Hamburg. Hitze, Luftverschmutzung und tropische Krankheiten stellen eine besondere Bedrohung dar. Zwei Ärztinnen erklären, was Eltern tun sollten.
Wenn Sie Kinder haben, haben Sie es vielleicht auch schon erlebt: Der Nachwuchs hustet zweimal – und die Eltern legt es flach. Viele Coronavirus-Infektionen bei Kindern etwa wurden nicht einmal bemerkt, so unauffällig sind sie verlaufen.
Doch beim Klimawandel ist das etwas anders: Seine Folgen stellen für die Gesundheit Minderjähriger sogar eine größere Gefahr dar als für Erwachsene. „Kinder haben im Verhältnis zu ihrer Körpermasse eine viel größere Körperoberfläche als Erwachsene, das heißt, sie nehmen im Verhältnis viel mehr Schadstoffe über die Haut auf“, erklärt die Hamburger Kinderärztin Dr. Charlotte Schulz im Podcast „Die KinderDocs“.
Klimawandel ist in Hamburgs Kinderarztpraxen bereits angekommen
Auch wegen ihrer höheren Atemfrequenz seien Kinder von einer höheren Schadstoffbelastung stärker betroffen. Gleichzeitig seien die Organe, die diese Schadstoffe abbauen, noch nicht so leistungsfähig wie die von Erwachsenen. Schulz: „Im besten Fall sind unsere Kinder auch noch sehr viel draußen und dadurch diesen Faktoren ausgesetzt. Zudem sind sie oftmals auch in einem Alter, wo sie noch nicht so sehr für sich selber sorgen können, sich den Hut aufsetzen, sich eincremen und genug trinken.“
In den Hamburger Kinderarztpraxen ist der Klimawandel bereits angekommen. „Das Szenario, vor dem wir uns gefürchtet haben, ist eigentlich schon da“, sagt Schulz‘ Kollegin Dr. Claudia Haupt, „es ist ein Thema, das sehr aktuell ist und in alle Köpfe hineingehört.“
Hitze – ein besonderes Risiko für Kinder und Schwangere
Am auffälligsten seien die Folgen der immer längeren Hitzeperioden mit hoher UV-Strahlung. Kinder trockneten schneller aus und heizten auf, weil sie noch nicht die Fähigkeit hätten, über den Schweiß die Körpertemperatur zu regulieren. Schulz: „Wir sehen in den Praxen häufiger Kinder mit dem sogenannten Sonnenstich, die den ganzen Tag draußen gespielt haben und am Abend spucken müssen und Fieber bekommen.“
Auch die Zahl schwerer Sonnenbrände nehme zu – und damit das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. Doch auch für Schwangere stelle die Hitze eine Bedrohung dar: Ihr Risiko einer Früh- oder Fehlgeburt steige.
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Umso wichtiger sei es, Kinder vor der Hitze zu schützen: sie in der Mittagszeit nicht draußen spielen zu lassen, die Wohnung kühl zu halten, Kinder mit Sonnenhut und Nackenschutz auszustatten, ihnen genügend kühle Getränke anzubieten und sie mehrmals am Tag mit hohem Lichtschutzfaktor einzucremen. „Babys sollen grundsätzlich nie direkter Sonnenstrahlung ausgesetzt werden“, sagt Haupt. Auch dürften Kinder niemals an heißen Tagen in Autos zurückgelassen werden.
Doch die Erwärmung bringt auch gänzlich neue Risiken mit sich: Sie verlängert die Pollenflugzeiten und sorgt zudem dafür, dass andere Pflanzenarten und somit neue Allergene heimisch werden. Die Folgen: Die Fälle von Asthma und anderen Allergien nehmen zu. Aber auch Tropenkrankheiten, die in unseren Breiten bislang nicht vorkamen, sind auf dem Vormarsch.
Zahl der Atemwegserkrankungen bei Kindern deutlich angestiegen
Zudem traten Atemwegserkrankungen in den vergangenen 20 Jahren immer häufiger auf – eine Folge der höheren Ozonkonzentration, die mit der Hitze einhergeht, und der erhöhten Schadstoff- und Allergenbelastung der Luft. Haupt: „Wenn wir so weitermachen wie bisher, ist es absehbar, dass wir auch noch mehr solcher Erkrankungen sehen werden.“
Warum unsere Gesundheit untrennbar mit der unseres Planeten zusammenhängt, was wir alle durch unser Konsum-, Bewegungs- und Essverhalten tun können, um die Klimafolgen abzumildern, und was der Klimawandel mit der Psyche von Kindern und Jugendlichen macht: Auch das erklären Claudia Haupt und Charlotte Schulz in dieser Podcast-Folge.