Hamburg. Hamburger Kinderliedermacher spricht über schwindende Kreativität, seine Frau Monika und einen großen Auftritt in der Elbphilharmonie.

Viele können ein Lied davon singen: Hits für die Dauerschleife im Kinderzimmer hat Rolf Zuckowski ebenso geschrieben wie Musik für Erwachsene. 353 Songs mit Musik und Text, berichtet er, zahlreiche weitere „nur“ als Textdichter. Von der großen Bühne zog sich der in Hamburg lebende Musiker mehr und mehr zurück. Doch im nächsten Jahr, wenn er 70 (12. Mai) wird, soll es eine Tour geben, sagt er im Interview mit dpa-Mitarbeiterin Dorit Koch. Andere wollen Konzerte für ihn geben. Und er selbst? Werde ebenfalls auf der Bühne stehen, sagt er, und auch künftig sein Repertoire nicht nur verwalten, sondern erweitern.

Frage: Fällt Ihnen überhaupt noch etwas ein?

Rolf Zuckowski: Ich bin nicht mehr so kreativ wie ich es mal war. Früher hatte das ein Ausmaß erreicht, das ich mir heute gar nicht mehr vorstellen kann. Heute bin ich auch nicht mehr erpicht, neue Lieder zu schreiben, denn das Repertoire ist sehr groß. Und es gibt eigentlich keinen Anlass mehr, bei dem ich nicht weiß, was ich mal singen könnte. Auch ich hoffe aber, dass ich mein bestes Lied noch nicht geschrieben habe.

Von der „Weihnachtsbäckerei“ können viele jedenfalls nicht mehr sprechen, ohne sofort Ihr Lied im Ohr zu haben.

Rolf Zuckowski: Aber von der Kita. Noch. Denn jüngst habe ich mein erstes Lied geschrieben, in dem das Wort Kita vorkommt. Heute sind die meisten Kindergärten Ganztageseinrichtungen und werden Kindertagesstätte genannt – für mich ein ziemlich bürokratisches Wort. Ich vermisse das Wort Kindergarten, weil ich es selber als sehr liebevoll empfunden habe. Mein Lied „Bei uns in der Kita" hat mich mit dem Wort Kita aber versöhnt.

Gibt es Themen, die sich für Ihre Lieder nicht eignen?

Rolf Zuckowski: Es gibt auf jeden Fall sperrige Themen. Etwa wenn man sich die ganz unterschiedlichen Lebensverhältnisse anschaut, in denen Kinder heutzutage aufwachsen. Es gibt die herkömmliche Familie und Patchworkfamilien, Doppelverdiener-Eltern und Alleinerziehende und so weiter. Es war in der Zeit, als ich Vater wurde (1971), einfacher, Mutter-Vater-Kind-Lieder zu machen, mit denen sich viele identifizieren konnten.

Sie könnten sich längst zur Ruhe setzen und hatten ja auch schon vor einigen Jahren gewissermaßen einen Rückzug angekündigt.

Rolf Zuckowski: Ja, aus den großen Fernsehshows und von großen Konzerten habe ich mich zurückgezogen und die Interpretenrolle deutlich zurückgenommen. Aber ein Totalrückzug von der Bühne kam und kommt für mich nicht in Frage. Nächstes Jahr wird es daher auch eine Tour der etwas anderen Art für mich geben – mit Konzerten für mich und nicht von mir. Die Idee hatte ein Chorleiter aus Hessen, der mir vorschlug, doch mit seinen Chören mal ein Konzert mit meinem Repertoire für mich geben zu wollen. Ein Jubiläumskonzert, in dem ich als Gast im Publikum sitze, aber mich auch einbeziehen lasse. Nur Gast zu sein, wäre für mich nicht auszuhalten.“

Und was auf die Bühne kommt, entscheiden dann nicht Sie?

Rolf Zuckowski: Chöre, Schulen, Musicalgruppen, Kindergärten oder Behinderteneinrichtungen, die Konzerte geben wollen, haben sich bereits bei meiner Stiftung „Kinder brauchen Musik" gemeldet und können sich auch noch melden. Letztlich sollen es maximal 40 Konzerte werden, denn so alt wird 2017 meine „Vogelhochzeit", und sie ist das Herzstück meiner Arbeit – mit ihr fing alles an. Was auf die Bühnen kommt, entscheiden die Teilnehmer ganz allein, mit mir stimmen sie nur meine Einsätze ab. Dass es ein Konzert ohne die „Weihnachtsbäckerei" geben wird, bezweifle ich allerdings.

Die Spielorte dürften dann auch unterschiedlich groß sein.

Rolf Zuckowski: Das kleinste Konzert steigt nach jetzigem Stand in einem Gasthaus auf dem Brocken, wo 180 Leute in den Saal passen. Ich bin gespannt, wie das sein wird, wenn man durchs ganze Land zieht und sein eigenes Repertoire in so vielen Variationen hören darf. Los geht es am 9. Februar in Görlitz, Abschluss ist am 3. Dezember in der Hamburger Elbphilharmonie mit über 550 „Elbkindern". Das Motto der Tournee „Kinder brauchen Musik" schafft die Verbindung zu meiner gleichnamigen Stiftung, die den Reinerlös der Konzerte erhält.“

Rolf Zuckowski mit Ehefrau Monika im Mai bei der Verleihung des Deutschen Musikautoren-Preises in Berlin
Rolf Zuckowski mit Ehefrau Monika im Mai bei der Verleihung des Deutschen Musikautoren-Preises in Berlin © Imago/eventfoto54

Hatte Ihre Frau Monika nicht die Hoffnung, dass Sie spätestens mit Rentenbeginn mehr Zeit zu Hause verbringen?

Rolf Zuckowski: Ich glaube, dass sie gar nicht glücklich wäre, wenn ich viel mehr Zeit zu Hause verbringen würde. Wir verstehen uns gut, haben uns auch nach 45 Ehejahren immer noch sehr lieb – und sie weiß, dass es für mich ein Lebenselixier ist, rauszufahren, mit Menschen was Musikalisches zu tun. Sie selbst mag es überhaupt nicht, im Rampenlicht zu stehen.“

Was wünschen Sie sich zum 70.?

Rolf Zuckowski: So gesund zu bleiben, dass ich immer wieder Lust auf Neues habe. Dass allem Anfang ein Zauber innewohnt, hat Hermann Hesse schon geschrieben, aber das ist für mich wirklich mit das Wichtigste im Leben überhaupt. Ich lasse mich gern auf Neues ein.“

Zur Person: Vor rund fünf Jahrzehnten begann die Musikerlaufbahn für Rolf Zuckowski - angefangen hat er in einer Hamburger Schülerband. Große Erfolge feierte er als Komponist, Autor und Sänger von Liedern für Kinder, darunter Klassiker wie „In der Weihnachtsbäckerei“ oder „Wie schön, dass du geboren bist“. Auch an zahlreichen Werken von Kollegen wirkte er mit und arbeitete etwa gemeinsam mit Peter Maffay an „Tabaluga“.