Hamburg. Abibälle sind zum Event geworden. Die Karten kosten oft 100 Euro pro Person. Warum einige Schülerinnen sogar zwei Kleider kaufen.
Das kann teuer werden! Auch wenn Hamburgs Schüler und Schülerinnen ihr Abitur noch gar nicht in der Tasche haben – die Vorbereitungen für den Abschluss laufen bereits auf Hochtouren. Denn das Abi muss gebührend gefeiert werden, darin sind sich alle einig.
Allerdings müssen viele dafür tief in die Tasche greifen. Bis zu 1000 Euro zahlen einige Abiturientinnen (oder deren Eltern) allein für das Kleid. Die Karten für den Abiball liegen schon mal bei 100 Euro – pro Person.
„Das Abitur ist so ein tolles und einschneidendes Erlebnis, da möchte man es seinem Kind so schön wie möglich machen. Aber rund 1000 Euro für ein Kleid und die Eintrittskarten für die Familie sind echt viel Geld. Zu viel für manche Familien“, so die Mutter einer Abiturientin.
Abiball in Hamburg: Bis zu 100 Euro kostet eine Karte
Größer, extravaganter, aufwendiger: Abibälle sind zu einem Event geworden. Feierte man früher im Kleid aus dem Kaufhaus vor allem in Schulturnhallen und -aulas bei mitgebrachtem Kartoffelsalat und Würstchen, so wird der Schulschluss heute in edlen Outfits mit Catering-Service in aufwendig geschmückten Locations zelebriert, in denen sonst Hochzeiten gefeiert werden.
„Die beliebtesten Locations für die diesjährigen Abibälle sind die in der Speicherstadt“, berichtet Johanna Linow von der Eventagentur Nord Event. An Orten wie dem ehemaligen Hauptzollamt oder dem historischen Speicherboden können die Abiturienten und Abiturientinnen ausgelassen feiern. Je nach Location kosten die Tickets für das Gesamtpaket inklusive Essen, Getränke und Musik zwischen 85 und 105 Euro.
Bei einem Abiball mit rund 200 Gästen kann die Feier schnell bis zu 25.000 Euro kosten. In der Vergangenheit habe Nord Event aber auch schon Anfragen für Abibälle mit 800 Gästen gehabt, berichtet Linow. Die Kosten für einen so großen Abiball liegen dann bei mehr als 80.000 Euro.
Edle Location statt Schulturnhalle: Große Abibälle kosten mehr als 80.000 Euro
Doch das hat seinen Preis: An die 100 Euro zahlen viele Abiturienten und ihre Familien – pro Karte. Darin enthalten ist oftmals nur das Essen, Getränke kommen in vielen Fällen noch obendrauf. „Wir haben pro Karte 85 Euro gezahlt, inklusive Essen. Die Getränke muss man noch mal extra zahlen“, sagt eine Abiturientin, die für sich und ihre Familie insgesamt sechs Karten gekauft hat. Für mehr als 500 Euro.
Einige Schulen bieten zwar günstige Karten für jüngere Geschwister an, doch selbst diese kosten in einem bekannten Fall 80 Euro.
Abiball: Für das Kleid zum Abschluss zahlen einige Schüler bis zu 1000 Euro
Und das ist oft nur die Spitze des Eisberges, denn vor dem Abiball steht der Kauf des Kleides oder des Anzuges: „Allein mein Kleid hat ohne Schneiderei 399 Euro gekostet. Jetzt kommen noch mal 150 Euro für das Kürzen sowie das Anpassen der Träger dazu“, erzählt eine Schülerin. Zusammen mit den Karten kommt sie auf mehr als 1000 Euro.
Kein Einzelfall: Je nachdem, wo die Abiturienten und Abiturientinnen ihre Partyoutfits kaufen, kann ein kompletter Look sogar mehr als 1000 Euro kosten. Während es kurze Kleider bereits für 100 Euro zu kaufen gibt, berichtet das Hamburger Geschäft für Abendkleider Bonnie Blush, dass das durchschnittliche Budget für Abiballkleider bei rund 400 Euro liegt. „In der Abendmode ist der Abiball das größte Thema“, berichtet eine Mitarbeiterin von Bonnie Blush.
