Hamburg. Purple Disco Machine spielt in der Sporthalle, Powerwolf in der Barclays – und Grönemeyer kommt nach Heimfeld. Das ist los in Hamburg.

Die Veranstaltenden des Elb.Lit-Literaturfestivals haben wahrscheinlich Flugzeuge im Bauch, ein Herbert Grönemeyer kommt schließlich nicht oft nach Hamburg, insbesondere nicht in den Süden der Stadt. Zum ersten Mal auf Tournee ist hingegen Dresdens Dancefloor-Star Purple Disco Machine, der in der Sporthalle antanzt. Und was gibt es noch? Metal-Oper, (Kinder-)Theater, Kunst und eine finale Diva-Huldigung auf St. Pauli.

Kutur-Tipps Hamburg: Es ist Discozeit, weil alles nach Disco schreit in der Sporthalle

Natürlich wäre es vermessen, den Dresdner Produzenten Tino Piontek in einem Atemzug mit Daft Punk zu nennen. Zumindest noch. Denn Pionteks Projekt Purple Disco Machine, die Verschmelzung von Disco, House, Funk und Eurodance, geht seit vier Jahren international unfassbar steil, es regnet Edelmetalle und einen Grammy für Hits wie „Hypnotized“, „Substitution“, „In The Dark“ oder „Dopamine“ gab es auch. Die halbe Pop-Welt von Dua Lipa bis Ariana Grande bittet um Remixe. Da kann man sich erstmals auf Deutschland-Tournee wagen, bei der am 2. Oktober die Sporthalle discotiziert wird. tl

Purple Disco Machine Mi 2.10.., 20.00, Sporthalle Hamburg (U Lattenkamp), Krochmannstraße 55, Karten zu 58,45 im Vorverkauf; www.kj.de

Pressefoto AAF Affordable Art Fair Hamburg 2022
Etwa 180 Künstlerinnen und Künstler bieten ihre Werke im Kraftwerk Bille an. © Nicolas Döring | Nicolas Döring

Im Kraftwerk Bille gibt es Kunstwerke ab 50 Euro zu kaufen

Der Hamburg Affordable Art Market, kurz HAAM, ist zum zweiten Mal zu Gast in der Stadt. 180 Künstlerinnen und Künstler, davon etwa drei Viertel aus Hamburg kommend, bieten an diesem Wochenende ihre Kunst im Kraftwerk Bille zum Ansehen und Kaufen an. Die Preise der rund 1500 gezeigten Kunstwerke fangen, daher der Name Affordable für erschwinglich, bei 50 Euro an und gehen bis zu 5000 Euro. Damit ist der HAAM in Hammerbrook die ideale Messe für Menschen, die den soften Einstieg in die Welt des Sammelns wagen wollen. Aber auch für Menschen, die schon in diese Welt hineingeschnuppert haben. vfe

Hamburg Affordable Art Market Sa/So 28./29.9., jew. 12.00–20.00, Kraftwerk Bille (Busse 120, 124, 160, 530 Grüne Brücke), Anton-Ree-Weg 50, Eintritt auf Spendenbasis (empfohlen werden 5,-); www.baamberlin.com

phil.cologne - Wolfram Eilenberger
Der Philosoph und Autor Wolfram Eilenberger kommt ins Literaturhaus. © picture alliance / dpa | picture alliance

Denker Eilenberger erklärt vier große Selbstdenker

Er kann wunderbar erzählen und dabei Sachzusammenhänge erklären. Wolfram Eilenberger (52) ist Schriftsteller und Philosoph. In seinem Buch „Geister der Gegenwart“ (Klett-Cotta) begibt sich der gebürtige Freiburger auf die Spuren von Theodor W. Adorno, Susan Sontag, Michel Foucault und Paul K. Feyerabend; anhand deren Biografien streift er die letzten Jahre der Philosophie und den Beginn einer neuen Aufklärung von 1948 bis 1984. Wie die vier Selbstdenker auf ihre Art und Weise unsere Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft erneuerten, ist vom Wahlberliner Publizisten („Zeit der Zauberer“) am 1. Oktober bei seiner Buchvorstellung im Literaturhaus zu hören. str

