700 Gäste feierten auf Einladung der Filmförderung in der Landesvertretung in Berlin. Beim Branchentreff ging es um zahlreiche aktuelle Projekte.
Berlin. Disziplin zahlt sich eben aus. Manch ein Gast beim traditionellen Brunch der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein hatte bereits sein tägliches Sportprogramm absolviert, als er mit rund 700 geladenen Gästen in die Croissant-Schlacht und den Kampf um die maximale Anzahl an Job-Kurzgesprächen pro Buffetrunde zog. Wie Schauspieler und „Tatort“-Kommissar Dietmar Bär. Der selbst ernannte „Freund des Frühsports“ schwärmte derart enthusiastisch von Nordic Walking, frischer Luft und leeren Fitnessstudios, dass der dunkle Kinosaal dagegen fast wie eine kleine Strafe erschien. Und womöglich hing die blendende Laune, die Bär versprühte, nicht nur mit seiner Freude über das Wiedersehen mit seinen Kumpels und Kollegen Armin Rohde („Nachtschicht“) und Peter Lohmeyer („Das Wunder von Bern“) zusammen, sondern auch mit den berüchtigten Endorphinen, die der Körper beim morgendlichen Training ja zuhauf ausschütten soll.
Sonst ging es an diesem Berlinale-Sonntagvormittag in der Landesvertretung der Freien und Hansestadt Hamburg natürlich vor allem um den Film. Um die Filme, die derzeit in der Hauptstadt ihre Weltpremiere erlebten und diejenigen, die in Hamburg entstehen sollen. Als „gute Botschaft“ bezeichnete Gastgeberin und Filmförderungs-Geschäftsführerin Eva Hubert die Tatsache, dass in diesem Jahr gleich vier deutsche Filme im Berlinale-Wettbewerb zu sehen sind. Nicht weniger erfreulich sei natürlich aus Hamburger Sicht, dass es insgesamt neun geförderte Filme in die offiziellen Sektionen geschafft hätten, das Drama „Praia do Futuro“ der Produktionsfirma Detail Film sogar in den Wettbewerb. Hauptdarsteller Clemens Schick zeigte sich ebenso beim Brunch wie die beiden Jung-Produzenten Henning Kamm und Fabian Gasmia, die der Weltpremiere am kommenden Dienstag entgegenfiebern.
Der scheidende Kultur-Staatsrat Nikolaus Hill hielt eine kurze Ansprache und verabschiedete sich „mit zwei weinenden Augen“ aus dem Amt. Zum Trost hatte er zwei Abschiedsgeschenke im Reisegepäck. Beim kommenden Filmfest Hamburg soll die Kulturbehörde zwei neue Preise vergeben: den europäischen Koproduktionspreis und den Deutschen Fernsehproduzentenpreis, beide sind mit jeweils 25.000 Euro dotiert. „Mit der neu eingerichteten Nachwuchsförderung ‚Nordlichter‘ haben wir zudem die Grundlage dafür gelegt, dass die Erfolgsgeschichte des Films in Hamburg weitergeschrieben werden kann“, so Hill. Denn auch das ist die Berlinale natürlich Jahr für Jahr: Ein Wink in Richtung Hamburger Filmszene, sich nicht hängen zu lassen. Neues zu wagen, an Film (und Filmemacher) zu glauben. Frohe Botschaften fallen in diesem Rahmen stets auf besonders fruchtbaren Boden, schließlich sind die meisten Gäste zu diesem Berlinale-Zeitpunkt bereits in leicht filmtrunkenem Zustand. Schwer vorstellbar, dass es eine Welt außerhalb des Kinos geben soll, andere Berufe als Produzent, Drehbuchautor, Regisseur oder Film-Lobbyist. Die Hamburger Kinobranche erscheint auf diesem entspannten Frühstückstreff immer quicklebendig.
Die Gästeliste konnte sich jedenfalls sehen lassen: Die Schauspielerinnen Sibel Kekilli und Bibiana Beglau zeigten sich ebenso wie ihre männlichen Kollegen Peter Heinrich Brix („Büttenwarder“) und Peter Lohmeyer. Letzterer, der von Ehefrau Sarah Wiener begleitet wurde, outete sich als konsequenter Cineast. Schon vier Filme habe er gesehen, erzählte Lohmeyer, darunter seinen absoluten Favoriten, das Familiendrama „Jack“ um zwei verlorene Jungs im Berliner Großstadtdschungel. Der werde Preise bekommen, garantiert, so Lohmeyer. „Tatortreiniger“-Hauptdarsteller Bjarne Mädel plauderte mit Regisseur Arne Feldhusen, das Schauspielerpaar Janin Reinhardt und Kostja Ullmann ließ sich den Tee schmecken, „Soul Kitchen“-Darstellerin Pheline Roggan erzählte, dass sie dringend mit ihren Kräften haushalten müsse. „Ich habe in dieser Woche noch vier Castings und soll Sonnabend als ‚Das kunstseidene Mädchen’ in den Hamburger Kammerspielen auf der Bühne stehen.“ Ihr nächstes Projekt: der „sehr böse“ österreichisch-dänische Film „Sex and Crime“ an der Seite von Wotan Wilke Möhring. Der NDR-„Tatort“-Kommissar schwänzte den Brunch entschuldigt – die Dreharbeiten in Hamburg gingen vor.
„Hierher zu kommen ist eine Frage der Ehre“, brachte es Armin Rohde auf den Punkt. Der sympathische Schauspieler hat eine Komödie mit seinem Kollegen Axel Prahl abgedreht und arbeitet derzeit an seinem „idealen Kampfgewicht“: „110 Kilo waren einfach zu viel. Als ich noch Judo und Taekwondo gemacht habe, wog ich 73 Kilo. Das muss aber nicht mehr sein. Bei 90 Kilo bin ich so fit wie Tarzan.“ Film ist eben auch das: harte Arbeit. An Körper und Geist.