Hamburg. In der Inselpark Arena hauen die Isländer 90 Minuten lang Songs raus. Fans rasten happy aus, ab und an denkt man an Kevin Costner.

Die Rolling Stones wussten schon, warum sie 2017 bei ihrem Hamburger Stadtpark-Konzert Kaleo als Vorgruppe eingeladen haben. Die Band um den Sänger Jökull Júlíusson kann nämlich rocken. Die Isländer bedienen sich in ihren Songs zwar bei Vorbildern aus der Rockgeschichte, aber das Rad neu erfinden wollen und können sie nicht. Die Gitarrenduette erinnern auch in der Inselpark Arena in Hamburg manchmal an frühe Fleetwood Mac, Led Zeppelins krachender Heavy Rock scheint zuweilen hindurch, Júlíussons Stimme hat Ähnlichkeit mit Eddie Vedder von Pearl Jam.

Die fünf Musiker von Kaleo sind Rock-Arbeiter. 90 Minuten lang hauen sie Song für Song raus, dafür werden sie von ihren Fans geliebt. Ähnlich wie bei der US-Band Greta Van Fleet überwindet auch Kaleo die Kluft zwischen den Generationen: 20-jährige Rockfans sind genauso nach Wilhelmsburg gekommen wie dreimal so alte Gitarren-Aficionados. Eine Männerdomäne ist Rock auch schon lange nicht mehr, viele Zuschauerinnen sind im Publikum.

Kaleo in Hamburg: Rock ‘n‘ Roll lebt – hier klingt‘s wie bei Netflix

Kaleo beginnt den Auftritt mit dem Song „USA Today“ und einer Variation der amerikanischen Nationalhymne, nicht so dekonstruiert wie Jimi Hendrix‘ Version, aber auch weit entfernt vor irgendwelcher Ehrerbietung. In den folgenden eineinhalb Stunden variiert das Quintett oft seinen Stil und zeigt alle möglichen Spielarten von Rock, Blues und Americana. Die meisten Nummern basieren auf Riffs der drei Gitarristen. Mit „Broken Bones“ liefert Kaleo ein Meisterstück des Electric Blues ab, wie ein Roadtrip an der amerikanischen Westküste klingt „Automobile“, „Hey Gringo“ mit Júlíusson an der Mundharmonika ist ein Groove im Tex-Mex-Stil, und das countryeske „Lonely Cowboy“ würde perfekt in den Soundtrack von Kevin Costners Netflix-Serie „Yellowstone“ passen.

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Im Laufe des Konzerts versteht die Band es noch, die anfängliche Energie und Intensität  mit „Skinny“ und „Way Down We Go“ noch zu steigern. Zum Ausrasten bringen die Isländer ihre Fans dann vor den Zugaben mit dem Electric Boogie „No Good“ von ihrem Erfolgsalbum „A/B“. Während der 90 Minuten plus Júníus Meyvant im Vorprogramm haben auch die Fans gearbeitet und sich bei diesem tollen Konzert verausgabt. Der Rock ‘n‘ Roll lebt weiter. Kaleo ist ein Beweis dafür.

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