Hamburg. Hoher Krankenstand auch in Arztpraxen, lange Wartezeiten in Notfallambulanzen. Corona-Welle und Infekte führen wieder zu Homeschooling.

Die Busse kommen nicht, die Schule fällt aus, sogar die Sprechstunden bei Ärztinnen und Ärzten sind eingeschränkt: Eine Infektwelle überrollt Hamburg – und quasi alle sind betroffen. Es sind vor allem Corona-Infektionen, bei Kindern aber auch RS-Viren, die sich so tückisch auswirken können, dass besonders kleine oder ohnehin geschwächte Kinder sogar ins Krankenhaus oder an eine zusätzliche Sauerstoffversorgung müssen.

Aus medizinischer Sicht gibt es etwas Beruhigung: Die Lage sei noch nicht so schlimm wie im vergangenen Jahr, sagt die Sprecherin der Kinder- und Jugendärzte, Dr. Charlotte Schulz. Die Grippewelle sei auch noch nicht da. Heißt: Risikopatienten können sich jetzt noch impfen lassen, so Dr. Jana Husemann, Vorsitzende des Hausärzteverbandes. Weil das Fieber hoch und der Husten hartnäckig ist, suchen Tausende Patientinnen und Patienten eine Praxis auf. Deren Personal kämpft selbst gegen die Infekte.

Corona, RSV und Grippe in Hamburg: Das muss man wissen

Hausärztin Husemann bittet um Verständnis, wenn es nicht flutscht wie sonst: „Unsere hart arbeitenden Medizinischen Fachangestellten haben deswegen noch mehr Respekt verdient und sind nicht der Blitzableiter für Frust.“ Zwei Grundregeln hält sie für wichtig: Wer krank ist, sollte zu Hause bleiben – und die Abstandsregeln sowie eine Maske sind bei größeren Menschengruppen derzeit einfach unverzichtbar. Husemann empfiehlt: „Wer an Weihnachten Verwandte oder Freunde besucht, die zu Risikogruppen gehören, sollte bei Symptomen den Besuch überdenken oder eine Maske tragen. Aber dabei spielt natürlich auch der Wille der betroffenen Person eine Rolle.“

Kinderärztin Schulz appelliert: Wer leichte Erkältungssymptome habe, solle nicht in die Notfallambulanzen. Dort gebe es lange Wartezeiten. Der Arztruf 116 117 könne verunsicherten Eltern helfen.

Die Entscheidung darüber sollte man also aushandeln. Ob so auch die Eltern denken, die ihre Kinder trotz Triefnase oder grippalem Infekt in die Schule schicken? Oder schicken müssen, weil sie keine andere Betreuung haben? Das Hoheluft Gymnasium teilte den Eltern am Mittwochmorgen per E-Mail mit, dass man bis zu den Weihnachtsferien auf einen Notlagenplan zurückgreifen muss. Der enorm hohe Krankenstand bei Lehrkräften und unter den Schülern erfordere das.

Schule Hamburg: Infektwelle macht Homeschooling notwendig

15 Lehrkräfte seien erkrankt. Die fünften und sechsten Klassen hätten „Welpenschutz“. Zu ihren Gunsten greife ein Solidaritätsprinzip, bei dem der Unterricht in den Klassen der oberen Mittelstufe teilweise nach Hause verlagert werden könnte, damit die jüngeren Schüler und Schülerinnen von gesunden Lehrkräften betreut werden können. In höheren Klassenstufen werden im Notfall nach einer Kernunterrichtszeit Arbeitsaufträge mit nach Hause gegeben: Homeschooling light.

„Seit den Herbstferien gibt es an vielen Gymnasien einen hohen Krankenstand, bedingt durch Erkältungskrankheiten und Corona-Infektionen“, sagt Christian Gefert, Vorsitzender der Vereinigung der Leitungen Hamburger Gymnasien. Wie die Schulbehörde auf Anfrage erklärte, waren am Mittwoch am Gymnasium Hoheluft von 53 Lehrkräften 18 erkrankt. Trotzdem finde dort in allen Klassen Unterricht oder Betreuung statt, hieß es.

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Für Hamburgs Schulen werde nicht regelhaft und tagesaktuell erfasst, wie viele Lehrkräfte an Corona erkrankt sind. Laut Schulbehörde verfügen die Schulen über ein Vertretungsbudget von acht Prozent oberhalb der eigentlichen Lehrerbedarfe, um damit Unterrichtsausfälle kompensieren zu können.

Auch die Hamburger Hochbahn verzeichnet steigende Zahlen an krankheitsbedingten Ausfällen ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen: „Wie überall macht sich auch hier die aktuelle Krankheitswelle bemerkbar“, sagt Sprecherin Constanze Salgues. Wegen der täglichen Schwankungen und kurzfristigen Krankmeldungen könne es deshalb „zu spontanen Dienst- und somit Fahrtausfällen im Bus- und U-Bahnbereich kommen“, so Salgues. Zum jetzigen Stand sei es aber noch nicht nötig, Fahrplananpassungen vorzunehmen.