Hamburg. Benedikt Pliquett stand für den FC St. Pauli und den HSV zwischen den Pfosten – heute verkauft er Villen auf der Balearen-Insel.
Man nehme eine Prise Fernweh, Wagemut, Unternehmergeist und viel Aufgeschlossenheit – so kann aus einer beruflichen Station der neue Lebensmittelpunkt entstehen. Jedenfalls bei Benedikt Pliquett. Der ehemalige Torwart des FC St. Pauli und des HSV-Nachwuchses, Profisportler und Liebling der linken St. Pauli-Ultra-Fanszene, baut sich gerade auf Mallorca sein zweites Berufsleben auf: Er macht in Immobilien.
Statt Bälle zu halten heißt es nun, Traumhäuser zu verkaufen. Für den großgewachsenen Athleten steht der Beruf des Immobilienmaklers – häufig benutztes Sinnbild für den Inbegriff des Kapitalismus – übrigens nicht im Gegensatz zu seinem früheren Leben. „Ich bin immer ich selbst geblieben, war ja aber nie Antikapitalist. Aber ich werde immer Antifaschist und Antinationalist bleiben“, sagt er. „Ich bin voll motiviert und habe super Lust auf diese neue Richtung und muss ja auch meine Brötchen verdienen“, sagt „Bene“ Pliquett, der die Hamburger Organisationen Viva con Agua de St. Pauli und Nestwerk e. V. weiterhin unterstützt.
Seit Juli 2015 lebt Pliquett auf der Insel und stand zuletzt beim Fußballclub Atlético Baleares im Tor. Die Mannschaft des spanischen Vereins aus Palma de Mallorca spielte in der Saison 2015/16 in der dritthöchsten spanischen Spielklasse. „Es war ein gutes Jahr, ich habe 30 Spiele gemacht, merkte aber zum Ende hin, dass mich Verletzungen immer wieder beeinträchtigt haben“, sagt der 31 Jahre alte Pliquett, der bis zum September 2013 im Kader des FC St. Pauli stand, sich danach dem österreichischen Club Sturm Graz anschloss, wo er knapp zwei Jahre blieb. Dann der Umzug auf die spanische Sonneninsel. Mittlerweile lebt er mit seiner Lebengefährtin Diana und dem fast vierjährigen Sohn Don in Campanet im Norden Mallorcas. Von hier aus baut er sich nun seine Immobilienfirma auf.
Gerade vermietete er eine Millionenvilla an Sylvie Meis
Doch wie gelang der fließende Übergang von Sportlerkarriere zu Selbstständigkeit? Es ist eine Lebensphase, die für viele Leistungssportler eine große Hürde, wenn nicht sogar Krise bedeutet. „Das habe ich auch erst letztens realisiert, was ich da für ein Glück hatte, dass ich so schnell etwas gefunden habe, was mich interessiert und erfüllt“, sagt Pliquett. Nach konstruktiven Gesprächen mit der Vereinsführung und einer Abfindung (sein Vertrag wäre noch ein weiteres Jahr gelaufen) war Pliquett frei von Trainingszeiten und Spielplänen – bereit für Neues. „Ich hatte erst eigentlich nur meinem besten Freund beim Verkauf von zwei seiner Häuser hier auf Mallorca helfen wollen“, sagt Pliquett, der damals 28 Besichtigungen begleitete. „Dabei habe ich gemerkt, dass man es definitiv besser machen kann als mancher Makler, und vor allem habe ich realisiert, dass ich das gerne selber machen würde.“
Die Praktikumszeit bei einem jungen mallorquinischen Maklerunternehmen bestätigte sein Interesse an dem Metier so immens, dass er es jüngst wagte, sich selbstständig zu machen. Verkauf und Vermietung von Villen, Fincas, Wohnungen, Appartements gehören nun zum Tagesgeschäft. „Ich profitiere sehr von meinen Kontakten aus der Fußballzeit, dafür bin ich sehr dankbar. Ich werde dauernd angerufen, weil jemand etwas sucht.“ Gerade landete er einen Coup und vermietete eine Villa in Port d’Andratx – die für 6,5 Millionen Euro übrigens auch zum Verkauf steht – an Sylvie Meis, die Ex-Frau von Fußballer Rafael van der Vaart. Fotos der schönen Fernsehmoderatorin dort gingen durch die People-Magazine.
Auf Mallorca fordert ihn der eigene Nachwuchs heraus
Seine Kunden – ob prominent oder nicht – suchten beides, Immobilien zum Leben oder nur für die Ferien. „Ich freue mich, dass ich heute das machen kann, was ich will. Mich unterzuordnen, fiel mir in der Fußballzeit ja manchmal schwer, da ich meinen eigenen Kopf habe“, sagt Pliquett lachend.
Nur Söhnchen Don bietet ihm Paroli – etwa, wenn die beiden im Pool oder Meer toben. „Als er vor einem guten Jahr sagte, er wolle nun ohne Schwimmhilfe ins Wasser, da habe ich erst mal geschluckt – heute kann er alleine schwimmen und tauchen“, sagt Pliquett. Zu Hause und selbst in der bilingualen Kita gibt es einen Pool. Pliquett junior spürt lieber Wasser zwischen den Fingern als heranfliegende Fußbälle. Aber das kann sich ja noch ändern.
Benedikt Pliquett erreichen Sie unter
www.benediktpliquettrealestate.com