Hamburg. Beim Krimifestival werden zwei Romane vorgestellt, die von lokalen Duos geschrieben wurden. Merkt man das?

Hamburg als kriminalliterarischer Hotspot boomt. Zwei neue Romane belegen das auf spannendste Weise. Mit „Schlick“ (btb, 300 Seiten, 16 Euro) haben die Autoren Kester Schlenz und Jan Jepsen jüngst ihren dritten Hamburg-Krimi vorgelegt. Und es ist ihr bislang politisch aktuellster und brisantester Spannungsroman geworden. Thema des Buches: die Elbvertiefung.

Ein eher spröder Stoff für einen Krimi? Weit gefehlt. Schlenz und Jepsen haben intensiv recherchiert, Jepsen ist gar auf einem Containerschiff mitgefahren und so haben die beiden die Problematik und den Widersinn der Elbvertiefung als spannende Kriminalgeschichte aus – wenn man so will – dem Schlick des Hamburger Hafens zutage befördert.

Buchcover Schlick
Kester Schlenz, Jan Jepsen: „Schlick“, btb, 300 Seiten, 16 Euro. © Penguin Random House | btb

Der zweite starke Hamburg-Krimi, jüngst im Rowohlt-Verlag erschienen, ist ein literarisches Debüt: Nikolas Kuhl, Drehbuchautor und Mitglied einer Rockband, sowie Stefan Sandrock, NDR-Mitarbeiter und Ausstellungskurator, haben an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg studiert und irgendwann beschlossen – und das durchaus entgegen eigenen Zweifeln –, einen Kriminalroman zu schreiben: „Das Dickicht“ (rororo, 336 Seiten, 14 Euro) führt zu einem 20 Jahre zurückliegenden Entführungsfall, einem Cold Case, der in Aktenschränken zu verstauben droht. Es war einer der ersten Fälle, mit denen es Lucas „Lux“ Adisa beim LKA Hamburg zu tun bekam. Der aktuelle Entführungsfall, an dem Adisa und sein Kollege Juha Korhonen arbeiten, erinnert stark an die alte Geschichte.

Pressefoto Autorenfoto Nikolas Kuhl und Stefan Sandrock
Nikolas Kuhl (l.) und Stefan Sandrock haben gemeinsam „Das Dickicht“ geschrieben. © Vanessa Maas | Vanessa Maas

Unterdessen hat es Kommissar Knudsen bei Schlenz und Jepsen mit einem Mörder zu tun, der aus der Elbe kommt und nach seinem Tun darin wieder verschwindet. Der erste Tote stirbt während eines Tete-à-Tetes auf seiner Yacht. Sieht aus wie eine Hinrichtung, denkt Knudsen, als er die Leiche sieht. Und liegt damit gar nicht falsch, wie sich im Fortgang der Ermittlungen zeigen soll. Es wird weitere Tote geben, gemein ist ihnen allen, dass sie in verantwortlichen Positionen bei Firmen gearbeitet haben, deren Geschäftsfeld der Hamburger Hafen und somit auch die Arbeiten zur Elbvertiefung sind.

Korhonen und Lux Adisa zieht es während ihrer Ermittlungen eher in jenen Wald, der einige Geheimnisse birgt. Dort starb vor vielen Jahren ein entführter Junge, gerade 14 Jahre alt, in einem unterirdischen Verlies. Der vermeintliche Täter beging kurz darauf Selbstmord. Der ermittelnde Kommissar jedoch gab sich damals mit dem Schuldeingeständnis nicht zufrieden und recherchierte weiter, bis auch er starb, eines natürlichen Todes allerdings.

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Lux gräbt sich in den alten Fall hinein und entdeckt Ungereimtheiten in den polizeilichen Akten, die Fragen aufwerfen und ein neues Licht auf den Fall werfen. Und schließlich die Geschichte zu einem schlüssigen Finale führen. Ein überaus spannendes Debüt von Kuhl und Sandrock, dem man allerdings in einigen Kapiteln anmerkt, dass es von zwei Autoren geschrieben worden ist. Allzu unterschiedlich ist dann der sprachliche Ton, der Stil, der der Geschichte innewohnt.

Kester Schlenz und Jan Jepsen dagegen haben ihren eigenen Sound entwickelt, lässig, pointiert und trockenhumorig ist er. Mit starken Figuren wie dem ehemaligen Lotsen Oke Andersen, der Knudsen auf unkonventionelle Art zu ermitteln hilft, auch wenn der Kommissar davon nicht immer unbedingt begeistert ist …

Zwei Hamburg-Krimis, zwei absolut lesenswerte Romane.

Hamburger Krimifestival: Schlenz und Jepsen lesen beim Hamburger Abend am 9.11., Kuhl und Sandrock lesen am 8.11. auf Kampnagel. Alle Infos: www.krimifestival-hamburg.de

Buchcover Das Dickicht
„Das Dickicht“ von Nikolas Kuhl und Stefan Sandrock (rororo, 336 Seiten, 14 Euro). © Rowohlt  | Rowohlt 

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