Hamburg. Der Hamburger Liedermacher wird heute 70 Jahre alt. Eine Begegnung mit dem „Kind der Elbe“, das dabei einige Anekdoten verrät.
„Eine Beat-Band auf dem Weg nach oben“, schrieb das Hamburger Abendblatt im November 1966 über die beAthovens. Die Schülercombo des Albrecht-Thaer-Gymnasiums hatte gerade bei einem Bandwettbewerb einen Plattenvertrag nebst Auftritt im Vorprogramm der Beach Boys gewonnen. Aber weit nach oben ging es nicht, bereits zwei Jahre später, nach einem letzten Konzert im Star-Club, lösten sich die beAthovens auf. Aus dem Rhythmusgitarristen allerdings sollte später noch der beliebteste Kinderlieder-Sänger Deutschlands werden.
Rolf Zuckowski lacht, als wir ihn in seinem Büro in Ottensen besuchen und alte Zeitungsausschnitte über die beAthovens mitbringen. „Wir fühlten uns schon ganz schön wild, auch wenn wir keine Kiez-Band waren, sondern wöchentlich im Osdorfer Gemeindehaus spielten. Aber die Stimmung dort war schon famos, die Mädchen waren so aufgedreht, wie wir sie ohne Gitarre in der Hand nie erlebt haben. Das war sehr ... inspirierend. Im Vergleich gerade mit englischen Bands waren wir allerdings doch eher brav.“
Trotzdem sind die beAthovens eine schöne und auch wichtige Anekdote aus der langen und beeindruckenden Karriere des Hamburger Musikers, der an diesem Freitag seinen 70. Geburtstag feiert. Sechs Jahre nach dem Ende der Band, Zuckowski hatte sein Diplom als Betriebswirt gemacht, im Musikverlag Hans Sikorski gearbeitet und mit Ehefrau Monika eine Familie gegründet, zeigte ihm Ex-beAthovens-Schlagzeuger Peter Meetz eine Aufgabe für sein Grafikdesign-Studium. Die „Vogelhochzeit“-Bilder beeindruckten Zuckowski derart, dass er sie unbedingt vertonen wollte.
Plattenfirmen gaben Kinderliedern wenig Chancen
„Meine 1971 geborene Tochter Anuschka sang unglaublich gern, und ich begann, mit ihr an der Hand im Straßenverkehr oder auf Autofahrten spontane Vierzeiler zu singen, aus denen später zum Beispiel das Lied ,Zebrastreifen‘ wurde. Und die ,Vogelhochzeit‘-Bilder von Peter Meetz kamen zu dem Zeitpunkt, als meine Frau meinen Sohn Alexander ausbrütete. Die Lieder schrieben sich so von selbst, und jeder, der sie hörte, war begeistert. Nur nicht die Plattenfirmen“, erinnert sich Zuckowski.
Erst drei Jahre später erbarmte sich Philips, veröffentlichte „Rolfs Vogelhochzeit“ und öffnete so die Türen für Singspiel-Tourneen durch Schulen und Kindergärten, das zweite Album, „Rolfs Schulweg-Hitparade“ (1979), und Kooperationen mit „Ein Herz für Kinder“ und „Kind und Verkehr“. Mit Sendungen bei Radio Luxemburg und dem ersten Auftritt mit „… und ganz doll mich“ 1982 bei „Wetten, dass ..?“ etablierte sich Zuckowski so sehr, dass „Rolfmusik“ zum geflügelten Wort wurde.
Die schönsten Liedzeilen von Rolf Zuckowski
Lob für Fredrik Vahle und Reinhard Lakomy
In der Rückschau vieler Erwachsener, die als Kind „Du da im Radio“ mitsangen, war Zuckowski damals der Einzige, der Musik für die Kleinsten machte. „Das stimmt nicht, aber die anderen waren eher regional populär. Der wunderbare Fredrik Vahle im Westfälischen zum Beispiel, und in der DDR gab es Gerhard Schöne und Reinhard Lakomy. Lakomy ist 2013 gestorben, aber Gerhard Schöne, wie ich ein Kind von der Elbe, ist äußerst beliebt.“
Im Jahr 1983 erschien ein weiterer Klassiker der Kindermusik, das erste „Tabaluga“-Album von Peter Maffay. „Tabaluga oder die Reise zur Vernunft“ wurde damals Maffays bis dahin erfolgreichste Platte, und die Lieder stammten aus den Federn von Maffay, Peter Schirmann, Gregor Rottschalk – und Rolf Zuckowski. „Mit Peter Kontakt zu haben hieß auch, in seine Szene einzusteigen, und um nicht aufzufallen, habe ich auch eine Weile Bikerhosen getragen“, lacht Zuckowski bei der Erinnerung, „aber die Annäherung an diesen Topstar, der mir mit absolutem Vertrauen begegnete, war irre spannend.“
Rolf Zuckowski will ein richtiger Opa sein
Von Rolf Zuckowski sind Dutzende Alben erschienen, dazu ungezählte Bücher und DVDs, und auch im digitalen Zeitalter verkaufen sich CDs wie „Rolfs Kinderfrühling“ (2010) noch mehr als 100.000-mal. Nicht zu vergessen Musik für die Eltern wie die Platte „leiseStärke“ (2012), wobei sich Zuckowski bei der Verbreitung und Bewerbung von Musik, die nicht speziell für Kinder gedacht ist, mehr ins Zeug legen musste. Wohlgemerkt nicht beim Schreiben. „Das passiert ganz intuitiv, dafür muss ich keinen Schalter umlegen. Wobei man für Erwachsene auch mal lange Intros oder ein Solo wagen kann.“
Vor fünf Jahren kündigte er an, sich öffentlich rarer zu machen und nicht mehr um die ganze Welt zu touren. „Ich bin dreifacher Vater und vierfacher Großvater, und das möchte ich auch im Alltag auskosten. Ich möchte kein Opa sein, den man nur zu Geburtstagen und Weihnachten sieht.“ Aber wenn ihm etwas am Herzen liegt, engagiert er sich nach wie vor mit vollem Elan. Während des Gesprächs gibt er das Lied „Deutschland in Europa“ auf seiner Homepage zum kostenlosen Download bis Ende Mai frei. Die Hymne für das „Mutter-, Vater-, Kinderland“ Europa liegt ihm sehr am Herzen.
Helene Fischer singt seine Lieder
Das Feld ist gut bestellt. Kindermusik ist mit Bands und Projekten wie Deine Freunde (auf Zuckowskis Label), Eule findet den Beat, Donikkl, Volker Rosin, Die Lochis, Unter meinem Bett oder demnächst sogar „Metalkinder“ stark angesagt. Und Zuckowskis Songs, besonders „Die Weihnachtsbäckerei“, sind längst Volkslieder geworden, die von zahlreichen Interpreten, Helene Fischer etwa, gesungen werden. Und natürlich das Geburtstagslied „Wie schön, dass du geboren bist“, mit dem er heute sicher geweckt wird. „Und mit ,Birthday‘ von den Beatles, auch ein toller Song“, lacht Rolf Zuckowski. Der als Beat-Musiker begonnen hat.