„Es gibt kein anderes Event, was da mithalten kann.“ Besonders in den letzten Jahren, nach der Corona-Pandemie, sei es vielen jungen Abiturientinnen besonders wichtig, das perfekte Kleid zu finden und nicht einfach ein nächst beliebiges. Wer sicher gehen will, dass sie das optimale Kleid findet, sollte laut der Kleiderexpertin von Bonnie Blush bereits kurz nach Weihnachten mit dem Shoppen beginnen. Sonst könne es sein, dass die besonderen oder sehr angesagten Kleider bereits verkauft sind und nicht mehr rechtzeitig nachbestellt werden können.
Abitur: Warum einige Schülerinnen sogar zwei Kleider benötigen
Doch die Preisspanne ist nach oben offen: Die Absolventen und Absolventinnen können auch bis zu 1000 Euro ausgeben. Manche Geschäfte bieten außerdem Änderungsarbeiten an den Kleidern an, die ebenfalls bis zu 100 Euro kosten können. „Und dann wünschen sich einige Mädchen auch noch zwei verschiedene Outfits – eins für die Zeugnis-Übergabe und eins für den Ball. Ganz schön kostspielig“, so die Erfahrung einer Mutter.
Auch Anzüge sind nicht viel günstiger. Wer nicht schon einen passenden Zweiteiler zu Hause hat oder auf günstige Online-Versandhändler zurückgreift, kommt bei einem Herrenausstatter im Mittel auf Kosten von rund 300 Euro. Besonders Jersey-Anzüge mit schmal zulaufendem Hosenbein, einem elastischen Bund und einem Tunnelzug seien derzeit beliebt, erklärt der Herrenausstatter Policke. Das Trendmodell würde ab 240 Euro starten.
„Und dann kommen noch Schuhe, Krawatte und ein Hemd hinzu. Bei uns waren da ganz schnell 500 Euro zusammen“, sagt die Mutter eines Abiturienten. Für die Karten werden bei ihnen an der Schule noch einmal knapp 80 Euro veranschlagt.
Abitur: Zeugnisübergabe wird zum Event mit Luftballontrauben und Fotwänden
Selbst die Zeugnisübergabe wird inzwischen von einigen Schülern und Schülerinnen regelrecht zelebriert. Mit Ballontrauben, aufwendiger Deko und farblich abgestimmten Fotowänden, vor denen Selfies gemacht werden. „Dieser Trend hat nach Corona eindeutig zugenommen“, sagt Frederike Castan-Oelting, Geschäftsführerin von Happy Balloon. Besonders beliebt seien riesige, ein Meter hohe Zahlen- und Buchstaben-Ballons, mit denen die Schüler das Wort „Abi 2024“ darstellen können, um sich damit fotografieren zu lassen.
Und das sei meist erst der Anfang, weiß die Geschäftsführerin. Für die Dekoration des Saales zahlen viele Schulen noch mal an die 600 Euro. „Man hat das Gefühl, dass die Jugendlichen nachholen müssen, was sie während der Corona-Zeit verpasst haben“, so Frederike Castan-Oelting.
Abiball wird in Hamburg zum Luxus: Nicht alle Familien können sich die Karten leisten
Doch es geht auch weniger pompös: An der Grund- und Stadtteilschule Alter Teichweg in Dulsberg kosten die Karten inklusive Essen und Getränke bis 22 Uhr 50 Euro. „Wir können das so günstig anbieten, weil wir in der Schule feiern“, erklärt Abteilungsleitung der Oberstufe Hanno Frey.
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Bedingt sei dies dadurch, dass die Schüler und Schülerinnen gemeinsam mit den Lehrkräften den Ball geplant hätten und auch die Deko selbstständig umsetzten. Für Familien, die sich das nicht leisten können, wird eine Zahlung in Raten oder in Härtefällen eine zusätzliche Unterstützung angeboten.