Hamburg. Trauer um eine „außergewöhnliche Mäzenin“. Sie war dankbar für Überleben „wie durch ein Wunder“ im Krieg. Was die Stadt ihr verdankt.

In der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis hat am Freitagmittag die Trauerfeier für die am 16. Oktober im Alter von 96 Jahren gestorbene Ehrenbürgerin Hannelore Greve stattgefunden. „Hamburg verliert mit ihr eine Ehrenbürgerin, der wir mit Dankbarkeit, Respekt und Anerkennung für ihr Lebenswerk ein ehrendes Andenken bewahren“, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Er hielt seine Trauerrede im mit zahlreichen Kränzen und Blumengebinden geschmückten Michel.

Die Unternehmerin und Mäzenin hat zahlreiche Projekte aus Wissenschaft, Kunst und Kultur sowie vielfältige soziale Aktivitäten initiiert und gefördert. 2005 wurde sie zeitgleich mit ihrem 2016 verstorbenen Ehemann Helmut Ehrenbürgerin der Freien und Hansestadt Hamburg. Zu ihren Förderprojekten gehörten unter anderem der Ausbau von drei Abteilungen der Ambulanten Chemotherapie im Universitätsklinikum Eppendorf, die Flügelbauten des Hauptgebäudes der Universität Hamburg sowie der Bau der Elbphilharmonie.

Abschied von Hannelore Greve: Sie und ihr Mann bauten auf „als Hamburg in Trümmern lag“

Hannelore und Helmut Greve hätten sich verpflichtet gefühlt, „ihr im Laufe der Jahre beträchtlich wachsendes Vermögen auch zum Wohle der Allgemeinheit einzusetzen“, betonte Tschentscher.

Hauptpastor Alexander Röder würdigte die verstorbene Ehrenbürgerin im Hamburger Michel.
Hauptpastor Alexander Röder würdigte die verstorbene Ehrenbürgerin im Hamburger Michel. © dpa | Markus Scholz

Der Bürgermeister erinnerte daran, dass der 90. Geburtstag von Hannelore Greve noch mit einem Senatsfrühstück im Rathaus gefeiert worden war. Mit dem von Helmut und Hannelore in den 1950er-Jahren gemeinsam gegründeten Bauunternehmen, bei denen sie zusammen die Entscheidungen trafen, hätten die Greves, „als Hamburg in Trümmern lag“, mehr als 2000 Wohnungen gebaut und dazu beigetragen, dass viele Menschen wieder ein bezahlbares Dach über dem Kopf haben konnten, so Tschentscher. Später kamen mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Büro- und Gewerbebauten hinzu. In den 1960er und 1970er Jahren entstanden mehrere große Bürokomplexe, unter anderem in der City Nord.

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„Hannelore Greve empfand zeitlebens eine tiefe Dankbarkeit, dass sie und ihr Mann – um ihre Worte zu zitieren – ,im Krieg entgegen aller Wahrscheinlichkeit, wie durch ein Wunder, körperlich unversehrt geblieben´sind und danach unter den freiheitlichen Bedingungen eines demokratischen Rechtsstaats ihre Kinder großziehen und ein Unternehmen aufbauen konnten“, so Tschentscher. Indem sie ihr im Laufe der Jahre beträchtlich wachsendes Vermögen auch zum Wohle der Allgemeinheit einsetzten, hätten sie „in der besten hanseatischen Tradition ehrbarer Kaufleute“ gestanden, so der Bürgermeister – aber in einem Maße, „das auch für Hamburger Verhältnisse außergewöhnlich ist“.

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) spricht auf der Trauerfeier für die verstorbene Ehrenbürgerin Hamburgs, Hannelore Greve, in der Hauptkirche St. Michaelis.
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) spricht auf der Trauerfeier für die verstorbene Ehrenbürgerin Hamburgs, Hannelore Greve, in der Hauptkirche St. Michaelis. © dpa | Markus Scholz

„Die Greves“, wie die Hamburger sagten, hätten die Entwicklung der Hansestadt zu einer Wissenschafts- und Kulturmetropole auf vielfältige Weise und mit dauerhafter Wirkung unterstützt, so Tschentscher. Hannelore Greve habe ihr mäzenatisches Wirken mit persönlichem Engagement und ihrem persönlichen Interesse an Musik und Kultur verbunden. Auch Hauptpastor Alexander Röder, der den Gottesdienst leitete, hob ihre Begeisterung für Musik und Literatur und ihre offene und herzliche Art hervor. Hannelore Greve habe sich immer gefragt, ob sie genug für die Menschen tue. mit dpa