Wer sind die Menschen, die auf Empfängen neben und im Leben hinter den Prominenten stehen? In unserer neuen Serie stellen wir in lockerer Folge diese „Kraftspender“ vor.

Hamburg. Sie strahlen in die Kameras, denn sie werden oft fotografiert – als Frau oder als Mann an der Seite einer Hamburger Persönlichkeit. Doch wer sind die Menschen, die auf Empfängen neben und im Leben hinter den Prominenten stehen? In unsere neuen Serie stellen wir in lockerer Folge diese „Kraftspender“ vor. Heute: Barbara Karan, Ehefrau des Ex-Wirtschaftssenators und Unternehmers Ian Kiru Karan.

„Nur deswegen“, sagt sie und bekräftigt ihre Aussage mit einer vehementen Handbewegung, „nur deswegen mache ich dieses Interview heute.“ Barbara Karan schaut ihrem Gegenüber ernst in die Augen, lächelt dann aber ein wenig, um dann herzlich zu lachen. In der Öffentlichkeit zu stehen, das sei nichts, was sie für erstrebenswert halte. Im Förderverein für das Universitäre Herzzentrum ihre Aufgabe als Erste Vorsitzende auszufüllen, das hingegen schon.

Deswegen, und nur deswegen, hat sie auch das Abendblatt-Gespräch in der Familienvilla in Wellingsbüttel zugesagt: Am heutigen Dienstag finden die Charity-Golf-Masters 2014, ausgerichtet von Engel & Völkers unter der Schirmherrschaft von Barbara Karans Ehemann Ian, im Golfclub Hamburg-Walddörfer zugunsten des Fördervereins Universitäres Herzzentrum statt. Und seit drei Jahren ist Barbara Karan dessen Erste Vorsitzende. Ihr einziges ehrenamtliches Engagement. „Ich versuche, das ordentlich zu machen und nicht nur zum Schein“, sagt die 49-Jährige. Wenn, dann wolle sie sich einer Sache auch vollständig widmen. Für mehr habe sie einfach keine Zeit.

Barbara Karan hat etwas Jugendliches an sich, wie sie da auf ihrem wuchtigen Sofa im Wintergarten sitzt. Die bunt bedruckten Slingpumps hat sie zu einer Leinentunika und zu einer azurblauen Hose kombiniert, die blonden Haare rahmen ihr Gesicht locker ein.

Die Frau mit der sportlichen Figur ist die lebensbejahende Frau an der Seite des 25 Jahre älteren Kaufmanns und Ex-Senators Ian Kiru Karan. „Er ist einen Hauch älter als ich“, so drückt sie das Vierteljahrhundert Altersunterschied verschmitzt aus. Als sie 21 Jahre jung ist, lernen die beiden sich kennen; beim Squash in der Kaifu Lodge. Er machte dort mit seiner Firma Betriebssport, sie trainierte. „Und wie Männer so sind, wollte er mir mal zeigen, wie es geht im Leben“, sagt sie und lacht, den Kopf in den Nacken geworfen. „Das war dann ganz schön frustrierend für ihn.“

Denn der Verliebte konnte nicht ahnen, dass er eine Squash-Turnierspielerin vor sich hatte. Bestens trainiert und taff. Dann verunsichert. „Der Altersunterschied hat damals gar nicht in mein Weltbild gepasst“, sagt sie. „Doch orientiert an meinem Vater, der eine sehr starke Persönlichkeit hat, war ich auf der Suche nach einem starken Partner, der mich herausfordert und mich an meine Grenzen bringt“, sagt die Kielerin. Und das tat und tue ihr Ehemann definitiv. Sie bietet Paroli – nicht nur beim Sport, beim Doppel auf dem Tennisplatz zum Beispiel. Das Ehegeheimnis liegt eben darin, dass sie ihn zum Lachen, aber auch zur Weißglut bringen kann.

Lieblingsbeispiel: Medienpräsenz. Da herrschen im Hause Karan zwei Meinungen vor. Der Ex-Senator tritt gern öffentlich auf, engagiert sich, spendet großzügig, bewegt sich wie kaum ein anderer in der Hamburger Gesellschaft. „Mein Mann macht das gern, aber dafür muss er eben den Spott der Familie ertragen“, sagt sie. „Für mich ist die Öffentlichkeit absolut nicht erstrebenswert, aber er steht hinter seinen Projekten und ich will ihn ja nicht ändern. Aber er wusste auch von Anfang an, wie unbequem ich bin.“ Toleranz ist ein Begriff, der fällt. Jemanden so zu nehmen, wie sein Charakter eben sei. Sie begleite ihn zu Festen, wenn sie den Gastgeber gut kenne, aus beruflichen Gründen natürlich oder wenn sie etwas besonders interessiere. „Aber wenn ich die Wahl habe, gewinnt immer die Familie“, sagt sie. Zur Einladung in der vergangenen Woche mit dem ehemaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier ging Ian Karan allein – seine Frau passte lieber auf das Enkelkind auf. „Familie ist für mich das höchste Gut.“

Die Betriebswirtin und Vermögensverwalterin managt voller Hingabe ihren Patchwork-Clan. „Orga-Mum“ hat ihre Tochter sie deshalb schon getauft. Die erwachsene Tochter und den Sohn aus der ersten Ehe ihres Mannes nennt Barbara Karan völlig selbstverständlich „unsere älteren Kinder“, die beiden leiblichen Kinder wohnen zwar auch nicht mehr zu Hause, doch kommen alle jedes Wochenende zu einem Familienessen zusammen. Dann kocht der Senator sein Curry, Neuigkeiten werden ausgetauscht. Barbara Karan genießt den engen Familienverbund, den sie auch mit ihren Eltern, Bruder und Großeltern erleben durfte. „Wenn nicht in der Familie ein Vertrauensverhältnis herrscht, wo denn dann?“ fragt Barbara Karan. Die Frage, wo sie Kraft tankt und spendet, die erübrigt sich damit.