Hamburg. Über Apps werden aus Hamburger Hotels Fahrten ohne Fahrgäste gebucht. Polizei warnt Taxifahrer vor dubiosen Aufträgen – und Kunden.

Es schien ein unaufwendiger Auftrag zu sein. Nichts außergewöhnlich Lukratives, aber immerhin: Taxifahrer Ali P. (Name geändert) wurde über eine Vermittlungs-App beauftragt, zu einer nahe gelegenen Tankstelle zu fahren. Ob er dort etwas für den Kunden besorgen könne? Der 28-Jährige konnte – blieb dann aber doppelt auf den Kosten sitzen. Weder zahlte der Kunde für die Tour, noch erhielt der Taxifahrer das Geld zurück, das er für den Auftraggeber ausgelegt hatte. „Das ist Betrug“, ärgert sich der Jungunternehmer aus Hamburg.

Auch mehrere Kollegen von ihm seien in ähnlicher Weise bereits ausgenommen worden, erzählt er. Jedes Mal heiße es sinngemäß: Kannst du mir kurz was holen? Am Ende haben die Taxifahrer ausschließlich Ausgaben, aber keinerlei Einnahmen. Ist das eine neue Masche, um Leute um ihr Geld zu bringen?

Taxis in Hamburg: Gibt es eine neue Betrugsmasche?

Das erste Mal, dass Taxifahrer Ali P. auf diese Weise mit einem betrügerischen Kunden Kontakt hatte, liegt einige Wochen zurück. Damals wurde er über eine bestimmte Vermittlungs-App kontaktiert und gebeten: Er möge bitte zu einer Tankstelle fahren und dort einen sogenannte Steam-Code kaufen. Diese Steam-Codes funktionieren ähnlich wie Geschenkgutscheine. Die entsprechenden Codes können zum Kauf unter anderem von Spielen und Software eingelöst werden. Sie sind erhältlich für mehrere Werte, beispielsweise für 20, 50 und 100 Euro. Einen solchen Code sollte der Taxifahrer dann zu dem Kunden bringen, der in einem bestimmten Hotel auf ihn warten wolle. „Er bot zehn Euro Trinkgeld. Das lockt schon.“ Mittlerweile lief der Kontakt zum Auftraggeber auf dessen Wunsch über WhatsApp.

Wie gefordert habe er bei der genannten Tankstelle einen Steam-Code über 20 Euro gekauft und sei dann zu dem Hotel gefahren, erzählt Ali P. weiter. Nun habe der Kunde ihm über den Messenger-Dienst mitgeteilt, er sei in einem wichtigen Meeting, könne also nicht vor die Tür kommen. Ob der Taxifahrer bitte ein Foto von dem Steam-Code schicken könne?

Betrug über Taxi-App? Kommunikation läuft über einen Messangerdienst

Der Hamburger war schon vorsichtig, wie er erzählt. Die Seriennummer des Steam-Codes habe er, als er die Aufnahme gefertigt hat, abgedeckt, sagt der Taxifahrer – und erst dann das Foto von dem Code abgeschickt. Deshalb habe er sich sicher gefühlt, dass niemand damit Missbrauch treiben könne. Doch trotz dieser Vorsichtsmaßnahme habe der Kunde den Code eingelöst. „Ich weiß nicht, wie er das geschafft hat. Aber es hat leider funktioniert“, berichtet Ali P. Die Folge: Er hatte die Ausgaben für Benzin, die 20 Euro, die er ausgelegt hatte – und möglicherweise einen verpassten „richtigen“ Auftrag. „Alles in allem ein ärgerliches Verlustgeschäft“, meint der Hamburger.

Noch weitere Male habe er vergleichbare Anfragen bekommen, auch in den Fällen sollte er angeblich etwas holen und zu einem Hotel bringen. Doch darauf sei er nicht eingegangen. Was Ali P. aufgefallen ist: „Die Anfragen kamen jeweils von Kunden in englischer Sprache.“ Geredet worden sei mit einem Akzent, der wohl dem afrikanischen Kontinent zuzuordnen sei. Auch Kollegen hätten ihm berichtet, dass sie ähnliche Anfragen über die Taxi-Vermittlungs-App bekommen hätten. Und ein Tankstellen-Betreiber habe von weiteren, vergleichbar gestalteten Aufträgen erzählt, die ebenfalls Taxifahrer betroffen hätten. Macht dieser Betrug also Schule?

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„Das Kriminalitätsphänomen ist uns bekannt“, heißt es dazu vonseiten der Hamburger Polizei. Statistisch werde diese Betrugsart nicht gesondert erfasst, sodass genaue Angaben zur Anzahl der bereits angezeigten Fälle nicht möglich seien. Nach Einschätzung des Landeskriminalamtes liege diese bislang im einstelligen Bereich. „Die Ermittlungen zu dem Phänomen dauern an“, sagte eine Polizeisprecherin dem Abendblatt.

Wie man sich vor einem solchem Betrug schützen kann? Grundsätzlich ist es der Rat der Polizei, wenn man auf Nummer sicher gehen will, nicht Opfer eines Betruges zu werden: „Man sollte vorsichtig sein und nicht für Menschen, die man nicht kennt, Geld auslegen.“