Hamburg. Gut 45.000 Hamburger betroffen. Hautarzt klärt auf: Wie man sich schützen muss, welche verbreiteten Annahmen stimmen und welche nicht.

Immer mehr Menschen erkranken in Hamburg an weißem Hautkrebs. Insgesamt 2,4 Prozent der Bevölkerung der Hansestadt, was knapp 45.600 Menschen entspricht, haben 2022 eine Hautkrebsdiagnose erhalten, fand das Barmer Institut für Gesundheitsforschung heraus. 2021 lag der Wert noch bei 2,2 Prozent. Besonders die älteren Hamburgerinnen und Hamburgern erhalten oft die Diagnose heller Hautkrebs: ab 80 Jahren ist jeder und jede Siebte betroffen.

Grund dafür ist laut Dermatologe Syrus Karsai, dass ältere Menschen über Jahrzehnte hinweg der Sonne ausgesetzt waren und die Fähigkeit der Haut, DNA-Schäden zu reparieren, mit dem Alter abnimmt. „Hautkrebs entsteht, wenn die DNA in Hautzellen durch übermäßige Sonnenexposition Schaden erleidet“, erklärt Karsai. „Diese Schädigung des Erbguts führt dann zu unkontrolliertem Zellwachstum.“ Laut Einschätzungen des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) trägt auch der Klimawandel dazu bei, dass die UV-Strahlungsbelastung und das Hautkrebsrisiko steigen.

Hautkrebs: Immer mehr Diagnosen in Hamburg – die wichtigsten Mythen und Fakten

Prävention sei das A und O der Medizin, erklärt Karsai. „Das gilt insbesondere für die Haut, die sich wie kein anderes Organ schnell, einfach und gleichzeitig effektiv untersuchen lässt.“ Seit 14 Jahren ist er Facharzt für Dermatologie, tätig am Dermatologikum Hamburg. Besonders früh erkannter Hautkrebs habe laut dem Dermatologen eine gute Heilungsrate. „Bei einem hautgesunden Menschen ist eine Hautkrebs-Vorsorgeuntersuchung einmal jährlich ausreichend“, meint er.

Als Dermatologe hat Syrus Karsai regelmäßig mit Hautkrebs und der Vorsorge von Hauterkrankungen zu tun. Der beste Schutz: Sonnenbrand durch Sonnencreme, das Meiden der Sonne und Kleidung verhindern.
Als Dermatologe hat Syrus Karsai regelmäßig mit Hautkrebs und der Vorsorge von Hauterkrankungen zu tun. Der beste Schutz: Sonnenbrand durch Sonnencreme, das Meiden der Sonne und Kleidung verhindern. © Christoph Mannhardt | Christoph Mannhardt

Neben dem jährlichen Termin beim Hautarzt solle man außerdem eine monatliche Selbstuntersuchung vornehme. Dabei sei es wichtig, auf neu entstandene Muttermale zu achten. Insbesondere solche, die ihre Form, Farbe oder Größe verändert haben, sollten unter die Lupe genommen werden. Wer solche Veränderungen bei sich selbst feststellt, sollte laut Karsai einen Termin zur Abklärung bei einem Hautfacharzt vereinbaren.

Anstieg der Hautkrebsdiagnosen in Hamburg: besonders Kinder müssen geschützt werden

Insbesondere Menschen mit einem helleren Hauttyp, Kinder oder jene mit einem geschwächten Immunsystem, sind gefährdet. „Kinderhaut ist wesentlich empfindlicher als die Haut Erwachsener“, beschreibt Karsai. „Verschiedene Studien konnten einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Sonnenbränden in der Kindheit, der Anzahl von Muttermalen und dem Auftreten von Melanomen im Erwachsenenalter zeigen.“

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Am häufigsten tritt Hautkrebs an Stellen auf, die regelmäßig der Sonne ausgesetzt sind. Gesicht, Hals, Dekolleté, Arme und Hände müssen besonders geschützt werden, denn der wichtigste Risikofaktor für Hautkrebs ist der unkontrollierte Kontakt mit UV-Strahlen, erklärt Karsai. Der Dermatologe empfiehlt, Sonnenbrände und längere Aufenthalte in der Sonne, besonders in der Mittagszeit, zu vermeiden. Auch textiler Sonnenschutz, Sonnenbrillen und das rechtzeitige, regelmäßige und reichliches Auftragen einer Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor können vor Hautkrebs schützen.

