Hamburg. 18-Jähriger verliert Kontrolle über 600 PS starken Mercedes-AMG – mit seinem Vater als Beifahrer. Zeugen riefen schon vor Unfall Polizei.
- Der 18-jährige Francesco B: ist am 02. Juli am Jungfernstieg mit einem Mercedes in eine Menschengruppe am Jungfernstieg gefahren
- Bei dem tragischen Unfall starb ein 39-jähriger Familienvater, der als Busfahrer für die Hochbahn arbeitete
- De Fahranfänger kann jetzt eine Haftstrafe drohen
Es waren furchtbare Szenen, die sich am Dienstagvormittag auf dem Jungfernstieg Ecke Reesendamm abspielten. Menschen liefen geschockt durcheinander. Stühle eines Restaurants lagen umgekippt auf dem Gehweg. Im Eingangsbereich der Haspa stand ein AMG-Mercedes, der die Eingangstür durchbrochen hatte.
Das Fahrzeug war kurz zuvor mit hoher Geschwindigkeit vom Ballindamm gekommen und gegen einen geparkten Transporter gerast. Dieser hatte einen Mann erfasst, der so schwer verletzt wurde, dass er wenig später seinen Verletzungen erlag. Auch der Fahrer, der 18 Jahre alte Francesco B., wurde – wie sein Vater, der neben ihm gesessen hatte, sowie zwei weitere Männer – verletzt. Eine Zeugin kam mit einem Schock ins Krankenhaus.
AMG-Mercedes rast in Haspa-Filiale am Jungfernstieg
Jungfernstieg: Fahranfänger rast Busfahrer tot – Zeugen riefen schon vor Unfall die Polizei
In rasender Fahrt war der hoch motorisierte schwarze Mercedes AMG GLE 63S Coupé über den Ballindamm geprescht. Die Fahrt war so rasant, dass schon unmittelbar vor dem Unfall Zeugen die Polizei alarmierten. Dann der Crash.
Dort, wo der Ballindamm vor der Europa-Passage in die Kreuzung mündet, raste der über 600 PS starke Wagen weiter geradeaus. Das schwere Auto erfasste einen weißen VW Transporter. Durch die Wucht des Aufpralls riss das rechte Vorderrad des um die 150.000 Euro teuren Mercedes ab, der weiter in den Eingangsbereich der Sparkasse schleuderte. Der Transporter wurde durch den Aufprall nach vorn katapultiert und erfasste einen 39 Jahre alten Mann. Der erlitt schwerste Verletzungen.
Am Tag danach gab die Hamburger Hochbahn an, dass es sich bei dem Verstorbenen um einen Busfahrer handelte, der sich zum Zeitpunkt der Unfall-Tragödie im Dienst befunden hatte. In Gedenken an den Familienvater soll die Hochbahn-Belegschaft daher am Donnerstag (4. Juli) um 11 Uhr eine Schweigeminute einlegen.
Zahlreiche Notrufe gingen bei Polizei und Feuerwehr ein
Unmittelbar nach dem Unfall waren am Dienstag in den Einsatzzentralen von Polizei und Feuerwehr zahlreiche Notrufe eingegangen. Schnell waren erste Einsatzkräfte vor Ort, die sofort mit den Rettungsarbeiten begannen. Dem Mann, den der Transporter erfasste, wurde ein Bein abgerissen. Er musste reanimiert werden und kam unter Notarztbegleitung ins Krankenhaus auf die Intensivstation. Dort erlag er wenig später seinen Verletzungen.
Der Fahrer und sein Vater (52) sowie ein Fußgänger (29), der von umherfliegenden Teilen eines Blumenkübels getroffen wurde, kamen mit Verletzungen davon. Ebenso der Beifahrer (23) aus dem Transporter, der sich im Bereich des Fahrzeugs aufgehalten hatte. Eine Augenzeugin (39) erlitt einen Schock. Auch sie kam ins Krankenhaus. Lebensgefahr besteht für keinen dieser Verletzten.
In kurzer Zeit kamen immer mehr Einsatzkräfte an die Stelle des Unfalls. Zunächst hatte man wegen des Unfallhergangs selbst einen Terroranschlag nicht ausgeschlossen. Schnell war klar: Das ist hier nicht der Hintergrund. Stattdessen soll der Vater des Unfallfahrers eine andere Version erzählt haben: Demnach habe sein Sohn kurzfristig das Bewusstsein und so die Kontrolle über den Wagen verloren. Allerdings soll der 18-Jährige kurz nach dem Unfall ansprechbar gewesen sein.
Sachverständiger soll die Geschwindigkeit des Unfallwagens ermitteln
An der Unglücksstelle trafen innerhalb einer halben Stunde immer mehr Einsatzkräfte ein. Der Unfalldienst der Polizei wurde alarmiert. Die Kriminaltechnik rückte unter anderem mit einem 3-D-Scanner und einer Drohne an, um die Unfallstelle exakt zu vermessen und zu dokumentieren. Auch ein Sachverständiger wurde zu den Ermittlungen vor Ort hinzugezogen. Unter anderem wird versucht werden, die Geschwindigkeit zu errechnen, die das Fahrzeug zum Unfallzeitpunkt gehabt hatte.
Die Unfallaufnahme am Unglücksort dauerte bis in den Nachmittag. Dann rückte ein Abschleppunternehmen an. Der AMG-Mercedes wurde von der Polizei sichergestellt und auf den gesicherten Verwahrplatz der Polizei an der Halskestraße für weitere Untersuchungen gebracht.
Kriseninterventionsteam und Seelsorger betreuten die Menschen
Das Kriseninterventionsteam des DRK-Harburg und Notfallseelsorger kümmerten sich um geschockte Zeugen und Ersthelfer, die sich dort auf der Straße, in der Haspa oder im Restaurant Jim Block gleich neben der Unfallstelle aufgehalten hatten. Insgesamt 25 Personen wurden von den Helfern betreut.
„Wir hatten noch Glück, dass das Wetter so schlecht ist. So hatte niemand draußen auf den Stühlen gesessen. Sonst wäre es hier voll gewesen“, sagt der Mitarbeiter eines nahe gelegenen Ladens. „Es ist schon so schlimm. Nicht auszudenken, was aber bei warmem Wetter passiert wäre.“
Tödlicher Unfall am Jungfernstieg: Was dem Fahrer droht
Was droht dem Fahrer? Andere Urteile geben eine mögliche Orientierung. So wurde Ömer Ö., der Weihnachten 2019 auf der Ortsumgehung Finkenwerder die Kontrolle über seinen mit abgefahrenen Reifen bestückten, 570 PS starken AMG-Mercedes verlor, zu 18 Monaten Haft und zwei Jahren Führerscheinentzug wegen fahrlässiger Tötung und schwerer Körperverletzung verurteilt.
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Bei dem Unfall war eine 20-Jährige, die auf der Rückbank des Autos geschlafen hatte, getötet worden. Ihre Zwillingsschwester wurde schwer verletzt.