Hamburg. Nach dem digitalen Kurs ins Kino: Organisatoren der Internetplattform „HOOU“ setzen zusätzlich auf lehrreiche Erlebnisse in der Stadt.
Ihre kostenlosen Lernvideos, Fachtexte und Podcasts sind nicht nur an Studierende gerichtet, sondern auch für interessierte Bürger gedacht – insgesamt 295 Kurse bietet die Hamburg Open Online University (HOOU) mittlerweile. Das Angebot auf der von staatlichen Hochschulen getragenen Internetplattform reicht von Archäologie und Architektur über Ernährung, Kunst, Künstliche Intelligenz, Ingenieurwissenschaften, Medizin und Musik bis hin zu Physik und Wirtschaft. Zwar macht die Seite www.hoou.de den Nutzern einige Vorschläge, womit sie sich beschäftigen könnten, aber wer einen guten Überblick bekommen möchte, muss bisher mit Stichworten in der Suchmaske das Angebot durchforsten.
Der neue Geschäftsführer Sönke Knutzen will die Internetplattform stärker an aktuellen Veranstaltungen in der Hansestadt und drängenden gesellschaftlichen Themen ausrichten. Zum Elbjazz-Festival zuletzt etwa bot die Online-Uni schon weiterführende Artikel über Jazz und passende Lernangebote; ein ähnlicher Service sei bald beispielsweise anlässlich von Klimakonferenzen, Messen und politischen Spitzentreffen möglich, sagt Knutzen. „Künftig können sich Menschen bei uns auf der Seite stärker inspirieren lassen, welche Lernangebote zu ihnen passen.“
Online-Uni bietet nun auch Veranstaltungen in Hamburg – etwa Kinoabende
Vor allem will Knutzen aber nach Jahren des reinen Online-Angebots nun gemeinsam mit den Verantwortlichen aus den beteiligten Hochschulen digitale Inhalte mit lehrreichen Erlebnissen in der Stadt und Begegnungen der Lernenden verbinden. Die globale Erwärmung, Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine, die Energiekrise, Inflation – in herausfordernden Zeiten sei das Bedürfnis vieler Menschen nach Austausch größer denn je, sagt der HOOU-Geschäftsführer. „Wir wollen nicht belehrend auf die Leute zugehen, sondern mit ihnen in einen Dialog treten.“
Die nächste Gelegenheit für jedermann bietet sich bei der Veranstaltung „KinoSOLAR“: Im KulturEnergieBunker in Altona (Schomburgstraße 6) werden am kommenden Freitag (22. September) von 20 Uhr an Kurzfilme zu den Themen Energie, Klima, Transformation und Urbanität gezeigt; am Sonnabendabend (23. September) geht es weiter mit dem Film „Ernte teilen – Anders ackern für die Zukunft“ von Philipp Petruch zum Thema Solidarische Landwirtschaft. Für die Vorführungen nutzen die Veranstalter Strom aus einem Solaranhänger. Mehr unter: https://wattwanderungen.hoou.tuhh.de. Der Eintritt ist frei. Knutzen zufolge gibt es kein Sponsoring von Veranstaltungen, die in Kooperation mit der HOOU stattfinden.
Olaf Scholz kündigte Gründung der Online-Universität an
Mittelfristig soll die Hamburg Open Online University eine neue technische Plattform bekommen. Das Ziel sei, multimediale Inhalte besser einzubinden, die Kurse interaktiver und flexibler nutzbar zu machen, sagt Knutzen. Dazu sollen auch Angebote gehören, die sich mit wenig Zeit und Aufwand bewältigen lassen.
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Bildung für alle auf einem akademischen Niveau – die Idee der HOOU ist vor rund elf Jahren entstanden, als US-amerikanische Universitäten erstmals ihre sogenannten Massive Open Online Courses (MOOC) anboten. Im November 2014 kündigte der damalige Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) auf der Konferenz „Campus Innovation“ die Gründung einer gemeinsamen Internetplattform aller sechs staatlichen Hamburger Hochschulen an. Im darauffolgenden Jahr starteten 40 Pilotprojekte. Von September 2017 an wurde das Angebot erheblich ausgebaut, Scholz sprach von einem „digitalen Campus für ganz Hamburg“.
Online-Universität wird in diesem Jahr mit 3,6 Millionen Euro unterstützt
Zunächst beteiligten sich alle sechs staatlichen Hamburger Hochschulen und das Universitätsklinikum Eppendorf an der HOOU. Vor drei Jahren stieg die Universität Hamburg aus. „Ich hoffe, dass die Uni Hamburg bald wieder dabei ist“, sagt Sönke Knutzen, der neben seinem Engagement für die Online-Universität als Studiendekan des Dekanats Technologie und Innovation in der Bildung an der Technischen Universität Hamburg in Harburg arbeitet.
Der Senat unterstützt die Projekte an der HOOU und deren technische Infrastruktur in diesem Jahr mit insgesamt 3,6 Millionen Euro und im kommenden Jahr mit 3,4 Millionen Euro.