Hamburg. In Kürze gehen 27 Kameras in Betrieb. Hamburger Polizei bekommt eigenen Raum für Videoüberwachung. Bisher schon 7000 Menschen überprüft.
- 27 neue Kameras werden am Mittwoch von Innensenator Andy Grote eingeweiht.
- Davon haben acht Kameras eine Zoom-Funktion und sind schwenkbar.
- Nach Kontrollen am Hauptbahnhof: In 1680 Fällen gab es Hausverbot.
Die Videoüberwachung im Bereich des Hamburger Hauptbahnhofs wird ausgeweitet. Am Hachmannplatz sollen zusätzliche Kameras installiert werden. Dazu wird in der zuständigen Polizeiwache am Steindamm, dem Polizeikommissariat 11, ein extra Raum für die Videoüberwachung eingerichtet. Die Sicherheitsbehörden sehen die Ausweitung der Videoüberwachung als weiteren Baustein im Konzept „Allianz sicherer Hauptbahnhof“, an der neben der Hamburger Polizei die Bundespolizei sowie die Sicherheitsdienste der Bahn und Hochbahn beteiligt sind.
Es sind allein 27 Videokameras, mit denen der Hachmannplatz im Blick behalten werden soll. 19 davon sind fest installiert. Acht weitere Kameras sind schwenkbar. Zudem kann man mit ihnen zoomen und dadurch Details besser erkennen. Gesteuert werden die Kameras aus dem neuen Videobeobachtungsraum im PK 11. Die Videoüberwachung startet am Mittwoch, 14. August. Die Kameras werden im Beisein von Innensenator Andy Grote (SPD) und Polizeipräsident Falk Schnabel in Betrieb genommen.
Polizei Hamburg: Konzept für sicheren Hauptbahnhof wird bereits kopiert
Die Maßnahmen am Hauptbahnhof sind mittlerweile ein Erfolgsmodell, das in anderen Städten kopiert wird. So hat das von der Kriminalität geplagte Bremen im Juni ebenfalls die Quattro-Streifen eingeführt, also vierköpfige Trupps, bestehend aus Landes- und Bundespolizisten sowie Mitarbeitern der beiden Sicherheitsdienste. Vor ein paar Tagen waren Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und Zürichs Stadtpräsidentin Corine Mauch zu Gast in Hamburg. Sie nutzten die Gelegenheit ebenfalls, um sich das Konzept der Quattro-Streifen in der Praxis anzuschauen.
„Unsere Allianz sicherer Hauptbahnhof ist mit den Quattro-Streifen ein inzwischen bundesweit beachtetes Erfolgsmodell, das äußerst positiv wahrgenommen wird und erheblich zu einer Stärkung des Sicherheitsempfindens beiträgt“, freut sich Innensenator Andy Grote (SPD).
Quattro-Streifen überprüften dieses Jahr schon mehr als 7000 Personen
Untermauert werden kann die Wirkung des Konzeptes „Allianz sicherer Hauptbahnhof“ durch Zahlen. Allein in diesem Jahr wurden bis Ende Juni mehr als 7000 Personen durch die Quattro-Streifen überprüft. In 1680 Fällen wurde ein Hausverbot ausgesprochen. 330 Strafanzeigen wurden gefertigt.
Eine wichtige Säule ist dabei das im Oktober vergangenen Jahres eingeführte Waffenverbot auch um den Hauptbahnhof herum. Es verbietet auch das Mitführen von Messern, Tierabwehrspray oder Schlagstöcken. Hier wurden seit der Einführung 366 Messer und 156 sonstige verbotene Gegenstände sichergestellt. Allein im Juni konnten 40 Messer aus dem Verkehr gezogen werden.
Die neuste Ergänzung war das Alkoholkonsumverbot, das vergangenen April am Hauptbahnhof, konkret auf dem Hachmannplatz und auf dem Heidi-Kabel-Platz, eingeführt wurde. Hintergrund war die Erkenntnis gewesen, dass bei jeder vierten Straftat in diesem Bereich Alkohol eine Rolle gespielt hatte. Flankierend ist ein Reinigungskonzept aufgelegt worden, das für mehr Sauberkeit rund um den Hauptbahnhof sorgen soll.
Polizei Hamburg: Erster „zarter“ Rückgang wird bei Straftaten am Hauptbahnhof verzeichnet
Die Sicherheitsbehörden sehen sich auf dem richtigen Weg. „Seit Herbst 2023 ist bereits ein leichter Rückgang der Kriminalitätsbelastung im Hauptbahnhof zu verzeichnen“, heißt es aus der Behörde. Im Ortsteil 114, dem Bereich von St. Georg, der wegen der hohen Zahl der Straftaten als kriminellstes Pflaster in ganz Hamburg gilt, liegt die Zahl der Taten leicht unter dem Vorjahresniveau. Man setze daher weiter auf ein „nachhaltiges, intensives sowie geschlossenes Vorgehen der Sicherheitspartner“.
Allerdings hat die Betrachtung einen Haken. Der Rückgang ist stark durch den Rückgang bei Diebstahlsdelikten geprägt. Geht es um Ladendiebstahl, ist man auf die „Zulieferung“ von Geschäften angewiesen. Dort sind es Mitarbeiter wie auch teils Ladendetektive, die die Täter überführen, festhalten und der Polizei ausliefern. Zudem dürften bei dem Rückgang auch die „Crash-Days“ der Polizei im vergangenen Jahr eine Rolle gespielt haben, bei denen auf Halde liegende Fälle abgearbeitet wurden und so in die Statistik 2023 einflossen.
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- Das Drob Inn und der „Sog-Effekt“ auf die Drogenszene
Was die Kriminalitätsstatistik belastet: Viele Straftaten fallen überhaupt erst durch den verstärkten Einsatz rund um den Hauptbahnhof auf. „Es ist tatsächlich so, dass den Einsatzkräften vor Ort oftmals Straftaten bekannt werden, die sonst möglicherweise nie angezeigt worden wären, da ein Großteil der Raub- oder auch Körperverletzungsdelikte zwischen Angehörigen der BtM-Szene begangen werden“, so ein Beamter. Gemeint ist die Drogenszene.
Rund um den Hauptbahnhof hat es die Polizei oft mit einem Völkchen zu tun, das selbst als Opfer im Zusammenhang mit schweren Straftaten den Kontakt zur Polizei scheut. So werden auch rund 60 Prozent der in dem Bereich festgestellten Straftaten als Kontrolldelikte eingestuft. Die Kameras am Hachmannplatz gekoppelt mit einem Videobeobachtungsraum, aus dem die Aufnahmen im Blick behalten werden, dürfte noch einmal für einen Schwung Straftaten sorgen, die erst auf diese Weise entdeckt werden.