Hamburg. Arbeit der Hamburger Theater-Ausstatter David Hohmann und Eva Humburg ist nicht möglich. Was machen sie, wie geht es ihrer Branche?
David Hohmann steht in seinem Atelier in einer ehemaligen Dosenfabrik in Altona. Es ist ein Tag mitten in der Woche, eine leichte Schneeschicht liegt über Hamburg, die Maschinerien der großen wie kleinen Opernhäuser und Theater stehen still. „Bis letzte Woche war ich noch recht optimistisch. Gestern wurden gleich zwei Theaterprojekte für den kommenden Sommer verschoben beziehungsweise abgesagt“, sagt der Bühnenbildner und ringt sich trotz allem ein Lächeln ab. „Ich glaube, die Pandemie fängt für die freischaffenden Künstler erst noch an.“
Der Bühnenbildner rechnet nicht mit baldiger Besserung
Hohmann ist europaweit stark gefragt, gut im Geschäft, bestens vernetzt und keiner, der leichtfertig klagt. Das vergangene Jahr hat Hohmann noch ganz gut überstanden. Von vier Aufträgen (Nürnberg, Klagenfurt, Stuttgart und die Produktion „Fucking Åmål“ in der Regie von Alexander Riemenschneider an der Hamburgischen Staatsoper) wurden zwei auf 2021 verschoben. „Das Finanzielle ist ja das eine. Ich verdiene gut. Was nervt sind die unerfüllten Projekte, die in der Schublade oder im Mülleimer landen“, sagt er. „Da beginnt man und weiß nicht, ob es je eine Premiere gibt. Das kann sich auch auf die Motivation der Künstler auswirken.“ Mittlerweile werde aber schon die Verschiebung verschoben und die nächsten Projekte wackeln. Noch ist er entschlossen, sich davon nicht unterkriegen zu lassen.
Das trifft auch auf Eva Humburg zu. Die Bühnen- und Kostümbildnerin, mehrfach preisgekrönt mit rund 150 Bühnenbildern und seit vielen Jahren unter anderem an den Hamburger Kammerspielen, dem Ernst Deutsch Theater und dem St. Pauli Theater erfolgreich, wurde nach zwei Wochen durch den ersten Lockdown mitten in den Proben von „Träum weiter“, (Regie Mohammad-Ali Behboudi) für das Ernst Deutsch Theater unterbrochen. Das fertige Weihnachtsmärchen „Der Froschkönig“ in der Regie von Hartmut Uhlemann, für das sie das Bühnenbild kreierte, kam dann beim zweiten Lockdown unter die Räder. „Wir hatten eine wunderbare Generalprobe.
Aussichten sind nicht rosig
Jetzt steht es fertig gebaut im Theater, das dafür ja eigentlich gar keinen Platz hat.“ Humburg sitzt derzeit in ihrer Küche in Greifswald, das Gespräch findet über Zoom statt, denn seit dieser Spielzeit hat sie das Dasein einer Selbstständigen gegen eine Festanstellung als Ausstattungsleiterin am Theater Vorpommern eingetauscht. Eine Stelle, die es an vielen Theatern gar nicht mehr gibt. „Ich schaue gerne über den Tellerrand hinaus“, sagt sie. Humburg kennt einige Kollegen, die sich Geld von Freunden oder Bekannten leihen mussten. „Für mich ist es ganz toll, dass ich einen festen Job habe. Ich habe mit vielen Kollegen gesprochen, die jetzt im luftleeren Raum hängen und das schlimmste kommt erst noch“, sagt sie.
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David Hohmann hätte eigentlich demnächst Probenbeginn in Dresden. Eine Produktion in Dijon fällt wahrscheinlich aus. Die Aussichten sind nicht eben rosig. Das geht auch dem Gelassensten irgendwann an die Substanz. Hohmann, verheiratet, Vater von drei Kindern, hat alle Fahrräder repariert, in der Wohnung ein Zimmer für seine jüngste Tochter abgetrennt. Er rechnet nicht mit großen Verbesserungen der
Lage bis November. Und bis dahin? Bleibt Zeit für sein Hobby: eigene Bienenstöcke. Und das Prinzip Hoffnung.
