Hamburg. 800 Gäste tanzen beim Hamburger Presseball im Hotel Atlantic. Prominente freuen sich über Tombolagewinne. Preis für das Abendblatt.

Was den Presseball im Hotel Atlantic von anderen Partys unterscheidet, war auf den ersten Blick klar: Das Spannendste spielt sich nicht in der Küche ab. Dort haben die Köche zwar seit Wochen das Menü für 800 Gäste geplant, am Sonnabend selbst herrschte in der Küche aber hektische Betriebsamkeit statt gemütlichen Austauschs.

Wer also bei dieser Party nichts verpassen wollte, musste ins Foyer gehen. Dort posierten die Gäste in Smoking und Abendkleidern – in diesem Jahr viel Spitze, viel Rot – vor den Fotografen. „Tatort“-Kommissar Miroslav Nemec mit seiner Frau Katrin Jäger, die „Tagesthemen“-Moderatorin Pinar Atalay, Wirtschaftssenator Frank Horch mit seiner Pressesprecherin Susanne Meinecke, die kurzfristig für Horchs krank gewordene Frau eingesprungen war.

Sylvie Meis in blauer Samtrobe

Die meisten kamen – ungewöhnlich für jede Party – pünktlich und kosteten die Zeit aus, um mit Bekannten zu plaudern. Der kurdisch-amerikanische Unternehmer Hamdi Ulukaya, der schon Millionen für Flüchtlingshilfe investiert hat, ließ seinen Hamburg-Besuch beim Presseball ausklingen. Am Vormittag hatte der Gründer der New Yorker Joghurtfirma „Chobani“ noch ein Flüchtlingsheim besucht. „Die Bedingungen sind schwierig, aber ich bin sehr beeindruckt, wie die Hamburger mit der Situation umgehen“, sagte er.

Nur ein Gast ließ auf sich warten, um dann noch einmal die volle Aufmerksamkeit der Fotografen auf sich zu ziehen: Sylvie Meis kam in dunkelblauer Samtrobe. Sie habe wegen der Temperaturen extra ein warmes Kleid gewählt, sagte die Moderatorin. Das wäre nicht nötig gewesen, denn spätestens als die Sängerin Cassandra Steen die Bühne betrat, wurde den Gästen auf der Tanzfläche warm.

Die Gastgeber Jürgen Heuer und Karsten Lüchow, Vorstandsvorsitzender der Stiftung der Hamburger Presse, zeigten sich begeistert vom Verlauf des Abends. „Ich habe den Eindruck, dass die Mischung aus klassischem Ball und der Betonung des guten Journalismus wunderbar gelungen ist“, sagte Heuer, der Vorsitzende der Landespressekonferenz ist.

Erich-Klabunde-Preis für Dirk Steinbach

Es ging nicht nur um Sehen und Gesehen werden an diesem Abend: Der Erich-Klabunde-Preis für sozial engagierten Journalismus ging in diesem Jahr an Abendblatt-Redakteur Dirk Steinbach. Der Redaktionsleiter der Regionalausgabe Pinneberg erhielt die Auszeichnung für seine Reportage „Der lange Weg von Marie zu Max“, in der er die Geschichte eines transsexuellen Jugendlichen erzählt. „Enorm präzise und nüchtern, zugleich voller Einfühlung, aber vor allem ohne jede Melodramatik eröffnet uns Dirk Steinbach die Möglichkeit, über diesen schwierig nachzuvollziehenden Prozess der Geschlechtsumwandlung zu lernen, ihm ganz selbstverständlich zu folgen“, sagte „Mare“-Chefredakteur und Laudator Nikolaus Gelpke.

Das Thema der Reportage stehe stellvertretend für viele Menschen, die es schwer hätten in unserer Gesellschaft, weil sie gefühlt anders seien als die Norm, sagte Autor Dirk Steinbach. Besonders war die Preisverleihung auch für die stellvertretende Ressortleiterin des Hamburger Abendblatts, Vanessa Seifert, die die Gäste im dritten Jahr in Folge als Moderatorin durch den Abend führte. Bei dem Preisträger handele es sich nicht nur um einen „wunderbaren Kollegen, sondern auch um meinen besten Freund“, sagte die Moderatorin, die jeglichen „Klüngel“ bei der Jury-Entscheidung jedoch lachend von sich wies.

Scholz warnt vor Vorwurf der "Lügenpresse"

Olaf Scholz wurde in seiner Eröffnungsrede ernst: Der Bürgermeister bezeichnete die Ereignisse des Jahres 2015, das von der Flüchtlingssituation bestimmt wurde, als „wichtigste Herausforderung der Nachkriegsgeschichte Deutschlands“. Er mahnte: „Den Vorwurf der Lügenpresse kann und darf es nicht geben. Wir haben unsere freie Presse über Jahrhunderte mühsam erkämpft und werden sie verteidigen.“ Scholz’ Stellvertreterin Katharina Fegebank, freute sich mit ihrem Freund Mathias Wolff: Der Unternehmer gewann einen Mini One, den Hauptpreis der Tombola.

Der zweite Preis, eine zehntägige Kreuzfahrt an der US-Ostküste, ging an den scheidenden Vorstandsvorsitzenden der Hamburger Hochbahn, Günter Elste. Den Ruhm des letzten Gastes, der auf sich warten lässt, musste Sylvie Meis übrigens wieder abtreten: Als alle anderen schon in den Sälen auf ihren Plätzen saßen, betrat der neue Innensenator Andy Grote mit seiner Freundin Catherine Saavedra das Foyer.