Kamala Harris ist die erste afro- und asienamerikanische Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika. Ein lesenswertes Buch.
Wer US-Fernsehserien schaut, der weiß, dass die Karrieren amerikanischer Politiker nicht selten über hohe juristische Posten gehen. Wer als Staatsanwalt gearbeitet hat, ist dabei charakterlich, fachlich und erfahrungsmäßig so ziemlich das Gegenteil vom politischen Quereinsteiger, der vorher Reality TV gemacht hat.
Kamala Harris war Staatsanwältin in Kalifornien, Bezirksstaatsanwältin in San Francisco und Generalstaatsanwältin ihres Bundesstaats. Seit dem 20. Januar ist sie die erste afro- und asienamerikanische Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika. Als solche ist sie, sowohl was die Herkunft ihrer Eltern als auch was ihr Geschlecht angeht, die derzeit interessanteste Person in der Politik. Vermutlich weltweit.
Kamala Harris: „Der Wahrheit verpflichtet. Meine Geschichte“
Deshalb erscheint nun auf Deutsch und damit zwei Jahre nach dem Original – bei der Veröffentlichung der englischsprachigen Ausgabe lag die Vizepräsidentschaft noch in verhältnismäßig weiter Ferne – Kamala Harris’ autobiografisches Buch „Der Wahrheit verpflichtet. Meine Geschichte“ (Siedler, 22 Euro).
Es ist unbedingt lesenswert, weil es vom guten Amerika erzählt. Das gute Amerika ist all das, was das Trump-Amerika nicht ist – versteht sich von selbst. Der Text ist ein politischer Rechenschaftsbericht, der von Harris’ Wahlkämpfen, ihren juristischen und politischen Jobs erzählt und neben dem beruflichen auch ein wenig vom privaten Werdegang, der sie auf den inoffiziellen Posten der hoffnungsvollsten politischen Figur der Gegenwart führte.
Harris in Bürgerrechtsbewegung aufgewachsen
Grundzutaten einer solchen politischen Erzählung, in der viel von Idealen, Maximen und Zielen die Rede ist und den Mühlen der Demokratie, in denen sich jene bewähren und durchsetzen müssen, sind stets die persönlichen Prägungen.
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Harris kam 1964 als Tochter zweier Wissenschaftler in Oakland zur Welt. Ihre in Indien geborene Mutter arbeitete in der Brustkrebsforschung, der aus Jamaika stammende Vater war Wirtschaftsprofessor in Stanford. Mit ihrer jüngeren Schwester wuchs Harris bei der früh in der Bürgerrechtsbewegung aktiven Mutter auf.
Harris macht klar, was sich in Amerika ändern muss
Sie brachte ihren Töchtern bei, erzählt Harris, dass „Das ist zu schwer!“ nie eine Option ist. Und außerdem „dass unser eigener Erfolg auch daran gemessen wird, was wir zum Erfolg anderer beitragen“. Klingt nach einem genuin weiblichen Credo.
Harris unterrichtet ihre Leserinnen und Leser über das, was sich ihrer Meinung nach im Land ändern muss. Es äußert sich eine progressiv denkende Politikerin, der es nicht um Identitätspolitik geht; nun ist sie an den Schalthebeln der Macht, Ausgang offen.