Hamburg. Zackig, tanzbar und witzig begeisterten Beth Ditto und ihre Band 3000 Fans im Hamburger Stadtpark. Am Ende wurde gepfiffen.

Lange Zeit war die Liebe zwischen der US-Rockband Gossip und ihren Hamburger Fans eine Fernbeziehung. Bis zum Konzert am Mittwoch im Stadtpark war das Trio um Sängerin Beth Ditto zwölf lange Jahre nicht mehr in der Hansestadt zu erleben. 2010 spielte Gossip im Stadtpark und 2012 in der Sporthalle, 2016 löste sich die Band auf. 

Man kann jetzt nicht sagen, dass die Trennung eine schlechte Idee war. Den kurzen Höhepunkt des Erfolges hatten Beth Ditto, Multiinstrumentalist Nathan Howdeshell und Schlagzeugerin Hannah Blilie schon 2009 mit dem Album „Music For Men“ erreicht, besonders populär waren sie in Deutschland, wo sich die Single „Heavy Cross“ zwei Jahre in den Charts hielt. In ihrer Heimat spielte die 1999 in Olympia gegründete und später nach Portland umgezogene Band nie eine Rolle. Beth Ditto hatte also guten Grund, nach dem bis dahin letzten Album „A Joyful Noise“ 2012 den Rummel um den body-positiven Umgang mit ihrer Rubensfigur und ihr Charisma für eine Solo-Karriere im Pop- und Modebereich zu nutzen. 

Gossip im Stadtpark: Nach sechs Jahren ist Beth Dittto zurück auf einer Hamburger Bühne

Aber nach einer Gossip-Jubiläums-Reunion 2019 und dem Umschmieden von Dittos geplantem zweiten Solo-Album zur Gossip-Comeback-Platte „Real Power“ – dieses Jahr sind sie wieder da, und auch das ist keine schlechte Idee. Mit „Listen Up!”, „Four Letter Word“, „Act Of God“ und witzigen Ansagen („Ich liebe Hamburg, für Berlin bin ich nicht cool genug. Wie heißt hier der Sexclub?“) zeigen Ditto, Howdeshell und Blilie sowie Bassist Ted Kwo und Gitarristin und Keyboarderin Bijoux Cone, dass ihr zackiger, tanzbarer Indie-Rock und Post-Punk keinen Staub angesetzt hat. 

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Das Publikum hört „Give It Up For Love“, „Men In Love“, „Move In The Right Direction“ und „Standing In The Way Of Control” ebenso gern wie ein laut von Ditto gebrülltes „Schuuulz!“ nach einem Rülpser. Gelernt ist gelernt. „Moin, Moin.“ Deutschland bleibt eine sichere Bank für Gossip, was man auch daran sieht, dass das Konzert aus der Großen Freiheit 36 nach Winterhude verlegt wurde, um statt 1500 ordentliche 3000 Fans mit Tickets zu versorgen. „Dank Deutschland konnte ich meiner Mutter ein Haus kaufen“, sagt Ditto, schon vorher zieht sie ihren Hut in Form ihrer roten Perücke und verleiht sie bei „Crazy Again“ für Selfies in die ersten Reihen.

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Und die kriegen ihre Belohnung für zwölf Jahre langes Warten (Dittos Soloshow 2018 im Stadtpark nicht eingerechnet) in Form von „Heavy Cross“. Die tackernden und klingelnden Gitarren und Dittos Urschreie tanzen Step-Rock, immer noch eine tolle Nummer. Aber auch die letzte nach 90 Minuten. Mit „Wind Of Change“ vom Band wird Ditto aber noch mal auf die Bühne gelockt. Sie singt die Scorpions-Ballade tatsächlich beseelt mit, auch die Band kehrt zurück und steigt mit ein. Ein wirklich schräg gepfiffener wie einzigartiger, spontaner Stadtpark-Moment. „Das Lied hat mein Leben verändert“, erklärt Ditto und ergänzt ihn auch noch um „We Are The World“. Dann ist aber wirklich Feierabend, und es ist erst kurz nach 21 Uhr, man könnte es tatsächlich noch in einen Sexclub schaffen, wie immer der hier auch – hüstel – heißt. Vielleicht hat Beth Ditto genau das vor.