Hamburg. Baustellen und wenig Personal: Zuverlässigkeit im Schienennahverkehr nimmt dramatisch ab. Diese Züge fielen am häufigsten aus.

Die Bahnbilanz in Hamburg und dem Umland ist erschreckend: Auf einigen Linien des Regionalverkehrs fiel in den vergangenen Monaten oft jede dritte Fahrt aus. Linken-Politikerin Heike Sudmann spricht von einer „dramatischen Abnahme“ der Zuverlässigkeit im Schienennahverkehr. Grund dafür seien nicht allein Baustellen.

Streik, Fachkräftemangel und eine marode Infrastruktur hätten im Jahr 2023 ihr Übriges getan, so die stellvertretende Fraktionsvorsitzende und verkehrspolitische Sprecherin der Hamburger Linken, Heike Sudmann. Es erwecke den Eindruck, als habe die Unzuverlässigkeit des Schienennahverkehrs in Hamburg und dem Umland in diesem Jahr einen neuen, traurigen Höhepunkt erreicht, sagt sie.

Verkehr Hamburg: massive Ausfälle – zwei Regionen besonders betroffen

Besonders hart trafen die vielen Ausfälle den Hamburger Osten, etwa Tonndorf und Rahlstedt. Denn auf der dort verkehrenden Regionalbahnlinie (RB) 81 fielen fast im gesamten Jahr 2023 zwischen 22 und 45 Prozent der Verbindungen aus, teilt die Hamburger Linken-Fraktion mit. Sudmann hatte die Daten mithilfe einer schriftlichen Kleinen Anfrage (SKA) an den Senat erhalten.

Oft mehr als ein Drittel der Fahrten fielen auch auf den Linien 7 beziehungsweise 70 des Regionalexpresses (RE) nach Neumünster, Kiel und Flensburg aus. Schuld daran seien vor allem der schlechte Zustand des Schienennetzes und laufende Bauarbeiten gewesen, heißt es von der Hamburger Linken.

„Bahnkunden vergrätzt“ – Linke fordert Eingreifen des Hamburger Senats

„Wer das Bahnfahren zum Glücksspiel macht, darf sich nicht wundern, wenn die Bahnkundinnen und -kunden vergrätzt sind oder sogar auf das Auto umsteigen“, sagt Sudmann angesichts der vielen Ausfälle. Zwar sei eine Bahnfahrt aus dem Umland nach Hamburg mit dem 49-Euro-Tickets erheblich attraktiver geworden – doch würden Unzuverlässigkeit und Unpünktlichkeit die Fahrgäste wieder verschrecken.

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„Die marode Infrastruktur hat die Deutsche Bahn zu verantworten“, so Sudmann. Sie fordert, dass sich der Senat dahinterklemmt und „mit Nachdruck bei der Bahn für eine schnelle Sanierung der Schienenstrecken in und um Hamburg“ starkmacht.

Um den Reisenden im kommenden Jahr Ärger zu ersparen, sei es notwendig, trotz Bauarbeiten „das Optimum aus den Strecken herauszuholen“, sagt Sudmann. Eine präzise Planung, welche Abschnitte wann gesperrt werden und welche Ausweichgleise eventuell zur Verfügung stehen, sei vonnöten.

Massive Ausfälle im Bahnverkehr: „Es wird schlimmer werden“

Wichtig sei es, Bauarbeiten so zu organisieren, dass sie den Fahrplan nicht völlig durcheinanderbringen. Außerdem plädiert Sudmann für Reservefahrzeuge und -personal. Schließlich sorgten fahrzeug- und personalbedingte Gründe auf manchen Linien für die Hälfte der Ausfälle.

Tendenziell geht Sudmann aber nicht von einer baldigen Verbesserung der Lage für Pendler aus: „Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer werden“, mutmaßt sie. Die Infrastruktur werde immer maroder. „Die Bahn lässt ihre Strecken verkommen, und wenn es Sanierungsarbeiten gibt, dauern die elendig lang“, so die Politikerin.