Hamburg. Die Erben der legendären Band versetzen das Publikum in die Jugend zurück. Bis der Funke überspringt, braucht es aber Anlaufzeit.

Als der Song 1978 erstmals zahllose Partys beschallte, regierte Helmut Schmidt die Bundesrepublik, Columbo ermittelte im Ersten, und „Dalli Dalli“-Erfinder Hans Rosenthal rief im Zweiten: „Das war spitze!“ Der Begriff „Soundtrack einer Generation“ mag inzwischen überstrapaziert sein, aber auf „Sultans of Swing“ trifft er fraglos zu. Umso bitterer, dass Schöpfer Mark Knopfler, Kopf der legendären Dire Straits, nun entschieden hat, nicht mehr auf Tour zu gehen. Andererseits verständlich, der Brite feiert am 12. August seinen 75. Geburtstag.

Aber zum Glück altert gute Musik nie. Zu besichtigen war dies am Montagabend, als die Band namens The Dire Straits Experience im fast ausverkauften Stadtpark gastierte. Und einer der sieben Musiker hat in der Tat „Experience“, also Erfahrung mit Knopfler & Co.: Chris White (69), Saxofonist und Flötist, zählte zu den Mitgliedern der Dire Straits.

The Dire Straits Experience im Stadtpark: Terence Reis kommt Mark Knopfler unwirklich nah

Heute sagt er: „Ich dachte, es wäre unmöglich, jemanden wie Mark zu finden, der so gut singt und so gut Gitarre spielt. Aber zum Glück habe ich mich geirrt.“ Und in der Tat: Der von ihm auserkorene Terence Reis kommt dem Original fast unwirklich nah. White hat zudem fünf weitere großartige Musiker verpflichtet.

Und genau das kommt der Generation, die einst zu den Dire Straits in verwarzten Partykellern zappelte, sehr entgegen. Experimente? Bitte nicht! Sondern noch einmal eintauchen in die alte Welt. Nur gern einen Tick bequemer, dankenswerterweise ließ der Veranstalter die Stadtparkbühne bestuhlen, man wird ja nicht jünger.

The Dire Straits Experience: Erst nach vier Songs erhebt sich das Publikum

Der kleine Nachteil: Es bedurfte vier Songs – darunter das famose „Telegraph Road“ in einer 15-Minuten-Version – und etwas Animation, bis sich das Publikum zu „Walk Of Life“ erstmals erhob. Aber spätestens bei „Lady Writer“ ist es an diesem lauen Sommerabend so schön wie einst bei der Abi-Party.

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Am Ende erklingt natürlich „Sultans of Swing“, alles andere wäre auch Verrat gewesen. Terence Reis liefert die Knopfler-Gitarrenriffs, dazu Chris White am Saxofon – viel mehr geht nicht.

„Wir kommen wieder“, verspricht White nach fast zwei Stunden vor den Zugaben „Money for Nothing“ und „Local Hero“. Hoffentlich. Bis dahin müssen wir halt die alten Platten noch mal herauskramen.