Hamburg. Kein Geld bei Krankheit, keine Absicherung: Kursleiter an Hamburger Volkshochschule kritisieren schlechte Bedingungen. Was sie fordern.

Kämpferisch gaben sich am Dienstag rund 80 Dozentinnen und Dozenten der Hamburger Volkshochschule bei einer bunten Protestaktion auf dem Rathausmarkt. Gemeinsam mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) protestierten die Kursleiterinnen und Kursleiter der Volkshochschule (VHS) und anderer Bildungsträger für bessere Arbeitsbedingungen.

Die Lage vieler Dozentinnen und Dozentin sei prekär, sagte Dirk Mescher, Geschäftsführer der GEW Hamburg. „Wir fordern, dass die Träger der Erwachsenenbildung sich zur Hälfte an der sozialen Absicherung beteiligen. Eine Selbstverständlichkeit“, sagte Mescher unter dem Applaus der Protestierenden. „Ohne uns keine Integration! Ohne uns keine Volkshochschule.“

VHS Hamburg: Dozenten demonstrieren für bessere Arbeitsbedingungen

Die Dozentinnen und Dozenten machten mit interaktiven, simulierten Unterrichtseinheiten deutlich, wie schlecht ihre Lage ist. „Zwei Tage vor der Entbindung zur Arbeit“, stand auf einem Schild, „Mit Verdacht auf Schlaganfall in den Kurs“ auf einem anderen. All das, weil die Kursleiter sozial nicht abgesichert seien, so Mescher. „Zahlt die Hälfte!“

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Auch Sven Quiring, Landesvorsitzender der GEW, machte deutlich, warum sich die Lage der Dozenten verbessern müsse: „Die Kolleginnen und Kollegen bekommen niedrige Honorare, müssen sich privat krankenversichern und haben keinerlei Absicherung.“ Bei Krankheit und Urlaub gebe es kein Geld. „Deshalb schleppen sich viele krank zur Arbeit“, so Quiring.

Haushaltsdebatte: Gewerkschaft fordert eine Million Euro mehr für die Volkshochschule

Die Forderung der GEW: Die Schulbehörde soll nicht nur den Arbeitgeberanteil für die Sozialversicherungen für die Kursleiter übernehmen, sondern auch die Fortzahlung der Honorare im Krankheitsfall. „Die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung der Dozentinnen und Dozenten müssen besser werden“, sagte Quiring.

Sven Quiring, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hamburg: „Die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung der Dozenten müssen besser werden.“
Sven Quiring, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hamburg: „Die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung der Dozenten müssen besser werden.“ © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

„Außerdem fordern wir eine Million Euro mehr für die Volkshochschule im Haushalt 2025/2026“, so der GEW-Landesvorsitzende. Der Haushalt wird dieser Tage vom Hamburger Senat beschlossen. Deshalb nutzten die Dozenten die Gelegenheit, um für eine bessere Finanzierung der Erwachsenenbildung in Hamburg zu demonstrieren.

Volkshochschule Hamburg: Kursleiter arbeiten oft ohne soziale Absicherung

In der Erwachsenenbildung arbeiteten die Kursleiter weitgehend prekär, heißt es von der GEW. Von den Honoraren und Löhnen könnten die Dozentinnen und Dozenten kaum leben. Außerdem gebe es keine soziale Absicherung wie Kranken- und Rentenversicherung. Eine der Demonstrantinnen brachte es so auf den Punkt: „Alle Kursleiter an der Volkshochschule sind selbstständig.“

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Viele von ihnen seien sogar scheinselbstständig, so eine andere Teilnehmerin der Protestaktion. Das heißt: Sie arbeiten nur für einen einzigen Arbeitgeber und sind von diesem abhängig, tragen aber die Kosten für die Sozialversicherungen selbst. Ein „Armutszeugnis“, so ein Zwischenruf eines Demonstranten.

Hamburg: Lage vieler Dozenten an Volkshochschule ist prekär

Die Kursleiter seien bei der Volkshochschule und anderen Trägern als selbstständige Honorarkräfte beziehungsweise arbeitnehmerähnliche Beschäftigte angestellt, sagte Sven Quiring. „Seit Jahren fordern wir bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Bezahlung.“ Denn: Die Volkshochschule sei enorm wichtig, vor allem im Bereich der Integration.

Zwar könne die GEW erste kleine Erfolge verbuchen, sagte Quiring. So habe die SPD erst in diesem Jahr die hälftige Beteiligung der Bildungsträger an der sozialen Absicherung der Dozenten gefordert. „Aber aus dem Rathaus ist dazu trotz mehrfacher Nachfrage nichts zu hören.“ Von einer Stadt der guten Arbeit, wie sie im rot-grünen Koalitionsvertrag gefordert werde, könne keine Rede sein, so Quiring.