Hamburg. Neue Software soll Straftaten am Hansaplatz genauer analysieren. Am Hauptbahnhof werden 26 Kameras installiert. Aber Start ist holprig.

Die Sicherheitsbehörden in Hamburg setzen weiter auf Videoüberwachung. Am Hansaplatz im Kriminalitätsbrennpunkt St. Georg soll das Pilotprojekt „Intelligente Videoüberwachung“ um zwei Jahre verlängert werden. Nicht weit entfernt wird am Hauptbahnhof noch in diesem Jahr Videoüberwachung, zunächst konventionell, am Heidi-Kabel-Platz und am Hachmannplatz aufgebaut. Perspektivisch kann auch dort die „intelligente Videoüberwachung“ zum Einsatz kommen.

Im Juli war das zunächst auf drei Monate angesetzte Projekt der „Intelligenten Videoüberwachung“ am Hansaplatz gestartet. Es ist eine vom Fraunhofer Institut entwickelte und zuerst in Mannheim eingesetzte Technik. Sie wandelt Menschen in Strichmännchen um und erkennt an Bewegungsmustern, ob eine Straftat, beispielsweise eine Schlägerei, stattfindet.

Polizei Hamburg: „Intelligente Videoüberwachung“ kann gar nicht selbst lernen

Der mit der Überwachung verbundene Begriff der Künstlichen Intelligenz ist allerdings irreführend. Die Software ist „doof“ und muss mit neuen Informationen gefüttert werden. Selbst lernen kann sie nicht.

Bislang hat Hamburg die auch in Mannheim eingesetzte Version im Einsatz. Das soll sich ändern. In der zweiten Phase soll die Software erweitert, weitere Bewegungsmuster implementiert werden. So kann sie mehr Situationen mit Blick auf mögliche Straftaten analysieren. Das wird, so erste Schätzungen, rund 300.000 Euro kosten. Dass irgendwann echte KI zum Einsatz kommt, die tatsächlich am richtigen Leben lernt, ist Zukunftsmusik.

Verdächtige Bewegungsmuster lösen bei der Polizei einen Alarm aus

Am Hachmannplatz und am Heidi-Kabel-Platz kommt zunächst konventionelle Videoüberwachung zum Einsatz. Sie filmt ganz normal das Geschehen und muss, will man zeitnah eingreifen, am Bildschirm fortlaufend beobachtet werden. Das ist bei der Videoüberwachung am Hansaplatz anders. Erst wenn es verdächtige Bewegungsmuster gibt, schaltet sich das Bild auf den Monitoren in der Wache 11 am Steindamm an. Die Beamten wissen dann, dass sie genau hinschauen müssen und die Aufzeichnung starten können.

Geplant sind auf den beiden Plätzen am Hauptbahnhof, die an der Kirchenallee ineinander übergehen, 26 Kameras. Aktuell laufen Vorbereitungen für die Aufstellung. Kabel müssen verlegt, Masten gesetzt werden. Der Start selbst wird etwas holprig. Es können nicht sofort alle Kameras zum Einsatz kommen. In diesem Bereich werden im Zusammenhang mit Umbauarbeiten im Hauptbahnhof Container aufgestellt, die die Installation verhindern und Sichtfelder einengen. 2025 soll aber das System stehen. Ergänzend gibt es ein Alkoholkonsumverbot und ein Waffenverbot in diesem Bereich.

Polizei und Politik versprechen sich mehr Sicherheit im Kriminalitätsbrennpunkt

Polizei und Politik versprechen sich davon eine Verbesserung der Situation. In St. Georg, besonders in dem an den Hauptbahnhof grenzenden Ortsteil 114, griff im vergangenen Jahr die Kriminalität um sich. Mit einer Größe von nicht einmal 0,2 Prozent des Stadtgebiets, wurden dort rund 11,2 Prozent aller 2023 in Hamburg festgestellten Straftaten verübt. Das sind 26.901 Taten.

Videoüberwachung, das zeigen Erfahrungen, ist erfolgreich. Am Hansaplatz wurden im Juli 2007 erstmals Videokameras installiert. Im Oktober 2009 wurde die Videoüberwachung wieder ausgesetzt. 2019 kam es dann wegen der Kriminalitätsbelastung erneut zur Videoüberwachung: 22 Kameras wurden angebracht. Nach einem Jahr konnte man in dem Bereich einen Rückgang bei den Drogendelikten um 62 Prozent und bei den Körperverletzungen um 38 Prozent verzeichnen.

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Der Jungfernstieg ist seit 2018 videoüberwacht in dem Bereich, in dem immer wieder Jugendgruppen für Ärger und Kriminalität sorgen. Wie in anderen Bereichen ist die Videoüberwachung auch an der Alster nur zeitweise angeschaltet.

2006 wurde die erste Videoüberwachung auf der Reeperbahn installiert

Bereits 2006 waren Videokameras zur Überwachung auf der Reeperbahn installiert worden. Sie mussten 2010 zeitweise im Zusammenhang mit der Klage einer Anwohnerin abgeschaltet werden. 2012 hat dann das Bundesverwaltungsgericht entschieden, dass die Reeperbahn videoüberwacht werden darf. Die gesetzliche Grundlage bietet das Gesetz über die Datenverarbeitung der Polizei, kurz PolDVG. Die Videoüberwachung wird als Gefahrenabwehr angesehen, weil sie auch Straftaten verhindern soll. Das wird auch die rechtliche Grundlage für die Videoüberwachung des an den Hauptbahnhof angrenzenden öffentlichen Raumes sein, die noch dieses Jahr startet.

Eine Umstellung auf die vom Fraunhofer Institut entwickelte Software oder Folgeversionen dürfte kein Problem sein. Beim Start des Systems auf dem Hansaplatz im Juli hatte Innensenator Andy Grote (SPD) darauf hingewiesen, dass die Software keine eigenen Aufzeichnungen durchführt und keine biometrischen Daten erfasst. Es sei ein „Warnsystem“. Der Datenschutzbeauftragte hatte damals sein Okay gegeben.