihren Kollegen aus dem insgesamt 60-köpfigen Team vor allem um Schlaganfallpatienten. „Jeden, der auch nur mit einem Verdacht auf Schlaganfall eingeliefert wird, sehen wir uns an“, sagt die zweifache Mutter. „Wir sind täglich ab sieben Uhr im Haus.“ Tempo sei entscheidend: „Es gibt nach einem Schlaganfall zwei Wochen Akutphase, in der man viel retten kann.“

Logopädie: Wie die VR-Brille im Hamburger Klinikalltag erprobt wird

Die Therapie sei individuell, gearbeitet werde mit Arbeitsblättern, Bildkarten, aber neuerdings auch mit Virtual-Reality-Brillen, von denen das Asklepios Klinikum Harburg erst jüngst drei Stück angeschafft habe.

Doch was sieht der Patient, wenn er diese Brille aufsetzt? „Kommt darauf an, ob Sie in Island auf einem Vulkan einen Drachen steigen lassen wollen oder lieber am Strand mit Delfinen Volleyball spielen möchten“, sagt die Expertin.

Krankenhaus Hamburg: Bei der Sprache unterscheidet man vier „Störungsbereiche“

Die neue Technik helfe bisher vor allem bei motorischen Störungen, werde also in der physiotherapeutischen Arbeit eingesetzt, wenn es darum gehe, Bewegungen neu zu erlernen. Aber auch in der Logopädie werde der Einsatz derzeit erprobt. „Wir stehen dabei zugegebenermaßen noch sehr am Anfang. Aber wir haben Patienten bereits mit gutem Erfolg zum Beispiel in einen buddhistischen Tempel versetzt und in dieser virtuellen Umgebung an der Atmung gearbeitet“, sagt die Hamburgerin.

Doch was genau ist der Vorteil? „Die Patienten werden sichtlich ruhiger, sind entspannter“, sagt Svenja Jacobsohn. Das bewirke die Veränderung des Ortes. „Plötzlich sehen die Patienten keine Monitore mehr, hören kein Piepen mehr, fühlen sich nicht mehr wie im Krankenhaus, sondern können sich ganz auf sich und die Atmung konzentrieren.“

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Grundsätzlich unterscheide man vier „Störungsbereiche“: Sprachstörung (Wörter fehlen), Sprechstörung (Aussprache gestört), Stimmstörung (Stimmgebung beeinträchtigt) und Schluckstörung (oft bei neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, PSP).

„Der Behandlungsbedarf ist groß. Umso wichtiger ist der Nachwuchs“, sagt Svenja Jacobsohn, die selbst lange an der Medizinischen Akademie von Asklepios in Hamburg Logopädinnen und Logopäden ausgebildet hat.

Krankenhaus Hamburg: Logopäden werden dringend gebraucht

„Der Beruf ist anspruchsvoll, gerade in der Klinik mit Wochenend- und Feiertagsdiensten“, sagt die Expertin. Aber man bekomme auch viel zurück von dankbaren Patientinnen und Patienten.

„Gerade erst habe ich mit einem Patienten, der anfangs kaum sprechen konnte, für dessen Frau ein Geburtstagsständchen gesungen. Wir waren alle gerührt, und für mich war das ein riesiges Erfolgserlebnis, das mich für meine tägliche Arbeit motiviert.“