Seit 50 Jahren führt Claus Berk das Hotel Europäischer Hof. Der Markt ist umkämpft. Für eine Revolution hatte der gelernte Hotelkaufmann im Europäischen Hof vor 25 Jahren gesorgt.
Hamburg. Claus Berk ist der wohl dienstälteste Hotelier der Hansestadt: Denn seit fast einem halben Jahrhundert ist der 72-Jährige Chef im Europäischen Hof an der Kirchenallee. 1968 hatte er den Betrieb nach dem Tod seines Vaters übernommen. „Unser Haus ist inhabergeführt, und darauf bin ich stolz“, sagt Claus Berk, der seinen Beruf liebt und „auf persönlichen und individuellen Service“ setzt.
Bis zu 30-mal am Tag dreht er seine Runden durch das Hotel (275Zimmer), denn Berk sucht Kontakt zu seinen Gästen: „Ich spreche sie an und stelle mich vor. Dann frage ich, ob alles zu ihrer Zufriedenheit ist.“ Sollte dies nicht so sein, stellt der Chef persönlich die Mängel ab. Seine 150 Mitarbeiter wissen, dass er alles im Blick habe. Und auch die Gäste schätzen das, viele halten ihm seit Jahrzehnten die Treue.
Claus Berk gilt bei seinen Mitarbeitern als „hart, aber fair“. Er selbst sagt, über seinen Führungsstil könne er wenig sagen. Lieber spricht der Gastgeber aus Leidenschaft über die Belegungsquote, die bei mehr als 80 Prozent liegt. Ein überdurchschnittlich guter Wert auf dem umkämpften Hamburger Hotelmarkt: „Wir bieten Außergewöhnliches, nur so kann ein Privathotel gegen die großen Ketten bestehen.“
Für eine Revolution hatte der gelernte Hotelkaufmann, der im Park Hotel Bremen seine Ausbildung gemacht hat, vor 25 Jahren mit der Eröffnung der Euro-Therme, einem Wellness- und Sporttempel über sieben Etagen, im Europäischen Hof gesorgt. Der besondere Clou: die 150 Meter lange Wasserrutsche, die sich durch den Innenhof Richtung Pool schlängelt. „Damit sind wir wohl das Innenstadthotel mit der längsten Wasserrutsche der Welt.“ Claus Berk lächelt und zieht ein positives Fazit: „Die Investition von zwölf Millionen Mark damals, die hat sich gelohnt.“
Viele Kunden kämen bis heute vor allem wegen der Wasserrutsche, die die Reiseveranstalter in ihren Katalogen besonders hervorheben. 650.000 Gäste sollen die Anlage seit der Eröffnung genutzt haben. Der Europäische Hof stehe für Tradition, sagt Berk. Denn schon 1925 wurde das Haus gegründet. Berk gilt als sehr konservativ, als einer, der die Tradition wahrt. Dass ausgerechnet er ein Spaßbad bauen würde, damit hatte kaum jemand gerechnet: „In den 1980er-Jahren gab es eine Flaute auf dem Hotelmarkt. Da habe ich eben nach etwas Besonderem gesucht und bin auf die Idee mit der Therme gekommen.“ Zum Glück, denn die sei bis heute ein „Alleinstellungsmerkmal“.
Claus Berk ist offen für Innovationen. Als einer der ersten Hoteliers führte er für seine Gäste eine kostenlose HVV-Fahrkarte ein. Beim Dehoga Hamburg, dem Hotel- und Gaststättenverband, hat er sich für die Qualitätsprüfung der Hotels eingesetzt. Die Messingschilder mit den goldenen Sternen hängen heute an fast allen Hamburger Hotels. Der Europäische Hof hat vier Sterne. Warum nicht fünf? „Ich betreibe lieber ein sehr gutes Vier-Sterne-Haus als ein schlechtes mit fünf Sternen.“ Über den Hamburger Hotelmarkt sagt er: „Die Branche boomt, und die Zahl der Neueröffnungen will nicht abreißen. Aber was fehlt, ist das wirklich Besondere im Luxussegment.“ Falls eine internationale Marke der Luxushotellerie ein Haus in Hamburg eröffnen würde, das täte der Stadt gut.
Der Hotelier liebt Hamburg, Claus Berk ist ein großer Mäzen: „Ich gebe immer dann Geld, wenn mir ein Projekt besonders am Herzen liegt.“ So hat Berk die Illumination der Speicherstadt mitfinanziert und ist Gründungsmitglied der Hamburg Media School. Für die Olympiabewerbung im Jahr 2012 hatte Claus Berk eine halbe Million Euro gespendet.
Auch die aktuelle Diskussion um eine erneute Olympiabewerbung verfolgt Berk: „Das wäre eine große Chance für Hamburg, um international wahrgenommen zu werden. Denn wir sind alles, aber keine Weltstadt.“ So ein Satz ist typisch für Claus Berk. Seine direkte Art hat ihm in der Branche nicht nur Freunde gemacht. Auch nicht im Dehoga Hamburg. Dort kommt es immer mal wieder zu Querelen, und dann übt Claus Berk öffentlich Kritik an den Verbandsfunktionären.
In wenigen Monaten muss ein Nachfolger für Präsidentin Rose Pauly gewählt werden. Eine Option für den Hotelier, der auch im Beirat des Hotelvereins Deutschland IHA sitzt? Er zögert einen Moment: „Wenn, dann müssten wir alle an einem Strang ziehen und die Mitglieder müssen mich wollen.“ Aber eines ist klar. Ein Ende der Ära Claus Berk ist auch nach 50 Jahren im Europäischen Hof gar kein Thema.