Hamburg. Klinikchef informierte Senatorin erst nach drei Monaten. Die rief Kuratorium nach drei weiteren Wochen zusammen. Mediziner ist beurlaubt.

Im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) rumort es. Nachdem intern Vorwürfe gegen einen Chefarzt des UKE laut wurden, hat das Krankenhaus eine Untersuchung eingeleitet. Auch hat sich die Wissenschaftssenatorin und Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) als Vorsitzende des UKE-Kuratoriums, quasi „Chef-Kontrolleurin“, eingeschaltet. Eine schriftliche Kleine Anfrage (SKA) der CDU-Fraktion an den Senat zeigt nun: Erst rund drei Monate, nachdem der UKE-Vorstandsvorsitzende Christian Gerloff von der internen Kritik erfahren hatte, informierte er Fegebank. Die Senatorin ließ sich wiederum drei Wochen Zeit, um das Thema mit dem Kuratorium zu besprechen.

Laxer Umgang mit umstrittenen UKE-Chefarzt? CDU zeigt sich empört

Die Anschuldigungen, die UKE-Mitarbeiter erheben, sind enorm. Ein Chefarzt soll für mangelhafte Organisation von Operationen und Komplikationen bei Patienten verantwortlich sein. Außerdem sprechen die Angestellten von angeblich „unangemessenem Verhalten“ gegenüber Kolleginnen. Einen Nachweis für Patientengefährdung oder Behandlungsfehler ergebe die laufende Prüfung bislang nicht, hieß es zuletzt aus dem UKE. Der umstrittene Chefarzt ist derzeit beurlaubt.

Bereits am 24. Juni hat die Kuratoriums-Vorsitzende Fegebank auf elektronischem Wege – vermutlich per E-Mail – von den Vorgängen erfahren, heißt es in der Senatsantwort auf eine entsprechende parlamentarische Anfrage der CDU. Anschließend habe sie den Vorstandsvorsitzenden des UKE gebeten, alle notwendigen Schritte zur Aufklärung des Falls einzuleiten und das Kuratorium zu informieren. Anke Frieling, wissenschaftspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, zeigt sich jedoch enttäuscht von der Senatorin. Fegebank habe nachlässig gehandelt, da es drei Wochen dauerte, bis ein Austauschtermin des Kuratoriums am 15. Juli stattfand. „Die Senatorin sollte umgehend ihrer Aufsichtspflicht nachkommen und sich insbesondere um die Frage kümmern, ob die Systeme des UKE wirklich funktionieren und ausreichend sind“, so Frieling.

Der Umgang des UKE mit den Vorwürfen ist aus Sicht der CDU von großer Intransparenz gekennzeichnet. „Zügige Aufklärung und mehr Information wären sicherlich sehr im Interesse von Patientinnen und Patienten und würden auch dem Ruf des UKE guttun“, teilt Frieling mit. Die zuständige Aufsichtsbehörde sei dringend gefordert.

UKE-Chefarzt in der Kritik: Beschwerden erreichten Klinikleitung schon Anfang April

Die Anschuldigungen durch die Mitarbeiter einer zentralen Abteilung des Krankenhauses liegen der UKE-Leitung schon seit Monaten vor. Die Beschwerde-Schreiben seien Anfang April eingegangen, heißt es vom Senat. Die Zeit, die seitdem verstrichen ist, sehe das UKE mit Blick auf die Bedeutung, die die erhobenen Vorwürfe für die Beschäftigten der Klinik und für den mit Vorwürfen konfrontierten Arzt haben, als angemessen an.

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Der Name des in der Kritik stehenden Chefarztes ist dem Abendblatt bekannt. Nach mehreren Nachfragen äußert er sich nicht zu den Vorwürfen beziehungsweise lässt sie durch seinen Anwalt zurückweisen. Das UKE will sich, solange die Prüfung des Falles laufe, ebenfalls nicht weiter zu dem Vorgang äußern. Und auch die Wissenschaftsbehörde mauert: „Die zuständige Behörde sieht in ständiger Praxis davon ab, sich zum Inhalt laufender Verfahren zu äußern“, heißt es in der Senatsantwort auf die CDU-Anfrage.