Hamburg. Die Frau soll mithilfe von weiteren Tätern hochbetagte Opfer betrogen haben - in einem Fall hatte sie ihr kleines Kind dabei.

Wegen banden- und gewerbsmäßigen Betrugs von fünf Seniorinnen hat das Landgericht Hamburg eine 20-Jährige zu einer Jugendstrafe von einem Jahr und zehn Monaten auf Bewährung verurteilt. Ein 23 Jahre alter Mitangeklagter erhielt am Dienstag wegen Beihilfe eine Bewährungsstrafe von zehn Monaten. Zugunsten der Angeklagten wertete das Gericht ihre Geständnisse, die weitere Ermittlungen gegen Hintermänner ermöglichen, wie der Vorsitzende der Jugendstrafkammer, David Vymer, sagte. (Az: 610 KLs 10/20 jug.)

Es seien perfide und hinterhältige Taten gewesen, bei denen die Bande mindestens 70.000 Euro erbeutet habe. Wie Aufnahmen überwachter Telefongespräche zeigten, hätten zunächst perfekt Deutsch sprechende und psychologisch geschulte Anrufer aus der Türkei die Frauen kontaktiert. Die sogenannten Keiler hätten sich die Nummern von Hamburgerinnen aus dem Telefonbuch gesucht. Waren die Seniorinnen durch angsteinflößende Geschichten „weichgekocht“, kam die Angeklagte vorbei. Sie sollte die Geldsummen, Goldmünzen und -barren abholen.

Verurteilte Betrügerin nahm ihr Kind zu einer der Taten mit

In einem Fall habe sich die 20-Jährige als Mitarbeiterin des Arbeiter-Samariter-Bundes ausgegeben und sei mit einer auf einen Rollator angewiesenen 87-Jährigen zur Bank gegangen. „Sie hatten die Opfer immer direkt vor Augen, die alten gebrechlichen Frauen“, sagte Vymer zur Angeklagten.

Im fünften Fall habe sie den Mitangeklagten als Fahrer mitgenommen, vermutlich weil sie keine Betreuung für ihre zweijährige Tochter gefunden hatte. Als die Mutter im Oktober vergangenen Jahres im Stadtteil Barmbek-Nord festgenommen wurde, fanden die Polizisten bei ihr 7500 Euro und im Auto das Kind.

Das könnte Sie auch interessieren:

Betrugsfälle, speziell Trickbetrug, sind in Hamburg einer der wenigen Kriminalitätsbereiche, die stark ansteigende Fallzahlen verzeichnen. Die Polizei versucht nun, mit einer eigenen Dienststelle und speziell geschulten Beamten die Welle von Taten einzudämmen.

Immer wieder werden besonders ältere Menschen Opfer von Betrügern, die sich als Handwerker, Polizeibeamte oder nahe Verwandte in Notlagen ausgeben. Oft werden die Senioren um ihre gesamten, teil substanziellen Ersparnisse gebracht.