Hamburg. Die Kunsthalle zeigt die mit subversivem Humor der Subkultur aufgeladene Arbeit von Werner Nöfer. Aber was hat er nur mit Flippern?

Werner Nöfer ist präsent in Hamburg. Vor mehr als 50 Jahren schuf der 1937 in Essen geborene Grafiker mehrere Arbeiten im öffentlichen Raum der Hansestadt, teils in Zusammenarbeit mit Dieter Glasmacher, von denen einige noch erhalten sind: die riesige Wandmalerei an der Fassade der Diskothek Gruenspan auf der Großen Freiheit etwa, das Wandbild am Eingang des Abaton-Kinos, die Eisbahn in Planten un Blomen. Auch die Kunsthalle besitzt Arbeiten von Nöfer: 1972 schuf er Wandobjekte für den Sockelbereich des Gebäudes, die allerdings beim Bau der Galerie der Gegenwart in den 1990ern entfernt und eingelagert wurden.

Aktuell gibt es Überlegungen, die Nöfer-Objekte wieder am Haus anzubringen. Bis diese Planungen Form annehmen, ist allerdings die Kabinettausstellung „Periskopisch!“ eine Alternative – mehrere Werke des bis zum Jahr 2000 vor allem als Professor an der Fachhochschule Dortmund arbeitenden und heute bei Cuxhaven lebenden Designers sind hier zu sehen. In erster Linie konzentriert sich die von Petra Röttig, Leona Marie Ahrens und Jörg Schilling kuratierte Schau auf Siebdrucke, die Ende der 1960er als demokratisches Medium in Mode kamen. Nöfer nutzte diese Technik, um hochstilisierte, in Richtung Abstraktion gehende Bilder mit den grellen Farben der Pop-Art zu schaffen.

Kunsthallen-Direktor: „Wie bunt 1968 doch war!“

„Wie bunt 1968 doch war!“ ruft Kunsthallen-Direktor Alexander Klar (Jahrgang 1968) angesichts dieses Farbreichtums aus. Was einen Eindruck vom Charakter der Ausstellung vermittelt: „Periskopisch!“ macht Spaß. Weil Nöfer als subkultureller Künstler den hohen Ton des Establishments zu unterlaufen wusste, weil er mit dem marktkritischen Kollektiv Co-Op oder Arbeiten im Kiezumfeld eine frische Stimme in die allzu ernste Designwelt brachte. „Sie waren immer ein großer Freund des Flippers“, spricht Kuratorin Röttig den Künstler direkt an, und tatsächlich: Stilisierte Flipperelemente finden sich immer wieder in seinen Bildern. Und verweisen auf die Technikbegeisterung des Grafikers, eine Technikbegeisterung freilich, die hier spielerisch daherkommt, mit dem subversiven Humor der Subkultur.

Die Technik taucht immer wieder auf, selbst in Landschaftsbildern wie „Doppel-Cash“ (1969/70) oder „Perspektive“ (1967). Weil Nöfer die Landschaft immer durch technische Objekte beobachtet, durch Ferngläser, Messinstrumente oder auch durch das titelgebende Periskop, ein Sehrohr. Selbst die einzig zeitgenössische Arbeit in der Ausstellung, das Aquarell „Landschaft mit iPhone I“ (2022), zeigt Berge, Wiesen, Felder nur auf einem Bildschirm. Vielleicht ist das ein kulturkritisches Motiv, das Natur nur als technologisch vermitteltes Zeichen denken kann, vielleicht aber schlägt hier auch der Gebrauchsgrafiker durch, der in Icons und Logos denkt.

Was fehlt: die zuvor erwähnten Kunsthallen-Arbeiten, die werden wie alle Werke im öffentlichen Raum nur dokumentiert. Tatsächlich sind sie ab 1. Juni aber ebenfalls ausgestellt – allerdings nicht am angestammten Ort, sondern in der Gleishalle im Oberhafen.

„Periskopisch! Werner Nöfers Grafik zwischen Pop und Agitation“ Bis 24. September, Hamburger Kunsthalle, Glockengießerwall 5, www.hamburger-kunsthalle.de. Der Katalog kostet 36 Euro