Hamburg. AfD ist besonders in ländlichen und dünn besiedelten Stadtteilen stark. Wo die meisten Menschen Grün wählten – und wo die wenigsten.
Auf dem Kleinen Grasbrook wählte jeder Vierte (24,1 Prozent) bei der Europawahl die Linkspartei. In Eimsbüttel fuhren die Grünen ihr stärkstes Ergebnis mit 37,6 Prozent ein. Ihre Spitzenwerte schaffte die CDU mit 33,5 Prozent in Ochsenwerder. Jeder Fünfte wählte in Neuallermöhe die AfD (20,9 Prozent). Wenn die FDP überall so viele Anhänger hätte wie in Nienstedten, bräuchte sie sich nie wieder vor der Fünf-Prozent-Hürde zu fürchten: Hier errangen die Liberalen mit 18,6 Prozent ihr stärkstes Ergebnis. Diese Daten gehen aus einer Auswertung des Statistikamts Nord zu den Wahlen am Sonntag hervor.
Auch Sozialstatus und Urbanität des Quartiers haben offensichtlich Auswirkungen auf die Wahlentscheidung: In den sozial schwachen Stadtteilen sowie in den eher ländlich geprägten Vierteln haben überdurchschnittlich viele Bürgerinnen und Bürger AfD gewählt. So erhielt die Rechtsaußen-Partei in Regionen mit vielen Sozialleistungsempfängern laut Statistikamt bei der Europawahl 12,1 Prozent der Stimmen, in solchen mit wenigen Hilfebeziehern hingegen nur 5,4 Prozent. In sozial besser aufgestellten Regionen, wo die Wahlbeteiligung bei 77 Prozent lag, schnitten zudem Christdemokraten (24,9 %), Grüne (22,8 %) und FDP (11,5 %) besser ab als im Landesmittelwert.
Wahlen Hamburg 2024: Wo die Parteien Hochburgen haben – und wie die Schanze wählte
Die Hamburger AfD ist besonders in ländlichen, eher dünn besiedelten Stadtteilen stark; hier erzielte sie 10,7 Prozent der Stimmen (landesweit 8 Prozent): In den urbanen Zentren haben die Rechtspopulisten im Vergleich dazu mit 4,9 Prozent schlechter abgeschnitten. Das sagte Meike Johannsen, Vorständin des Statistikamts Nord, am Dienstag bei der Vorstellung der Wahlergebnisse. Die Grünen sind in den urbanen Zentren (27,9 % gegenüber 15 % in ländlichen Gebieten) überdurchschnittlich stark, die CDU in den weniger dicht besiedelten Gebieten (26,8 % gegenüber 12,8 % in den urbanen Quartieren).
Bemerkenswert stimmte das Schanzenviertel ab: Hier wählte mehr als jeder Dritte Grün (36,7 %), aber nur 8,9 Prozent SPD, 4,4 Prozent die CDU und nur 1,9 Prozent die AfD.
Dies sind die Hochburgen der einzelnen Parteien:
Die Grünen holten ihre stärksten Ergebnisse in
- Eimsbüttel mit 37,6 Prozent
- Ottensen mit 38,8 Prozent
- Sternschanze mit 36,7 Prozent
und ihre schwächsten Ergebnisse in
- Neuland/Gut Moor mit 6,2 Prozent
- Billstedt/Billbrook mit 8,6 Prozent
- Jenfeld mit 9,2 Prozent.
Die SPD schnitt bei der Europawahl am stärksten ab in
- Finkenwerder/Waltershof/Neuwerk mit 25,7 Prozent
- Steilshoop mit 24,3 Prozent
- Billstedt/Billbrook mit 23,7 Prozent
und am schwächsten ab in
- Sternschanze mit 8,9 Prozent
- Kleiner Grasbrook mit 9,2 Prozent
- Hammerbrook mit 9,5 Prozent.
Hochburgen der CDU sind
- Ochsenwerder mit 33,5 Prozent
- Kirchwerder mit 33,4 Prozent
- Wellingsbüttel mit 32,4 Prozent.
Wenige Wähler hat die CDU hingegen in
- Kleiner Grasbrook mit 3,3 Prozent
- Veddel mit 3,7 Prozent
- Sternschanze mit 4,4 Prozent.
Die AfD war am stärksten in
- Neuallermöhe mit 20,9 Prozent
- Hausbruch mit 18 Prozent
- Langenbek mit 17,9 Prozent
- Neuland/Gut Moor mit 17,9 Prozent.
Die wenigsten Stimmen erhielt die AfD in
- Sternschanze mit 1,9 Prozent
- Ottensen mit 2,6 Prozent
- Eimsbüttel, Altona-Nord und Hoheluft-West mit 2,7 Prozent.
Die FDP feierte ihre größten Erfolge in Nienstedten (18,6 %), Blankenese (15,9 %) und Groß Flottbek (15,4 %), Die Linke in Kleiner Grasbrook (24,1 %), St. Pauli (17,9 %) und auf der Veddel (16,2 %).
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Die Wahlbeteiligung ist bei beiden Wahlen am Sonntag gestiegen. „Erfreulich“ nannte dies Landeswahlleiter Oliver Rudolph. Bei der Europawahl lag sie bei 65,7 Prozent (plus 3,8 Prozentpunkte), bei den Wahlen zu den Bezirksversammlungen bei 62,4 Prozent (plus 4,4 Prozentpunkte). Am höchsten lag die Wahlbeteiligung zur Europawahl in Groß Flottbek, Wohldorf-Ohlstedt und Blankenese, die wenigsten Wähler gingen in Billstedt und Jenfeld an die Urnen. Bei den Bezirksversammlungswahlen sei es ähnlich gewesen, so Meike Johannsen.
Bei den Europawahl in Hamburg wurden die Grünen trotz starker Verluste stärkste Kraft mit 21,1 Prozent der Stimmen vor der SPD (18,7 %), der CDU (18,4 %), der AfD (8 %), der FDP (7 %), Volt (6 %) und der Linken (5,1 %).