Wie soll man einen Dracula-Biss mit Abstand zeigen?
Eva Humburg hatte bislang keine Zeit für große Renovierungs- oder Entrümpelungsaktionen. An ihrer neuen Wirkungsstätte ist sie voll eingespannt. „Ich weiß gar nicht, wie lange wir nicht spielen müssen, dass ich sagen könnte, ich habe wirklich nichts mehr zu tun“, sagt Humburg. „Die Lustige Witwe“ ist bis zur Klavierhauptprobe gekommen. Nun soll „Dracula“ geprobt werden. Das Bühnenbild steht, wenn auch noch nicht ganz fertig gemalt. Bei der Inszenierung gilt es, Abstandsregeln einzuhalten.
Corona: Diese Testverfahren gibt es
- PCR-Test: Weist das Virus direkt nach, muss im Labor bearbeitet werden – hat die höchste Genauigkeit aller Testmethoden, ist aber auch die aufwendigste
- PCR-Schnelltest: Vereinfachtes Verfahren, das ohne Labor auskommt – gilt als weniger zuverlässig als das Laborverfahren
- Antigen-Test: weniger genau als PCR-(Schnell)Tests, dafür zumeist schneller und günstiger. Laut RKI muss ein positives Testergebnis durch einen PCR-Test überprüft werden, ein negatives Ergebnis schließt eine Infektion nicht aus, insbesondere, wenn die Viruskonzentration noch gering ist.
- Antigen-Selbsttest: Die einfachste Test-Variante zum Nachweis einer Infektion mit dem Coronavirus. Wird nicht von geschultem Personal, sondern vom Getesteten selbst angewandt. Gilt als vergleichsweise ungenau.
- Antikörper-Test: Weist keine akute, sondern eine überstandene Infektion nach – kann erst mehrere Wochen nach einer Erkrankung sinnvoll angewandt werden
- Insgesamt stellt ein negatives Testergebnis immer eine Momentaufnahme dar und trifft keine Aussagen über die Zukunft
„Das ist eine Herausforderung. Wie soll man einen Dracula-Biss mit Abstand zeigen?“ Zwei Bilder fallen schon weg. Das hat Folgen für die Übergänge. Außerdem schneidet Humburg Filme, baut Modelle für die nächste Spielzeit für eine Oper und ein kleines Ballett. Dennoch freut sie sich, weiterhin Gastierurlaub für künftige Arbeiten in Hamburg zu erhalten. „Am Ernst Deutsch Theater bin ich zu Hause. Das ist mein Heimattheater.“
1,2 Millionen Menschen arbeiten im Kulturbereich
So wie Humburg profitiert auch David Hohmann von den guten Jahren, dem engen Kontakt etwa zu Raimund Bauer, seinem Bühnenraum-Professor, bei dem er an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg einen Abschluss mit Auszeichnung ablieferte. Mit dem Regisseur Alexander Riemenschneider verbindet ihn eine langjährige Arbeitsbeziehung unter anderem am Jungen Schauspielhaus. Hohmann entwickelt in der Regel drei Arbeiten pro Jahr, meist werden es jedoch vier. Damit ist er ausgelastet. Im Augenblick genießt der Bühnenbildner die Nähe zur Familie. Normalerweise ist er ein halbes Jahr beruflich auf Reisen. Die Zukunft allerdings ist ungewiss.
Maskenpflicht: die wichtigsten Fragen und Antworten
Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Maskenpflicht im Überblick:
Welche Typen von medizinischen Masken gibt es?
- OP-Masken: Mehrlagige Masken, die einen besseren Schutz als einfache Stoffmasken bieten.
- FFP2-Masken: Müssen 94 Prozent aller Aerosole zurückhalten, um die Norm zu erfüllen.
- FFP3-Masken: Müssen laut Norm 99 Prozent der Aerosole zurückhalten.
- KN95-, N95-, P2-, D2- oder CPA-Masken: Importierte Masken, die vereinfachte Prüfverfahren durchlaufen, beim Bezug über die Apotheke aber etwa gleichwertigen Schutz wie FFP2-Masken bieten.
