Hamburg. Die Band von der Insel gilt derzeit als heißeste des Planeten. Und in der Sporthalle beweist sie, wie ultracool Rockmusik wieder ist.
Man will fortan nicht mehr vergessen, dass der Gar-nicht-immer-nur-schmuse-Pianist Elton John kürzlich gesagt hat: Das hier, das ist die derzeit beste Band, die es gibt. Fontaines D.C. aus Dublin, Irland. Und man hat nicht vergessen, dass Fontaines D.C. vor noch gar nicht langer Zeit in kleinen Kiez-Clubs aufgetreten sind. Am Montagabend spielte die Band in der Sporthalle Hamburg. Das ist schnell eskaliert mit denen!
Und während man bei diesem Konzert in Hamburg noch über Elton John nachdachte, der auch amtlich (oder so) rocken konnte, brach das tobende, schrille, laute, aufregende Heil von Fontaines D.C. schon über einen hinein. „Romance“ heißt ihr aktuelles, wieder überzeugendes Album, und mit dem Titelsong, einem Grunge-gepimpten Brecher in Slowmotion und grünem Geflacker, begann ihre muskelbepackte Leistungsschau in der Sporthalle.
Fontaines D.C. in der Sporthalle Hamburg: Rockmusik ist wieder ultracool
Dass Sänger Grian Chatten (reiner Superstar) ein gewichtiger Grund für den Erfolg des Quintetts ist, offenbarte sich bei diesem so glasklar phänomenalen Rockkonzert: irre Präsenz, der Typ. „Jackie Down the Line“, „A Lucid Dream“ – der Postpunk von Fontaines D.C. erfrischte den ollen Schuppen Sporthalle mit jedem Song. Und vielleicht dachte man, bis Fontaines D.C. die Bildfläche betraten, dass Rockmusik schon längst nicht mehr cool ist. Falsch gedacht, jetzt ist sie wieder ultracool. Hip-Hop? Ach, komm! Kindergarten-Gepose dagegen.
Dass Grian Chatten („Hamburg!“) nicht viel Worte auf der Bühne macht, gehört zur Attitüde dieser Gen-Z-Band, gegen die Oasis im kommenden Jahr wie ein Altersheim wirken werden. Was nichts über Oasis aussagt. Chatten („Hallo Hamburg, wir sind Fontaines D.C. und kommen aus Irland“) hat übrigens seinen Deutschunterricht nicht vergessen. Charming.
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„Romance“ wurde am energischsten bedacht auf der Setlist. Kein Wunder, es ist das auf Massenappeal abgestellte Album der Band. Ab jetzt geht es Richtung Stadion. Lichter, Frisuren und Klamotten (schwarz-bunt, bloß keine miese Indierock-Laune halt) sind auch anders als zuletzt noch.
Es gibt nichts, was man an dieser Band nicht mögen kann. Sie wächst gerade hinein in höhere Mainstreamaufgaben, die visuellen Effekte: fast noch Schülerband-mäßig. Bei „Roman Holiday“ wurden hinter das Riesenherz über den Köpfen einfach noch ein paar Lappen hochgezogen, bedruckt mit ein paar … Sternen? Warum LED-Screens, wenn es auch so geht.
Fontaines D.C.: Der beste Popsong des Jahres und zum Abschluss ein Big-Beat-Knaller
„Here‘s the Thing“ knarzte wie Sau, zweieinhalb Minuten pure Indiedisko-Ekstase. Apropos, auffällig der verhältnismäßig hohe Ü-40-Anteil im Publikum, überwiegend war er männlich. Dass eine Form von Weltschmerz, der der nur leicht zwickenden Sorte, bei Fontaines DC eine Rolle spielt, zeigte der auch live fantastische neue Song „In the Modern World“. Vom sagenhaften, räudigen Debüt „Dogrel“ gab’s leider nur „Big“ und „The Boys In the Better Land“.
Entschädigt wurde man mit dem Shoegazer-Zitat „Sundowner“, mit „Favourite“, dem besten Popsong des Jahres (vier Gitarren!), mit dem scheppernden „Nabokov“ (hier haben sich bekanntlich ein paar Literaturstudenten zusammengefunden) und dem Live-Favoriten „I Love You“. Den Big-Beat-Knaller „Starburster“ hoben sich die göttlichen Iren, denen Menschliches vertraut ist, für ganz zum Schluss auf.
Sir Elton, der alte Indierocker, hätte das sicher goutiert. Das Rockherz, von Fontaines D.C. verzerrt im Feedback-Delirium, pulsierte an diesem Abend in der Sporthalle Hamburg heftig.
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