Wolfram Eilenberger: „Geister der Gegenwart“, Mod.: Ulrich Kühn Di 1.10., 19.30, Literaturhaus (Bus 6, 17, 172, Mundsburger Brücke), Schwanenwik 38, Karten zu 14,-/erm. 10,- / Livestream 6,-; www.literaturhaus-hamburg.de

Festival-Gastspiel aus Köln im Thalia in der Gaußstraße

Das Thalia Theater bringt nicht große Festivals wie alljährlich die Lessingtage auf und über die Bühne, es kann es auch kleiner: Beim Nachbarschaften-Festival steht an diesem Sonnabend und Sonntag (28./29.9.) im Thalia Gaußstraße die zweite Gastspiel-Premiere an, „Ein von Schatten begrenzter Raum“ vom Schauspiel Köln. Im Stück nach einem Roman der Georg-Büchner-Preisträgerin Emine Sevgi Özdamar emigriert eine Nachwuchs-Schauspielerin während der türkischen Militärdiktatur der 1970er von Istanbul nach Berlin, zieht mit dem Regisseur Benno Besson weiter nach Paris und erinnert sich autobiografisch an den türkisch-griechischen Konflikt der 1920er inklusive der späteren Deportation und Ermordung von Juden und Armeniern. Am 6. Oktober folgt noch der Festival-Soloabend mit Meryem Öz unter dem Titel „Fifty and one Shades of Meryem“. str

„Ein von Schatten begrenzter Raum“ Sa. 28./So. 29.9., jew. 20.00, Thalia in der Gaußstraße (Bus 2), Gaußstraße 190, Karten zu 35,- unter www.thalia-theater.de

Fährhausbande startet in Komödie Winterhude Reise durchs Universum

Vor gut einem Jahr startete der „Verein der Freunde der Komödie e.V.“ ein neues Projekt für den Theaternachwuchs – die Fährhausbande. Seit Herbst kommen Schüler der Arche Billstedt und der Stadtteilschule Eppendorf einmal pro Woche in der Komödie Winterhude zusammen, um mit zwei Theaterpädagoginnen ihr Stück zu erarbeiten. An diesem Sonntag (29.9), erlebt „Diwan Galactica“ Uraufführung. Das Publikum soll auf eine Reise mitgenommen werden, auf der es das Universum durch Kinderaugen sieht. Anschließend folgt eine Kinderparty im Foyer. Schauspieler Daniel Krauss (u.a. Berliner „Tatort“), der zum künstlerischen Leitungsteam der Komödie gehört, verantwortet in Berlin mit der Kudammbande bereits das Vorbild. str

Die Fährhausbande: „Diwan Galactica“ UA So. 26.9., 11.30, Komödie Winterhuder Fährhaus (U Hudtwalckerstraße), Hudtwalckerstraße 13, Karten zu 10,- (Kinder bis 14 J. frei) unter www.komoedie-hamburg.de

Powerwolf
„Demons Are A Girl‘s Best Friend“: Die deutsche Powermetal-Band Powerwolf mit Gitarrist Matthew Greywolf lässt kein Klischee aus, so soll es auch sein. © picture alliance / Photoshot | picture alliance

Powerwolf statt Schweigefuchs in der Barclays Arena

Auch 20 Jahre nach der Gründung von Powerwolf sind sich viele nicht sicher: Ist die Band aus Saarbrücken jetzt eine Metal-Parodie, oder meinen die Herren das ernst? Das völlig überzogene sakrale Pathos, das Herumnuckeln an längst ausgesaugten Klischees und die schon schlagerhafte Schunkeligkeit kann doch keiner für voll nehmen? Vielleicht hat Powerwolf genau deshalb fünf Hitalben in Folge und am 4. Oktober eine volle Barclays Arena vorzuweisen. Mit dabei sind die Schweden Hammerfall aus Göteborg, die Mitte der 90er mithalfen, dass klassischer Heavy Metal (und damit Powerwolf) überhaupt wieder gehört wurde. tl

Powerwolf, Hammerfall, Windrose Fr. 4.10., 18.30, Barclays Arena (S Stellingen + Bus 380), Hellgrundweg 44, Restkarten zu 59,99 im Vorverkauf; www.powerwolf.net

