Hamburg. Hamburger Kinderärztinnen klären auf: Was dran ist an Warnungen vor Quecksilber und Aluminium, Allergien und Autismus bei Impfungen.

Über wenig Dinge werden so viele Mythen und Falschinformationen verbreitet wie über das Thema Impfen – insbesondere, wenn es um Kinder geht. Das macht es Eltern schwer zu entscheiden, was das Richtige für ihren Nachwuchs ist, zumal wenn sie ohnehin verunsichert sind. Unsere KinderDocs, die Hamburger Kinderärztinnen Dr. Claudia Haupt und Dr. Charlotte Schulz, räumen mit einigen Fehlinformationen auf und erklären, was beim Impfen wichtig ist.

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Gut zu wissen sei zunächst einmal, dass das Paul-Ehrlich-Institut, das für die Zulassung von Impfstoffen zuständig ist, deren Wirksamkeit und Sicherheit sorgfältig und auf höchstem Niveau wissenschaftlich prüfe und auch nach Einführung weiterhin überwache. „Auch wir Ärzte melden jedwede potenzielle Nebenwirkung, die nicht in das erwartbare Maß fällt“, sagt Claudia Haupt, Landesvorsitzende des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte Hamburg.

Kindergesundheit: Impfungen schützen Einzelne und die Gemeinschaft

Die Impfungen sorgten für einen individuellen Schutz, aber auch eine Herdenimmunität, die die Gemeinschaft schütze. „Der Nutzen einer Impfung muss immer um ein Vielfaches größer sein als ein potenzielles Risiko, das ich im Hinblick auf unerwünschte Nebenwirkungen eingehe“, sagt Charlotte Schulz. Deshalb verzichte man beispielsweise in Deutschland auf die Impfung gegen Tuberkulose, die nur noch sehr selten auftritt.

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Häufigste Nebenwirkungen einer Impfung sind eine Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle, die nach zwei bis drei Tagen wieder verschwindet. „Es kann sein, dass es am Abend einer Impfung oder am Folgetag zu Fieber kommt“, sagt Charlotte Schulz. Oft handelt es sich um erhöhte Temperaturen, aber es können auch Fieberspitzen um die 40 Grad auftreten. Dann helfen fiebersenkende Mittel.

Seltene Allergie gegen Konservierungsmittel möglich

Ganz selten können Kinder auch gegen Konservierungsmittel oder sogenannte Adjuvanzien im Impfstoff allergisch sein. „Aber die Wahrscheinlichkeit ist verschwindend gering“, sagt Claudia Haupt. „Wenn Sie dem Kind irgendwann mal ein Stück Nussschokolade geben, ist es viel, viel wahrscheinlicher, dass darauf eine allergische Reaktion erfolgt.“

Die KinderDocs räumen mit einer Reihe von Mythen auf, die Eltern verunsichern können:

  • Quecksilber als Inhaltsstoff des Vakzins: „Kein zugelassener Kinder-Impfstoff in Deutschland enthält Quecksilber.“
  • Aluminium als Inhaltsstoff: „Aluminium ist ein Spurenelement, das in größeren Mengen nicht gesund ist. Ein gestilltes Baby nimmt in den ersten sechs Monaten über die Muttermilch zusammengerechnet ungefähr zehn Milligramm Aluminium auf. In allen Impfungen zusammengenommen in den ersten sechs Lebensmonaten sind aber nur vier Milligramm Aluminium enthalten. Eine Tafel Schokolade enthält fünf bis 15 Milligramm Aluminium. Fazit: „Die Menge an Aluminium im Impfstoff fällt nicht ins Gewicht.“
  • Impfung zu früh? „Manche Eltern haben kein gutes Gefühl dabei, wenn das Kind früh gegen mehrere Erreger geimpft wird . Sie möchten erst später mit den Impfungen starten. Wir sagen ihnen, dass ihre Kinder sich ab Tag eins ihres Lebens mit einer viel größeren Zahl an Erregern erfolgreich auseinanderzusetzen haben. Wenn wir sie mit etwa acht Wochen impfen, wissen wir, dass sie immunkompetente, gesunde Kinder sind. Auch ist es wichtig, sie früh vor bestimmten Erregern wie Pneumokokken oder Haemophilus zu schützen.
  • Rufen Impfungen Autismus hervor? „Das ist ein Gerücht, das sich seit den 1990er-Jahren hartnäckig hält, aber es ist falsch. Ein ehemaliger Arzt hatte damals eine Studie veröffentlicht mit nur zwölf Patienten. Es konnte gezeigt werden, dass die Studie gefälscht war. Andere Untersuchungen mit hohen Fallzahlen haben das klar widerlegt.“

Impfen: Was Eltern noch beachten sollten

Wann man Kinder nicht impfen sollte, was man bei Kindern mit angeborenem Immundefekt beachten sollte oder wenn die Mutter mit einem neuen Baby schwanger ist, erklären die KinderDocs im gleichnamigen Podcast – und sie äußern sich zu weiteren Impfmythen. Haben Sie Fragen, liebe Leserinnen und Leser, schreiben Sie uns an Kinderdocs@abendblatt.de.