Hamburg. „Randali“ auf gefühlten 80 Quadratmetern: Wedels Superstar genoss mit 5000 Fans auf der Mini-Trabrennbahn ihr letztes Konzert des Jahres.

„Hallo, hallo, ich bin hier ganz oben, hochmotiviert, ich musste mich nur kurz erholen“, stellt sich Nina Chuba am Sonntag in der ausverkauften Park Arena in Bahrenfeld vor. Ihren Namen muss sie nicht nennen, 5000 Fans rufen „Nina! Nina! Nina!“ Aber Chuba will ganz sicher sein: „Wer ist wieder da? Wer macht Träume wahr? Wer muss nicht mehr sparen?“. Na klar: „Nina, Nina, Nina!“

Tatsächlich mussten sich sowohl die aus Wedel („Hallo Heimat!“) stammende Berlinerin und ihr Hamburger Anhang nur kurz erholen vom letzten Konzert vor nur drei Monaten in der ebenfalls ausverkauften Sporthalle. Die wurde gemeinsam in die Einzelteile zerlegt, „mir gehört das Haus, ich lass‘ keine neuen Mieter rein“, und auch in der Park Arena würde bei „Mangos mit Chili“, „Freitag“ und „Tracksuit Velours“ das Dach abheben, würde es dort eins geben.

Nina Chuba tritt in Bahrenfeld auf deutlich kleinerer Bühne auf

Bei allem Spaß fragt man sich allerdings schon, was das Ganze hier soll. Zwar ist das Konzert Teil des „Hamburger Kultursommers“, der jährlichen kurzen August-Bespielung des Open-Air-Areals in Bahrenfeld mit Jan Delay, Deichkind, SDP und Álvaro Soler in dieser Saison. Aber Nina Chuba (und Álvaro Soler am Dienstag) treten gar nicht auf der für 25.000 Fans ausgelegten Fläche mit der riesigen Bühne (die auch für Green Day, Roland Kaiser, Peter Maffay sowie Robbie Williams und seine Sparkassen-Sause genutzt wurde) auf. 

Stattdessen wurde direkt nebenan im Westende der Trabrennbahn, „Luruper Bogen“ genannt, extra für Chubas letztes Konzert des Jahres und für Soler die sogenannte Park Arena mit einer deutlich kleineren Bühne, weniger Gastro und weniger Platz aufgebaut. 5000 passen da rein. Dabei hätte zumindest Nina Chuba, seit Monaten ausverkauft, locker auch das benachbarte große Besteck bespielen können. Aber nein, stattdessen wird ein weiteres Konzertgelände hingeklatscht. Das kostet doch alles extra. Merkwürdig.

Nina Chuba in Hamburg: Alle Mittelfinger hoch im Luftschlangenregen

Also „Randali“ mit Circle Pits auf „80qm“, große Bahrenfeld-Party im Stadtparkbühnen-Format. Das Programm unterscheidet sich kaum von der Show in der Sporthalle, aber das muss es auch gar nicht. Nina Chuba ist immer noch voll dabei, den Erfolg ihrer Single „Wildberry Lillet“ vor zwei Jahren und den des Debütalbums „Glas“ von 2023 auszukosten.

Die Songs und weitere Singles reichen für über 20 Lieder am Abend. Und für ausgelassene Stimmung sowohl bei der Band auf der Bühne als auch bei den gleichaltrigen (Nina Chuba ist 25), zu 80 Prozent weiblichen Fans davor. Auch das auf einer zweiten Bühne mitten unter den Fans präsentierte Set mit „Glas“, „Nicht allein“ und „Vergessen“ wird erneut bejubelt.

„Würd‘ dir gern die Nase brechen, auch wenn‘s sich nicht lohnt, denn dein Daddy ist dein Anwalt und dein Onkel ist Chirurg“, singen auch viele (!) auf schmerzenden Papaschultern wippende Achtjährige bei „Ich hass dich“ unter ihren Mickey-Mäusen gut gehörgeschützt mit. Alle Mittelfinger hoch im Luftschlangenregen. Das mag befremdlich sein, aber Chubas Lieder haben seit dem Stilwechsel der ehemaligen „Die Pfefferkörner“-Jungschauspielerin enormen Zug zum Ohr, sowohl musikalisch als auch lyrisch. Ihre ersten englischsprachigen EPs „Power“ 2020 und „Average“ 2021 waren dagegen maximal mittelmäßige Massenware.

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Natürlich sind auch „Fieber“ oder „Glatteis“ Popware für die Massen mit vielen Anleihen beim Berliner Stadtaffen Peter Fox. Die auf Straßenbanden in Velours-Trainingsanzügen getrimmten Musikvideos haben die Authentizität von Tourismusbehörden-Imagefilmen. Aber eine „Industry Plant“ zu sein, ein von der Musikbranche herangezüchtetes, gut platziertes und gedüngtes Pflänzchen, ist ein Kritikpunkt, der auch Chuba schon längst langweilt. Denn ein gutes Produkt ist am Ende des Tages eben nur eins: gut. „Ich bin hier noch nicht fertig, ich misch‘ den Laden auf.“

Nach 95 Minuten und den Zugaben „Wildberry Lillet“ inklusive Rave-Version, „Waldbrand“ und „Fahr zur Hölle“ ist sie aber doch fertig und feiert mit der Crew und zwei Dinosauriern ihr Tourfinale und die kommende Pause. Am 7. November 2025 geht es in die Barclays Arena. Wer ist dann wieder da? „Ich sag‘s dir nicht nochmal, merk dir, merk dir meinen Namen“: Nina! Nina! Nina! Vielleicht steht bis dahin zumindest in der Barclays Arena Wildberry Lillet auf der Getränkekarte. In Bahrenfeld gibt es den nicht. Die einzige Enttäuschung dieses Abends.