Hamburg. „Heimspiel“ für die Band aus Bayern beim Open-Air-Festival „45 Hertz“. Indierocker zeigen auf dem Messegelände: So geht Sommer in Hamburg.

Nächste Haltestelle: maximal urbane Lauschigkeit. Die Bühne für die Band Kaffkiez mutet mit Andreaskreuzen, Lautsprechern und Hamburg-Schild wie der Hauptbahnhof an. Doch steht sie tatsächlich auf dem Messegelände mit Blick auf den Fernsehturm. Unter dem Titel „45 Hertz“ steigt auf dieser Fläche die Open-Air-Saison unweit des Schulterblatts. Summer mitten in the City. Eiscreme und Alsterwasser, Container-Ambiente und Sonnensegel.

Nachdem mit Danger Dans „Kunstfreiheit‟-Song aus dem Off die politische Einstellung gegen Rechtsextremismus geklärt ist, wünscht eine Ansagerinnenstimme viel Spaß bei der euphorischen Fahrt.

Kaffkiez: Hamburg auf „euphorischer Fahrt“ – erst Moshpit, dann knuddeln

Kaffkiez, das ist deutschsprachiger Indierock aus Rosenheim. „Wir kommen vom Alpenrand, aber Hamburg fühlt sich für uns immer an wie ein krasses Heimspiel“, erklärt Sänger und Gitarrist Johannes Eisner. Da hat er mit „Alles nur gelogen“ bereits das unstete Tourleben besungen, und die Band hat mit „Himmelblau“ ihre impulsive Freilufthymne in Richtung der wenigen weißen Wolken geschickt. Erste stimmstarke Chöre, Mitklatschen, kollektive Leichtigkeit.

Kaffkiez spielt Lebensgefühlsongs zum Schwelgen und Tanzen. Eisner mit Verve an der akustischen Gitarre. Johannes Gottwald (Piano), Niklas Mayer (Schlagzeug), Florian Weinberger (Gitarre) und Benedikt Vodermaier (Bass) mit lässig-energetischem Sound.

Zum schmissigen „Du bist Schuld“ wünscht sich Eisner diverse Moshpits im Publikum. Nicht jedoch ohne vorher ein paar Awareness-Spielregeln zu erklären: Achtsam sein, sich aufhelfen, untereinander Liebe verbreiten. Beherzt hüpfen und kreiseln die Fans im Rund.

„45 Hertz“-Festival an der Messe: Quintett produziert Wohlfühl-Ekstase

„Sind Menschen 50 plus hier?“, fragt Eisner interessiert. Nicht wenige Hände schnellen hoch. Mit „Mitte 20“ erzählt er dann von dem Gefühl, nach gesellschaftlichen Maßstäben noch nicht genug erreicht zu haben. Und davon, dass jeder sein eigenes Tempo im Leben benötigt. Egal welches Alter.

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Das bayrische Quintett produziert Wohlfühl-Ekstase mit Herz und Haltung. Zu „Rette mich“ gilt es, sich bei seinem Lieblingsmenschen zu bedanken und diesen „zu knuddeln“. Die Nummer „Sommer mit dir“ intonieren Eisner und Pianist Gottwald wiederum stimmungsvoll gegenüber der Bühne ganz dicht an der Menge. Die knapp 3000 Fans sind insgesamt durchaus gefordert. Springen. „Flossen hoch!“ Und auch: „Katharsis üben“ zum wütenden Trennungssong „Die Sonne scheint“.

Und schließlich dann der umjubelte Endspurt mit Songs wie „Nie allein“ und „Scheißegal“ sowie „Galaxis“ und „Mut“ als Zugabe. Wilde Tänze. Laue Luft. Und die Herzhände prangen hoch über den Köpfen. So geht Sommer in Hamburg.