Kann ich die Masken mehrfach verwenden?
- OP-Masken sind reine Wegwerfprodukte, die spätestens dann entsorgt werden sollten, wenn sie durchfeuchtet sind.
- FFP2-Masken sind offiziell nur dann wiederverwendbar, wenn sie herstellerseitig mit einem "R" gekennzeichnet wurden. Laut Forschern der Uni Münster können aber auch Einweg-FFP-2-Masken ("NR") bis zu fünf Mal verwendet werden, wenn man sie für mindestens eine Woche an der Luft trocknet, bevor man sie wieder verwendet. Die Trocknung im Ofen ist umstritten.
- Desinfektionsmittel zerstören die Filtereigenschaften der Maske und machen sie unbrauchbar
Was muss ich beim Kauf von Masken beachten?
- Beim Kauf im Einzelhandel oder im Internet ist bei OP-Masken und FFP2-Masken auf das CE-Zeichen und eine vierstellige Nummer zu achten. Diese gibt die Prüfstelle an und kann im Internet überprüft werden.
- Masken mit Ventil sind in Hamburg nicht erlaubt: Sie vereinfachen zwar das Atmen, geben die Luft aber ungefiltert an die Umwelt ab - bieten also zwar Eigen-, aber keinen Fremdschutz.
Was kosten medizinische Masken?
Mit der Einführung der erweiterten Maskenpflicht steigen auch die Preise für Masken teilweise stark an – FFP2-Masken kosten normalerweise zwischen 3 und 7 Euro pro Stück, OP-Masken sind zum Teil für deutlich weniger als einen Euro pro Stück im Paket zu bekommen. Vorsicht ist bei besonders günstigen Angeboten besonders im Internet geboten: Dahinter könnten ungeprüfte Importe oder Ausschussware stecken, die nicht denselben Schutz bieten wie eine zertifizierte Maske.
Was ist beim Tragen der Masken zu beachten?
- OP-Masken sitzen relativ lose. Der Sitz kann verbessert werden, wenn man sie mit einer Stoffmaske kombiniert.
- FFP2-Masken müssen eng anliegen, damit sie ihre volle Filterwirkung entfalten. Dann wird aber auch das Atmen spürbar anstrengender. Ein Vollbart verhindert den korrekten Sitz der Maske.
- Allgemein gilt, dass Masken spätestens ausgetauscht werden müssen, wenn sie feucht sind.
- Benutzte Masken nicht an der Filterfläche berühren: Etwaig aufgenommene Viren geraten dann an die Hände. Die Masken sollten nur an den Bändern berührt werden.
Weitere Fragen beantwortet unser großer Überblick zum Thema FFP2-Masken
Es stört ihn, dass in der öffentlichen Wahrnehmung der Eindruck von einer Handvoll lustiger Freiberufler entstehe. Und immer nur die Bedeutung der Autobranche betont wird, obwohl im Kulturbereich mit 1,2 Millionen verglichen mit 800.000 deutlich mehr Menschen beschäftigt sind. Menschen, die wie er einen Beruf gelernt haben. Sein Beruf ist das Denken, eine Idee dazu zu entwickeln, was ein Stück braucht. In Zürich wird er in Kürze noch einen Entwurf abgeben.
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„Gerade merkt man besonders, dass Theater erst im Zusammenspiel mit dem Publikum entsteht“, sagt er. Das weiß auch Eva Humburg, die gerne und viel mit Video arbeitet. Ein Ersatz für Theater könne das aber nicht sein: „Theater ist ein Live-Erlebnis. Bei den Streamings sind zum Teil peinliche Ergebnisse herausgekommen. Da spürt man nichts.“ Humburg wird sich wieder in Proben stürzen, ohne zu wissen, wann „Dracula“ jemals herauskommen kann. „Träum weiter“ ist auf diesen Herbst geschoben worden. Und „Der Froschkönig“? Soll im Frühjahr im Ernst Deutsch Theater herauskommen. Als Ostermärchen.