Hamburg. Rund 1000 Gäste nahmen an der Veranstaltung im Michel teil. Darunter Kanzler, Bundespräsident und Klimaforscher Mojib Latif.
Um kurz vor zehn, als bereits alle der rund 1000 geladenen Gäste aus Zivilgesellschaft und Politik auf ihren Plätzen saßen, lief auch der Kanzler fast geräuschlos und nahezu unauffällig gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) und dem Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) herein. Zügig nahmen sie ihre Plätze in den vordersten Reihen der bedeutsamsten Kirche Norddeutschlands, der Hauptkirche St. Michaelis (Michel), anlässlich des Gottesdienstes zum Tag der Deutschen Einheit ein.
Unter dem Bibelspruch und Motto „Ein Strom lebendigen Wassers“ kreisten die Predigten von Erzbischof Stefan Heße und Bischöfin Kirsten Fehrs in dem einstündigen Gottesdienst rund um das Leitbild des fließenden Wassers – ein Element, das sowohl verbindet als auch trennt. Im Hinblick auf „die Einheit“ und die ankommenden Geflüchteten, die derzeitig insbesondere die deutsche politische Debatte beherrschten und auf der Flucht über hohe See oftmals ihr Leben riskierten, mahnte der katholische Erzbischof zu Offenheit: „Wir brauchen eine solidarische Flüchtlingspolitik.“
Tag der Deutschen Einheit in Hamburg: Gottesdienst im Michel mit Scholz und Steinmeier
Doch Heße adressierte dabei nicht nur Zivilgesellschaft und Politik, sondern auch die Katholische Kirche. „Bleiben wir nicht unter uns. Zum Glück hat Hamburg diese vielfältige und bereichernde Gesellschaft mit ihren vielen Kulturen.“
Und auch die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs griff die aktuelle gesellschaftliche Stimmung mit ihrem teilweise „rauer gewordenen Ton“ auf und zog Parallelen zwischen der Besatzung eines Containerschiffs. Diese sitze wortwörtlich in einem Boot, bestehe oftmals aus Crewmitgliedern vieler verschiedener Nationen und schaffe es nur durch Zusammenhalt, das Schiff erfolgreich an sein Ziel zu bringen.
Tag der Deutschen Einheit: Hamburger Klimaforscher richtet Appell an Gäste
Neben Vertretern der Kirche kam auch der Hamburger Klimaforscher Mojib Latif zu Wort und nahm die Gelegenheit ebenfalls dazu wahr, einen Appell an Gäste sowie Zuschauerinnen und Zuschauer des Livestreams zu richten. Noch sei es nicht zu spät, eine Klimakatastrophe abzuwenden und „die Schöpfung zu bewahren, die wir gerade besungen haben“, sagte er. Um die Katastrophe jedoch abzuwenden, müsse die Gesellschaft ihre nicht nachhaltige Lebensweise überdenken.
„Ich wünsche mir, dass wir diesen 3. Oktober als Signal des Aufbruchs ansehen. Wir alle tragen Verantwortung. Es gibt keinen Planeten B“, sagte Mojib Latif.
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Neben dem Kanzler und Bundespräsidenten waren auch Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten anderer Bundesländer wie etwa Manuela Schwesig (SPD), Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern und nächste Bundesratsvorsitzende, sowie der regierende Bürgermeister Berlins, Kai Wegner (CDU), angereist. Auch Bundesarbeits- und Sozialminister Hubertus Heil (SPD), der CDU-Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz (CDU) und Altkanzler Gerhard Schröder (SDP) nahmen am Gottesdienst teil.
Eine für einen Gottesdienst eher ungewöhnliche, dafür aber umso beeindruckende musikalische Begleitung kamen vom Mädchenchor Hamburg, dem Michelkantor Magne H. Draagen sowie dem Dommusikdirektor Christian Weiherer, die in ihren Liedern ebenfalls das Element Wasser aufgriffen. Zudem begleiteten die Blechbläser des Matthias Höfs Brassensembles den Chor.