Der beliebte TV-Koch Christian Rach gibt sein Tafelhaus auf, wohnt aber weiter in Hamburg. Er will mehr Zeit mit seiner Familie verbringen.
Hamburg. Der Blick aus dem Tafelhaus auf die Elbe ist ein typisches Postkartenmotiv. Erst recht, wenn dann auch noch eine Hadag-Fähre an der Fensterfront vorbeigleitet. Auf der Empore steht Christian Rach , schaut aufs Wasser und sagt: "Das ist Hamburg at its best."
Doch auf diesen einzigartigen Blick muss der Sternekoch vom 24. September an verzichten. Dann schließt der 54-Jährige sein Restaurant, damit gehen 23 Jahre Tafelhaus-Ära zu Ende. Kommt da Wehmut auf? Christian Rach, den ein Millionenpublikum als "Rach, der Restauranttester" aus dem Fernsehen kennt, lächelt und sagt: "Diese Entscheidung war das Männlichste, was ich je getan habe."
Er kenne kaum einen Gastronomen, der auf dem Höhepunkt seines Erfolgs aufhört - und das bei guter Gesundheit. Rach: "Köche werden häufig nicht besonders alt. Denn viele bekämpfen den Stress mit Alkohol und geraten dann in einen Teufelskreis." Christian Rach dagegen ist ein Genießer, der seine Grenzen kennt - aber auch den Stress: "Mein Arbeitspensum beträgt zurzeit etwa 80 Stunden in der Woche. Ich will das künftig auf 50 Stunden reduzieren." Das wird seine Lieben - Ehefrau Andrea und die Kinder - bestimmt freuen. Seine Familie helfe ihm, nicht abzuheben, so Christian Rach, "wir führen ein total normales Leben."
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Der Fernsehstar, mit Rekordquoten von bis zu 7,5 Millionen Zuschauern pro "Restauranttester"-Folge, hilft, wenn es die Zeit erlaubt, den Kindern bei den Mathematikaufgaben und geht am Wochenende einkaufen. Was Rach nicht braucht, sind "Glanz und Glamour." Luxus sei für ihn, dass er seinen Mini direkt vor seinem Haus im Hamburger Westen parken könne und nicht mehr wie früher in Eimsbüttel ewig nach einem Parkplatz suchen müsse.
Aber jetzt blickt er in die Zukunft. Wird Christian Rach seine neu gewonnene Freizeit mit neuen Hobbys füllen, vielleicht mit Golfspielen? "Nein. Ich könnte wieder mit dem Laufen anfangen und werde mehr lesen." Aber auch auf spontane Kurzreisen hat er Lust: "Einfach mal ein paar Tage ganz alleine nach Sylt." Doch nun zurück zur angepeilten 50-Stunden-Arbeitswoche. Die neue Schaltzentrale wird ein Büro an der Großen Elbstraße sein. Er will weiter Bücher schreiben, Vorträge halten und als Berater für das Slowman im Chilehaus tätig sein. Das Restaurant ist aus seiner RTL-Sendung "Rachs Restaurantschule" entstanden, die im vergangenen Jahr ausgestrahlt wurde.
Dort wurde Arbeitssuchenden, die bisher wenig Erfolg auf dem Berufsmarkt hatten, eine Chance gegeben: "Unser Beispiel zeigt, dass so etwas gut funktionieren kann. Natürlich brauchen sie die richtige Mischung aus Profis und eben Mitarbeitern, die es im Berufsleben bislang nicht leicht hatten." Er wünscht sich, dass viel mehr Arbeitgeber diesem Beispiel folgen. Anfang 2012 beginnen die Dreharbeiten für eine weitere Staffel von "Rachs Restaurantschule": "Wir werden diesmal in Berlin drehen. Sozusagen im Zentrum der Macht." Zurzeit werde eine Location gesucht, in der ein Restaurant nach dem Vorbild des Slowman entstehen soll. Aber keine Sorge, der gebürtige Saarländer bleibt Hamburg treu.
Außerdem stehen Dreharbeiten für weitere Folgen von "Rach, der Restauranttester" an. Für das Fernsehformat wurde er unter anderem mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet.
Und es gibt noch ein Projekt: Der Sternekoch vergibt auf seiner Internetseite sein eigenes Prüfsiegel "Rach getestet" für ausgesuchte Produkte: "Es reicht nicht, dass ein Produkt lecker schmeckt. Bevor es mein Prüfsiegel gibt, wird das Produkt von einem Labor umfassend geprüft." Spätestens jetzt ist klar, Langeweile wird bei Rach nicht aufkommen und die 50-Stunden-Woche wohl eine Illusion bleiben.