Die 14-Jährige aus dem Kreis Segeberg spielt die Hauptrolle Maria im Kinofilm „Kreuzweg“ von Regisseur Dietrich Brüggemann. Der Film wird heiß gehandelt für einen Goldenen Bären.
Kreis Segeberg. Maria hat ihre Jacke ausgezogen. Ihr ist heiß. Obwohl ein kalter Wind über die Hügel fegt. Nur in einer dünnen, weißen Bluse geht Maria die Straße entlang. Trotzig, fast verzweifelt ist ihre Miene. Sorgenvoll betrachtet ihre Mutter sie, fordert sie barsch auf, sich wieder anzuziehen und schimpft erbost, als sie sieht, dass ihre Bluse beschmutzt ist, weil sie ihren kleinen Bruder auf den Arm genommen hat. Der ist vier Jahre alt und spricht immer noch kein Wort.
Maria ist das Mädchen im Kinofilm „Kreuzweg“. Sie will eine Heilige werden. Obwohl sie doch ein ganz normales Mädchen war. Bis zur Zeit vor ihrer Firmung. Bis der Pater sie und die anderen in ihrer Firm-Gruppe drangsalierte, dass sie jetzt „Soldaten Jesu Christi“ werden würden. Maria hält diesen Druck nicht aus. Die 14-Jährige bekommt Angst vor Gott. Aus dem unbeschwerten Teenager wird eine verzweifelte Jugendliche, die nur einen Ausweg sieht: Heilig werden. Der Weg dahin ist allerdings vorbereitet, denn das Mädchen wächst in einer streng katholischen Familie mit einer herrischen Mutter auf. Für ihren endgültigen Absturz sorgt der fundamentalistische Pater Weber.
Jetzt läuft „Kreuzweg“ auf der Berlinale an. Und wird im Wettbewerb um den begehrten Goldenen Bären heiß gehandelt. Im Mittelpunkt steht eine Jugendliche aus dem Kreis Segeberg. Lea van Acken. Sie ist Maria in „Kreuzweg“. Und so ganz anders als das verzweifelte Mädchen, das sich Gott hingeben will, um ihrem Leben zu entkommen. Sie ist mitten drin im Rummel der Berlinale, im Hype um den Goldenen Bären, mitten drin im Gewusel der Stars und Sternchen auf dem Roten Teppich.
Doch Lea bleibt cool. Wohlbehütet von ihren Eltern ist die 14-Jährige einfach nur neugierig auf das aufregende Leben um sie herum. Und damit eben ganz anders als das Mädchen, das sie im Film darstellt. „Das ist alles sehr spannend für mich und macht viel Spaß“, erzählt sie dem Hamburger Abendblatt. „Ich genieße die Atmosphäre und freue mich, wenn mir einige der Stars begegnen und vielleicht mit mir sprechen“, sagt sie bescheiden und fröhlich.
Lea van Acken hat den fertigen Film erst vor zwei Tagen gesehen. „Das hat mich zuerst hilflos gemacht“, gesteht sie. Sie habe sich auf der Leinwand gesehen. Und doch eine andere. Erst durch ihre Stimme und ihr Gesicht habe sie aber erkannt: Das bin ja ich! „Ich dachte erst, ich könne mich gar nicht ansehen, aber das gab sich schnell“, sagt Lea. Sie habe sich in der Rolle von einer anderen Perspektive gesehen als bei den Dreharbeiten, bei denen sie das Team um Regisseur Dietrich Brüggemann als sehr fürsorglich erlebt habe. „Ich durfte mich gut entfalten“, sagt Lea. Schon das Live-Casting mit Brüggemann habe ihr viel Spaß gemacht.
„Ein guter Freund hat einen Film mit mir gedreht, mit dem ich mich beworben habe“, sagt Lea. „Ich konnte es gar nicht glauben, dass ich die Rolle der Maria tatsächlich erhalten habe, das war hammermäßig“, wundert sie das Mädchen, das auch schon bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg als Kleindarstellerin mitgeritten ist, noch heute.
Schon das Drehbuch zu „Kreuzweg“ habe sie berührt. Maria sei eine tiefgründig angelegte Rolle, doch identifizieren könne sie sich mit ihr nicht. „Ich habe mich aber mit einem Mädchen, das nach streng religiösen Prinzipien lebt, unterhalten und respektiere ihre Lebensart natürlich, aber ich bin anders“, sagt Lea. Gleichwohl ist auch Lea wie die Film-Maria katholisch und bereitet sich in Bad Segeberg auf ihre Firmung vor. Doch das Mädchen Maria würde das Leben, ihre Familie und den Pater viel zu ernst nehmen.
Und ihre Schulfreunde? „Denen habe ich erst von meiner Hauptrolle als Maria erzählt, als der Film gedreht wurde und ich für die Zeit nicht in der Schule sein konnte“, sagt Lea. Die Freunde hätten aber ganz interessiert gefragt, was sie denn machen würde, und worum es denn in dem Film ginge. „Das hat mich sehr gefreut“, sagt sie. Und: „Ich hoffe, dass der Film vielen Menschen gefällt.“
Kinostart des Films „Kreuzweg“ mit Lea van Acken in der Hauptrolle als Maria ist am 20. März. Auf der Berlinale ist „Kreuzweg“ am Sonntag, 9. Februar, 16 Uhr, im Berlinale Palast zu sehen, am Montag, 10. Februar, 9.30 Uhr und 18 Uhr im Friedrichstadt-Palast, um 22.30 Uhr im International, am Donnerstag, 13. Februar, 21.30 Uhr, im Thalia Programm Kino, am Sonntag, 16. Februar, 9.30 Uhr, im Haus der Berliner Festspiele.