Fakt oder Mythos? Hamburger Hautarzt bewertet Irrglauben rund um Sonnenbrand und Hautkrebs

Vorbräunen hilft gegen Sonnenbrand.

Syrus Karsai: Mythos. Die Haut kann durch Bräunen und den Aufbau einer sogenannten Lichtschwiele einen gewissen Eigenschutz vor UV-Strahlen aufbauen (entspricht LSF 3-4). Dieser Eigenschutz ist allerdings nicht ausreichend, die Haut gegen Sonnenbrand und weitere Schädigungen zu schützen.

Nur weiße Menschen können Sonnenbrand bekommen.

Karsai: Mythos. Menschen aller Hautfarben können Sonnenbrand bekommen, auch wenn es bei Menschen mit stark pigmentierter Haut sehr viel seltener vorkommt.

Einmal vor dem Sonnenbaden eincremen reicht.

Karsai: Mythos. Das Nachcremen ist nach einem längeren Aufenthalt an der Sonne wichtig, insbesondere nach dem Baden oder Schwitzen. Dies verlängert zwar nicht die maximal zulässige Verweildauer in der Sonne, hält aber den Schutz zeitlich begrenzt aufrecht.

Sonnenschirme bieten ausreichenden Schatten, um sich nicht eincremen zu müssen.

Karsai: Mythos. UV-Strahlen können reflektieren und auch im Schatten zu Sonnenbrand führen, daher ist zusätzlicher Sonnenschutz mittels Sonnenschutzcreme erforderlich.

Durch Glasscheiben kann man keinen Sonnenbrand bekommen.

Karsai: Mythos. Normales Fensterglas blockiert UVB-Strahlen weitgehend, lässt jedoch UVA-Strahlen durch, die zur vorzeitigen Hautalterung und auch zur Entstehung von Hautkrebs beitragen können.

Aloe vera hilft, den Schaden von Sonnenbrand zu reduzieren.

Karsai: Fakt. Aloe vera kann helfen, die Haut zu beruhigen und die Regeneration der Haut bei leichten Sonnenbränden zu unterstützen.

Ins Solarium gehen ist schädlicher, als sich in der Sonne bräunen.

Karsai: Fakt. Die schädigende Wirkung von UV-Strahlen auf die Haut ist grundsätzlich unabhängig von der Herkunft. Deshalb ist in beiden Fällen ein verantwortungsbewusster Umgang unerlässlich. Dennoch ist die Bestrahlungsstärke eines Solariums und die sich daraus ableitende UV-Belastung in der Regel sehr hoch. Eine Solariumnutzung bedeutet deshalb immer eine zur natürlichen UV-Strahlung der Sonne zusätzliche und vermeidbare Belastung der Haut mit UV-Strahlen. Sie sollte deshalb vermieden werden.

Vorsorgeuntersuchungen auch unter 35 Jahren möglich

Laut Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) haben alle gesetzlichen Versicherten ab 35 Jahren alle zwei Jahre Anspruch auf einen kostenlosen Hautkrebs-Check. Manche Krankenkassen bieten jedoch bereits früher und häufiger kostenlosen Vorsorgeuntersuchungen an. Die Techniker Krankenversicherung ist mit ihren 11,5 Millionen Versicherten eine der größten Deutschlands.

Das Hautkrebs-Screening bieten sie alle 24 Monate für 20- bis 34-Jährige an, die einen Termin bei einem Arzt ausmachen, der mit der Techniker einen gesonderten Vertrag dafür abgeschlossen haben. Die Barmer bietet als zweitgrößte Krankenversicherung in Deutschland einen sogenannten „Haut-Check“ für unter 35-Jährige als Zusatzleistung an. Ab welchem Alter Angebote für die Früherkennung von Hautkrebs unter 35 Jahren wahrgenommen werden können, unterscheidet sich je nach Bundesland und kann bei der jeweiligen Krankenkasse angefragt werden.