Hamburg. Dem Asow-Regiment werden rechtsextreme Gesinnung und Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Jetzt hat man in Hamburg reagiert.

„Die epischsten Geschichten von der Front“. So kündigte die dritte Sturmbrigade ihre Europatour an. Auch in Hamburg sollte am kommenden Freitag ein Asow-Treffen stattfinden – eine Werbeveranstaltung für die umstrittene ukrainische Elitetruppe. Menschenrechtsverletzungen und Nähe zur rechtsextremen Szene werden dem Asow-Regiment vorgeworfen, aus dem die Brigade hervorgegangen ist. Man distanziere sich vom Rechtsextremismus, heißt es vom Asow-Regiment. Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft forderten vom Senat ein Verbot des Treffens, nun ist die Veranstaltung geplatzt. Das verkündete der Verein und Veranstalter „Feine Ukraine“.

„Nach näherer Prüfung der Einzelheiten“ habe der Vorstand des Vereins entschieden, die Hamburger Veranstaltung abzusagen. Um welche Gründe es sich genau handelt, teilte der Verein auf Anfrage des Abendblatts nicht mit. Auch der „Bund Ukrainischer Veteranen und Kriegsverletzter in Deutschland“ sollte an der Veranstaltung beteiligt sein, wirbt auf seiner Website mittlerweile aber nicht mehr für das Treffen.

Asow: Umstrittene Elitetruppe wollte in Hamburg Ukrainer für den Krieg anwerben

Nicht nur „Geschichten von der Front“ sollten wohl am Freitag erzählt werden. Ein X-Post legt nahe, dass ukrainische Geflüchtete in Hamburg für den Krieg rekrutiert werden sollten: „Wir sind alle Ukrainer. Aber wir werden nirgendwo so leben wie zu Hause. Dies ist eine Chance, mehr über die dritte Sturmbrigade zu lernen und deinen Platz in diesem Kampf zu finden“ (Original: „We are all Ukranians. But nowhere will we live like home. This is a chance to learn more about the Third Assault and find your place in this fight“).

Amnesty International berichtete 2016 über „glaubwürdige Vorwürfe“ von „Folter und anderen ungeheuerlichen Misshandlungen“ durch Asow. 2018 erließen die USA ein Waffenembargo gegen die Elitetruppe. „Dass ein solche Organisation in Hamburg eine Veranstaltung zur Eigenwerbung und Rekrutierung von neuen Mitgliedern durchführen will, ist historisch und rechtlich mehr als bedenklich“, sagen die fraktionslosen Bürgerschaftsabgeordneten Martin Dolzer und Mehmet Yildiz in einer Pressemitteilung.

Asow weist Vorwürfe des Rechtsextremismus zurück

Die Einheit wurde 2014 von Rechtsextremen für den Kampf gegen die von Moskau unterstützten ostukrainischen Separatisten am Asowschen Meer als Freiwilligenbataillon gegründet. Sie waren 2014 unter anderem an der Befreiung von Mariupol beteiligt. Die zur Brigade angewachsene Einheit wurde wenig später in die ukrainische Nationalgarde eingegliedert.

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Im Juni 2024 haben die USA das Waffenembargo gegen Asow jedoch aufgehoben. Es seien keine Beweise für Verstöße gegen Menschenrechte gefunden worden, die zu dem Waffenverbot geführt haben, zitierte die „Washington Post“ das US-Außenministerium. In einer Mitteilung aus dem März 2022 wies Asow gegenüber CNN Anschuldigungen wie Nähe zu Faschismus, Nationalsozialismus und Rassismus zurück. Außerdem distanzierten sie sich von ihrem ehemaligen rechtsextremen Anführer Andrij Bilezkyj.

Asow-Soldat trägt T-Shirt mit möglichem Hitler-Zitat in Auschwitz

Laut verschiedenen Medienberichten habe sich die Brigade mittlerweile professionalisiert und entpolitisiert und sich von rechtsextremen Führungspersonen getrennt. Dass sich die Soldaten glaubhaft vom Rechtsextremismus distanziert haben, bezweifelt der Hamburger Abgeordnete Dolzer. „Seit 2022 hat das Asow-Regiment sein Erscheinungsbild zwar oberflächlich geändert und wurde in die reguläre ukrainische Armee eingegliedert“, die Asow-Soldatinnen und Soldaten würden jedoch nach wie vor eine rechtsextreme Ideologie verfolgen, sagt der Bürgerschaftsabgeordnete.

Zuletzt hat ein Soldat des Asow-Regiments mit einem Besuch in der Gedenkstätte Auschwitz für Schlagzeilen gesorgt. Er postete auf Instagram ein Foto, auf dem er ein T-Shirt der russischen Band M8l8th mit dem Spruch „Where we are, there is no place for anyone else“ („Wo wir sind, ist kein Platz für irgendjemand anders“) trägt. Historiker würden das Zitat Adolf Hitler zuschreiben, heißt es in der Mitteilung von Dolzer und Yildiz. Der ausgeschriebene Name der Band laute „Molot Gitlera“ und bedeute „Hitlers Hammer“.