Pressefoto  Harvestehuder Kammerchor
Der Harvestehuder Kammerchor führt Frank Martins „Golgotha“ mit auf. © Harvestehuder Kammerchor | Harvestehuder Kammerchor

Opulentes Passionsoratorium in der Hauptkirche St. Nikolai

Der Frühherbst ist rein jahreszeitlich betrachtet nicht allererste Wahl, um ein Passionsoratorium aufzuführen. Aber derlei theologische Spitzfindigkeiten mal beiseite: Die Aufführung von Frank Martins „Golgotha“ am Sonntag, 29. September, in der Hauptkirche St. Nikolai hat das Zeug zur Sternstunde. Der schweigerische Komponist fasste die Leidensgeschichte Jesu kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in zehnmal hochdramatische, mal kontemplative Szenen, mündend in einen strahlenden Schlusschor. Edzard Burchards dirigiert eine Riege gestandener Solistinnen und Solisten, den Harvestehuder Kammerchor und die Rheinische Kantorei sowie das fabelhafte junge Ensemble Reflektor. vfz

„Golgotha“ So. 29.9., 19.00, Hauptkirche St. Nikolai (U Klosterstern), Harvestehuder Weg 118, Karten ab 17,50 im Vorverkauf; www.harvestehuder-kammerchor.de

St. Pauli Theater - Tim Fischer in
 Wenn Tim Fischer als Zarah Leander Wunder geschehen lässt, geht die Welt davon nicht unter. © Tine Acke | Tine Acke

Tim Fischer ist die Leander, bis zum Schluss

Wo Tim Fischer ist, sind die Diven nicht weit. Noch zu Corona-Zeiten hatte sich der Chanson-Star mit Hamburger Vergangenheit Zarah Leander (1907-1981) gewidmet.  Die schwedische Sängerin und Schauspielerin, in deren Rolle der junge Tim vor mehr als 30 Jahren im alten Schmidt Theater seinen Durchbruch erlebt hatte, hat den Wahlberliner 2021 zu einem weiteren hörens- und sehenswerten Programm inspiriert. „Ich bin die Leander – Zarah auf Probe“ gibt Fischer mit seiner Band um Leiter Oliver Potratz (Kontrabass) vom 3. bis zum 6. Oktober im St. Pauli Theater zum letzten Mal. Den Rahmen des szenischen Liederabends bildet eine fiktive Konzertprobe im Hamburg von 1948. So entstehen neue Eindrücke vom Ufa-Star von anno dazumal. str 

„Ich bin die Leander – Zarah auf Probe“  3.-6.10. jew. 19.30 (So. 18.00), St. Pauli Theater (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 29/30, Karten zu 36,90 bis 46,90 in der Abendblatt-Geschäftsstelle, Gr. Burstah 18-32; www.st-pauli-theater.de

Mehr Hamburg-Kultur

Präsentation von «Das ist los» von Herbert Grönemeyer
„Das ist los“ heißt das aktuelle Album von Herbert Grönemeyer. Was noch los war in seinem Leben erzählt er bei Elb.Lit. © picture alliance/dpa | Annette Riedl

Zeit, dass sich was dreht mit Herbert Grönemeyer bei Elb.Lit

Tief im Westen lebte einst ein Schauspieler, der ein U-Boot bestieg, dann zum Mikro griff und sang und tanzte, ohne singen und tanzen zu können. Kinder kamen an die Macht, Männer wurden Mensch, Alkohol wurde Dressing zum Kopfsalat. Tschö mit Ö: Herbert Grönemeyer wurde der wohl größte (männliche) deutsche Popstar unserer Zeit und hat heute genug zu erzählen von Werk, Wirkung, Leben und Lieben. Sein Freund und Biograf Michael Lentz fasst das in „Grönemeyer“ (S. Fischer Verag) zusammen und stellt das Buch gemeinsam mit dem Star am 2. Oktober beim ElbLit-Festival in der Friedrich-Ebert-Halle vor. tl

Michael Lentz und Herbert Grönemeyer Mi. 2.10., 20.00, Friedrich-Ebert-Halle (S Heimfeld), Alter Postweg 34, Karten zu 39,75 im Vorverkauf; www.elblit.de