HafenCity. Anwohner will ungesicherte Arbeiter fotografiert haben – ausgerechnet auf der Baustelle für die neue Zentrale der HafenCity Hamburg GmbH.

Erneut gibt es Zweifel, ob auf Baustellen in der Hamburger HafenCity die Arbeitssicherheit hinreichend gewährleistet ist. Anlass ist eine Schriftliche Kleine Anfrage der Linken-Abgeordneten Heike Sudmann an den rot-grünen Senat.

Darin geht es um die neue Unternehmenszentrale der HafenCity Hamburg GmbH (HCH) am Dalmannkai: Wie berichtet, verzögert sich die Fertigstellung des sogenannten Null-Emissionshauses um zwei Jahre – es wird wohl erst ab Ende 2026 bezugsbereit sein statt wie zunächst vorgesehen schon in diesem Jahr.

HafenCity in Hamburg: Linke sieht Mängel beim Arbeitsschutz auf Baustelle

In der Anfrage thematisiert Heike Sudmann allerdings nicht nur die Bauverzögerung, sondern auch die Arbeitssicherheit – und das mit Blick auf Fotos, die der Linken-Fraktion zugespielt wurden. Diese Aufnahmen sollen die Baustelle am Dalmannkai zeigen; Sudmann hat sie ihrer Anfrage beigefügt. Auf dem einen Foto sieht man einen Arbeiter, der in der Höhe über eine Art Rohr geht – offenbar ohne Absturzsicherung.

Die andere Aufnahme zeigt einen Arbeiter, der – offenbar ebenfalls ohne Absturzsicherung – in der Höhe seitlich an einer Wand zugange ist, mit den Vorderfüßen auf einer Art Gerüst stehend, sich mit der rechten Hand festhaltend, in der linken Hand ein Holzbrett haltend.

HafenCity: Anwohner will Mängel beim Arbeitsschutz dokumentiert haben

Baustelle Null-Emissionshaus HafenCity
Dieses Foto soll die Baustelle für die neue Unternehmenszentrale der HafenCity Hamburg GmbH am Dalmannkai zeigen. In der Mitte zu sehen: ein offenbar ungesicherter Arbeiter. Ein Anwohner fotografierte die Situation nach eigenen Angaben am 8. Juni dieses Jahres. © Privat | Privat

Aufgenommen haben will die Fotos ein Anwohner, der gegenüber der Baustelle am Dalmannkai wohnt. Das Abendblatt hat mit ihm gesprochen; er möchte anonym bleiben. Seinen Angaben zufolge entstanden zwei Fotos am 8. Juni dieses Jahres. Verifizieren ließ sich das allerdings nicht.

Von Heike Sudmann auf die Fotos und das Thema Arbeitsschutz auf der Baustelle angesprochen, erklärt der Senat, die Einhaltung der Arbeitsschutzbedingungen werde fortlaufend durch einen von der HCH beauftragten Sicherheits- und Gesundheitskoordinator vor Ort geprüft. Dieser dokumentiere arbeitssicherheitsrelevante Ereignisse in einem Monatsbericht. Der Bericht für Juni 2024 enthalte „keinen Hinweis zu arbeitssicherheitsrelevanten Verstößen“.

Linke-Abgeordnete Sudmann: HCH sollte beim Arbeitsschutz eigentlich vorbildlich sein

Außerdem habe das Amt für Bauordnung und Hochbau der Stadtentwicklungsbehörde die Baustelle am 6. September 2022, am 23. November 2022 und am 18. Januar 2024 „hinsichtlich des Arbeits- und Immissionsschutzes“ untersucht. Dabei habe sich als Mangel „in erster Linie“ Baulärm gezeigt, der durch Anordnungen „reguliert“ worden sei. Zu den Fotos wollte die Behörde im Rahmen der Senatsantwort keine Stellung nehmen – mit der Begründung, sie habe keine weitergehenden Informationen zur Entstehung der Fotos. Mit der gleichen Begründung nahm die Behörde auch auf eine Abendblatt-Anfrage hin keine Stellung zu den Fotos.

Heike Sudmann hat eine Meinung zu der Baustelle. „Mit Superlativen ist die HCH ja immer schnell dabei“, sagt die Linken-Abgeordnete. Zum Start des Neubaus habe die HCH von „höchsten Nachhaltigskeitsstandards“ und einem „Lernprozess für intelligentes und emissionsneutrales Bauen“ gesprochen. „Doch beim Arbeitsschutz für die Bauarbeiter sind keine höchsten Standards erkennbar“, so Sudmann. „Dabei sollte gerade die HCH nach den tödlichen Unfällen auf Baustellen in der HafenCity bei ihrem eigenen Bau eine absolute Vorreiterrolle einnehmen.“

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Im Oktober des vergangenen Jahres war auf einer anderen Baustelle in der HafenCity wie berichtet ein Gerüst eingestürzt – infolgedessen kamen fünf Menschen ums Leben. Nur zehn Tage vor dem tödlichen Arbeitsunfall hatte das Amt für Bauordnung und Hochbau Mängel auf der Baustelle festgestellt, wie aus Antworten des Senats auf Kleine Anfragen des CDU-Fraktionschefs Dennis Thering sowie der Linken-Bürgerschaftsabgeordneten David Stoop und Olga Fritzsche hervorgeht. Demnach fehlten auf der Baustelle stellenweise Absturzsicherungen; die persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz einiger Bauarbeiter war nicht geprüft worden und der Schutz vor herabfallenden Teilen oder Gegenständen war nicht überall vorhanden.